Shocker
Die kleine Filmschmiede „Alive Films“hat das Autorenkino in Hollywood fast im Alleingang salonfähig gemacht. Zu einer Zeit, in der Gremien und Studiobosse über Drehbuch, Cast und im Extremfall sogar einzelne Szenen bestimmten (was auch heute leider noch so ist), ließ das Independent-Studio seinen Regisseuren quasi freie Hand bei ihren Projekten. Zu den wenigen Horrorfilmen, die dort entstanden, zählte neben dem erfolgreichen Trash-Klassiker „Sie leben!“auch „Shocker“vom verstorbenen Genre-Altmeister Wes Craven. Doch vielleicht hätte hier mal etwas Studioeinfluss gut getan. Denn selbst für einen überzeichneten Slasher-Streifen aus den 1980ern mit übernatürlichem Science-Fiction-Einschlag und einem metalgeprägten Soundtrack ist das Filmerlebnis ziemlich wirr und ungelenk erzählt, oft unfreiwillig komisch und leider auch nicht sonderlich s(c)hockierend.
Der Tod ist erst der Anfang
Der lahm inszenierte Plot dreht sich um den Serienkiller Horace Pinker (Mitch Pileggi), der in Los Angeles zahlreiche Familien getötet hat. Als der leitende Detective Don Parker (Michael Murphy) dem blutdurstigen TV-Monteur langsam auf die Schliche kommt, bringt dieser Parkers Familie kurzerhand um. Nur der Adoptivsohn und College-Footballspieler Jonathan (Peter Berg) bleibt verschont, denn dieser hat eine übernatürliche Verbindung zu Pinker. In seinen Träumen sieht er die Morde, während sie geschehen und trägt so letztendlich zur Verhaftung des Killers bei. Doch selbst nach dessen Exekution auf dem elektrischen Stuhl hört das Töten nicht auf, denn Pinker ist zu purer Elektrizität geworden und kann nun von Menschen Besitz ergreifen. Nur Jonathan kann ihn noch aufhalten.
Die Gefahr aus dem Fernseher
„Shocker“leiht sich viele bekannte Horror- und Sci-Fi-Elemente und wirkt über lange Zeit eher wie ein schlechtes Derivat von Cravens „Nightmare – Mörderische Träume“, in dem auch ein übernatürlicher Killer sein Unwesen treibt. Doch den Vergleich zum Kultschocker verliert der Film in jedem Bereich. Zum einen dauert es seine Zeit, bis die hanebüchene Prämisse etabliert wird, zum anderen fehlen „Shocker“die wirklichen Gruselmomente. Pinkers abstruse Fähigkeiten werden zudem nie richtig erklärt, wodurch die abgedrehte, aber immerhin schön blutig präsentierte Story spätestens im Finale dann komplett ins Lächerliche abdriftet. Passend dazu ist Mitch Pileggis sehr physische Performance komplett überzogen und lässt Nicholsons Jack Torrance wie einen normalen Typen aussehen. Der junge Peter Berg liefert dagegen eine wirklich hölzerne Leistung ab und reagiert meist nur ungläubig auf seine Umgebung.
Elektrisierende Präsenz
Immerhin sehen die trashigen Spezialeffekte auf 80er-Jahre-Niveau selbst nach der HD-Portierung des Films noch ganz annehmbar aus. Zumindest bildlich hat „Shocker“sein Blu-ray-Release also ganz gut hinbekommen. Kontrastwerte und Farbgebung sind ohne große Makel, einzig bei der Schärfe muss man leichte Abstriche machen. Die Tonspur ist zwar nur in Stereo abgemischt, blechern oder gar knarzig ist hier aber nur selten etwas. Ein kleines Highlight ist wiederum das Bonusmaterial, das teilweise extra für die Veröffentlichung produziert wurde und mit mehreren Interviews (darunter auch „Alive“-Gründer Shep Gordon) sowie einer Kurz-Doku über die Musik des Films aufwartet.