Blu-ray Magazin

The Editor

- TONY MENZEL

The Editor“ist ein Film, wie man ihn nicht jeden Tag zu sehen bekommt. Zumindest nicht mehr. Er ist weder ganz Horror, noch ganz Komödie und nimmt sich zu keiner Minute selbst ernst. Produziert wurde „The Editor“von „Astron-6“, einem fünfköpfig­en kanadische­n Produktion­steam. Die Filme von „Astron-6“, wie „Manborg“oder „Father‘s Day“sind stets eine Hommage an vergangene Jahrzehnte des Filmemache­ns. Besonders die 1980er haben es ihnen angetan. Mit „The Editor“reisen sie noch ein Jahrzehnt weiter zurück und bedienen sich am italienisc­hen „Giallo“. In Italien wird der Begriff für Thriller aller Herkunft verwendet, die Elemente aus Horror und Mystery aufweisen. Internatio­nal gilt er spezifisch­er für italienisc­he Thriller, die typische Merkmale aufweisen und Subgenres des Horrors mit Krimi, Übernatürl­ichem und Erotik vermischen. „Astron-6“verbinden all diese Elemente und versetzten den Zuschauer zurück in die Hochzeit italienisc­her Thriller. Jede Kameraeins­tellung, jeder Zoom, jede Nah- und Weitaufnah­me ist eine Hommage an das Genre. Was auf den ersten Blick veraltet wirken kann, stellt sich als schöne Kompositio­n der Filmtechni­k heraus und lässt sie in modernen Produktion­en vermissen. Auch jede Frisur, jedes Outfit und jedes Set ist daran angepasst. Der Film wandelt damit auf einem schmalen Grat zwischen einem spannenden „Whodunit“und offensicht­licher Persiflage. So ist das Frauenbild in „The Editor“ganz und gar altmodisch. Jede weibliche Darsteller­in wird in erotischer Pose eingeführt oder direkt vollkommen nackt. Männer diskutiere­n darüber, dass es richtig ist, eine Frau zu schlagen, nicht aber einen anderen Mann. Und auch über Homosexual­ität und Behinderun­gen wird sich bei jeder Gelegenhei­t amüsiert.

Kleine Produktion, große Wirkung

Der namensgebe­nde Editor (Adam Brooks) verlor während seiner exzessiven Schnittarb­eit die Finger an einer Hand. Dennoch ist er der Beste in seinem Fach. Doch als die ersten Leichen am Filmset auftauchen, fällt der Verdacht sofort auf ihn. Auch den Leichen fehlen die Finger. Schon bald ist ihm ein talentlose­r Ermittler auf der Spur, rücksichts­lose Darsteller und Produzente­n wollen die Situation auszunutze­n und er selbst droht, den Verstand zu verlieren.

„The Editor“holt alles aus einer kleinen Produktion heraus. Die Effekte sind praktisch und nutzen viel Blut und Gewalt. Dank interessan­ter Kamerawink­el und abwechslun­gsreicher Beleuchtun­g werden immer wieder schöne Bilder erzeugt. Auf Realismus wird nur wenig Wert gelegt. Zuweilen wird es sogar surreal, wenn der Editor beispielsw­eise in seinen Badspiegel gezogen wird und von einem anderen Ort aus, den nächsten Mord beobachtet. Die Regisseure sind hier selbst die Darsteller. In einem mehr als einstündig­en Extra verraten „Astron-6“dann auch eine Menge über den Entstehung­sprozess des Films. Das größte Highlight ist allerdings der Soundtrack. Wer mehr möchte, der kann sich die Blu-ray übrigens auch als ein limitierte­s Mediabook (als #9 der Reihe „Pierrot Le Fou Uncut“) zulegen, inklusive Booklet, Poster und dem Film auf DVD.

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 ??  ?? „Au nein, meine Finger! Auf dem Cover stand doch eigentlich UNCUT!!“scheint der geplagte Editor Ray Cisco (Adam Brooks) hier zu sagen. Offenbar muss er den richtigen Umgang mit der Bastel-Schere erst noch lernen
„Au nein, meine Finger! Auf dem Cover stand doch eigentlich UNCUT!!“scheint der geplagte Editor Ray Cisco (Adam Brooks) hier zu sagen. Offenbar muss er den richtigen Umgang mit der Bastel-Schere erst noch lernen
 ??  ?? Udo Kier spielt Dr. Casini und schaut sich seinen Patienten erst einmal genauer an
Udo Kier spielt Dr. Casini und schaut sich seinen Patienten erst einmal genauer an
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