The Editor
The Editor“ist ein Film, wie man ihn nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Zumindest nicht mehr. Er ist weder ganz Horror, noch ganz Komödie und nimmt sich zu keiner Minute selbst ernst. Produziert wurde „The Editor“von „Astron-6“, einem fünfköpfigen kanadischen Produktionsteam. Die Filme von „Astron-6“, wie „Manborg“oder „Father‘s Day“sind stets eine Hommage an vergangene Jahrzehnte des Filmemachens. Besonders die 1980er haben es ihnen angetan. Mit „The Editor“reisen sie noch ein Jahrzehnt weiter zurück und bedienen sich am italienischen „Giallo“. In Italien wird der Begriff für Thriller aller Herkunft verwendet, die Elemente aus Horror und Mystery aufweisen. International gilt er spezifischer für italienische Thriller, die typische Merkmale aufweisen und Subgenres des Horrors mit Krimi, Übernatürlichem und Erotik vermischen. „Astron-6“verbinden all diese Elemente und versetzten den Zuschauer zurück in die Hochzeit italienischer Thriller. Jede Kameraeinstellung, jeder Zoom, jede Nah- und Weitaufnahme ist eine Hommage an das Genre. Was auf den ersten Blick veraltet wirken kann, stellt sich als schöne Komposition der Filmtechnik heraus und lässt sie in modernen Produktionen vermissen. Auch jede Frisur, jedes Outfit und jedes Set ist daran angepasst. Der Film wandelt damit auf einem schmalen Grat zwischen einem spannenden „Whodunit“und offensichtlicher Persiflage. So ist das Frauenbild in „The Editor“ganz und gar altmodisch. Jede weibliche Darstellerin wird in erotischer Pose eingeführt oder direkt vollkommen nackt. Männer diskutieren darüber, dass es richtig ist, eine Frau zu schlagen, nicht aber einen anderen Mann. Und auch über Homosexualität und Behinderungen wird sich bei jeder Gelegenheit amüsiert.
Kleine Produktion, große Wirkung
Der namensgebende Editor (Adam Brooks) verlor während seiner exzessiven Schnittarbeit die Finger an einer Hand. Dennoch ist er der Beste in seinem Fach. Doch als die ersten Leichen am Filmset auftauchen, fällt der Verdacht sofort auf ihn. Auch den Leichen fehlen die Finger. Schon bald ist ihm ein talentloser Ermittler auf der Spur, rücksichtslose Darsteller und Produzenten wollen die Situation auszunutzen und er selbst droht, den Verstand zu verlieren.
„The Editor“holt alles aus einer kleinen Produktion heraus. Die Effekte sind praktisch und nutzen viel Blut und Gewalt. Dank interessanter Kamerawinkel und abwechslungsreicher Beleuchtung werden immer wieder schöne Bilder erzeugt. Auf Realismus wird nur wenig Wert gelegt. Zuweilen wird es sogar surreal, wenn der Editor beispielsweise in seinen Badspiegel gezogen wird und von einem anderen Ort aus, den nächsten Mord beobachtet. Die Regisseure sind hier selbst die Darsteller. In einem mehr als einstündigen Extra verraten „Astron-6“dann auch eine Menge über den Entstehungsprozess des Films. Das größte Highlight ist allerdings der Soundtrack. Wer mehr möchte, der kann sich die Blu-ray übrigens auch als ein limitiertes Mediabook (als #9 der Reihe „Pierrot Le Fou Uncut“) zulegen, inklusive Booklet, Poster und dem Film auf DVD.