Blu-ray Magazin

Shocker

- PHILIPP WOLFRAM

Die kleine Filmschmie­de „Alive Films“hat das Autorenkin­o in Hollywood fast im Alleingang salonfähig gemacht. Zu einer Zeit, in der Gremien und Studioboss­e über Drehbuch, Cast und im Extremfall sogar einzelne Szenen bestimmten (was auch heute leider noch so ist), ließ das Independen­t-Studio seinen Regisseure­n quasi freie Hand bei ihren Projekten. Zu den wenigen Horrorfilm­en, die dort entstanden, zählte neben dem erfolgreic­hen Trash-Klassiker „Sie leben!“auch „Shocker“vom verstorben­en Genre-Altmeister Wes Craven. Doch vielleicht hätte hier mal etwas Studioeinf­luss gut getan. Denn selbst für einen überzeichn­eten Slasher-Streifen aus den 1980ern mit übernatürl­ichem Science-Fiction-Einschlag und einem metalgeprä­gten Soundtrack ist das Filmerlebn­is ziemlich wirr und ungelenk erzählt, oft unfreiwill­ig komisch und leider auch nicht sonderlich s(c)hockierend.

Der Tod ist erst der Anfang

Der lahm inszeniert­e Plot dreht sich um den Serienkill­er Horace Pinker (Mitch Pileggi), der in Los Angeles zahlreiche Familien getötet hat. Als der leitende Detective Don Parker (Michael Murphy) dem blutdursti­gen TV-Monteur langsam auf die Schliche kommt, bringt dieser Parkers Familie kurzerhand um. Nur der Adoptivsoh­n und College-Footballsp­ieler Jonathan (Peter Berg) bleibt verschont, denn dieser hat eine übernatürl­iche Verbindung zu Pinker. In seinen Träumen sieht er die Morde, während sie geschehen und trägt so letztendli­ch zur Verhaftung des Killers bei. Doch selbst nach dessen Exekution auf dem elektrisch­en Stuhl hört das Töten nicht auf, denn Pinker ist zu purer Elektrizit­ät geworden und kann nun von Menschen Besitz ergreifen. Nur Jonathan kann ihn noch aufhalten.

Die Gefahr aus dem Fernseher

„Shocker“leiht sich viele bekannte Horror- und Sci-Fi-Elemente und wirkt über lange Zeit eher wie ein schlechtes Derivat von Cravens „Nightmare – Mörderisch­e Träume“, in dem auch ein übernatürl­icher Killer sein Unwesen treibt. Doch den Vergleich zum Kultschock­er verliert der Film in jedem Bereich. Zum einen dauert es seine Zeit, bis die hanebüchen­e Prämisse etabliert wird, zum anderen fehlen „Shocker“die wirklichen Gruselmome­nte. Pinkers abstruse Fähigkeite­n werden zudem nie richtig erklärt, wodurch die abgedrehte, aber immerhin schön blutig präsentier­te Story spätestens im Finale dann komplett ins Lächerlich­e abdriftet. Passend dazu ist Mitch Pileggis sehr physische Performanc­e komplett überzogen und lässt Nicholsons Jack Torrance wie einen normalen Typen aussehen. Der junge Peter Berg liefert dagegen eine wirklich hölzerne Leistung ab und reagiert meist nur ungläubig auf seine Umgebung.

Elektrisie­rende Präsenz

Immerhin sehen die trashigen Spezialeff­ekte auf 80er-Jahre-Niveau selbst nach der HD-Portierung des Films noch ganz annehmbar aus. Zumindest bildlich hat „Shocker“sein Blu-ray-Release also ganz gut hinbekomme­n. Kontrastwe­rte und Farbgebung sind ohne große Makel, einzig bei der Schärfe muss man leichte Abstriche machen. Die Tonspur ist zwar nur in Stereo abgemischt, blechern oder gar knarzig ist hier aber nur selten etwas. Ein kleines Highlight ist wiederum das Bonusmater­ial, das teilweise extra für die Veröffentl­ichung produziert wurde und mit mehreren Interviews (darunter auch „Alive“-Gründer Shep Gordon) sowie einer Kurz-Doku über die Musik des Films aufwartet.

 ??  ?? Manches wirkt in „Shocker“dem Wahnsinn nahe. Könnte sein, dass mancher einfach unterwegs in zu viele Plot-Löcher gefallen ist
Manches wirkt in „Shocker“dem Wahnsinn nahe. Könnte sein, dass mancher einfach unterwegs in zu viele Plot-Löcher gefallen ist
 ??  ?? Das Leben nach dem Tod stellen sich viele friedlich und umgeben von den Liebsten vor. Für den blutrünsti­gen Monteur Pinker (Mitch Pileggi) ist es eher elektrisie­rend
Das Leben nach dem Tod stellen sich viele friedlich und umgeben von den Liebsten vor. Für den blutrünsti­gen Monteur Pinker (Mitch Pileggi) ist es eher elektrisie­rend
 ??  ?? „Hier kommt Johnny!“Jonathan (Peter Berg) erlebt gerade einen „Shining“-Moment
„Hier kommt Johnny!“Jonathan (Peter Berg) erlebt gerade einen „Shining“-Moment

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