To The Ends Of The Earth
Benedict Cumberbatchs schnittiges Antlitz ziert Kinoleinwände und Fernsehbildschirme weit und breit. Seine Ausstrahlung scheint eine Mischung aus adeliger Arroganz, intelligentem Witz und britischem Charme mit einer kleinen Prise süffisanter Spitzbübigkeit zu sein. Wer möchte also nicht eine junge Version dieses Bildes von einem Mann reihern sehen? Dieser zugegeben wenig würdevolle Anblick bietet sich zu Beginn des ersten Teils der britischen Miniserie „To The Ends Of The Earth“, nach der gleichnamigen Trilogie des Autoren William Golding. Cumberbatch spielt den jungen Edmond Talbot, einen Aristokraten der sich im Jahre 1812 mit dem Schiff auf die Reise gen Australien macht. Weder die Unterkunft an sich, noch die Eigenschaften einer Seereise sind das, was er sich vorgestellt hat. Aber nicht nur der Wellengang wird ihm von nun an ein bewegtes Leben bescheren. Nachdem sich die erste Übelkeit verflüchtigt hat, stellt sich eine gewisse Lethargie ein. Die monatelange Überfahrt hält wenige Abwechslungen bereit neben einer kleinen Affäre, den Sticheleien der Mannschaft gegenüber dem Geistlichen Mr. Colley (Daniel Evans) und dem alltäglichen, kleinen Alkoholrausch. Die Stimmung auf dem Schiff wird zunehmend düster und beklemmend. Schon bald tun sich am Beispiel Colley Abgründe auf, mit denen Talbot fertig werden muss, zumal er selbst nicht ganz unschuldig daran ist. Etwas Abwechslung bringt das Zusammentreffen mit einem anderen Schiff und es keimt fast etwas Romantik auf. Diese wird dicht gefolgt von Wahnsinn und Ernüchterung. Generell ist die Reise nach Australien dreckig und ganz weit weg von einem Gefühl von Zivilisation.
Auf Segeltour
Genau hierin liegt der Reiz: Talbot ist ein Snob und auch die anderen Rollen haben etwas krudes. Einen bedingungslosen Sympathieträger müsste man hier schon mit Nachdruck suchen. Wo man Empathie erwartet, erlebt man zynischen Pragmatismus und nur zwischendurch ein wenig aufkeimenden Anstand. „To The Ends Of The Earth“ist keine inspirierende Aufbruchsgeschichte und meist auch keine fröhliche Schilderung eines Neubeginns. Es ist eine zermürbende, aber doch packende Studie über Menschen, die für eine lange Zeit auf engem Raum miteinander leben müssen und dabei sich und den Elementen ausgeliefert sind. Natürlich könnte man all das noch krasser darstellen, als dies hier getan wurde, aber die Serie vermittelt eindrucksvoll eine Stimmung von Frustration, Lethargie und beengtem Raum. Inwiefern die Darstellung einer Schiffsreise im frühen 19. Jahrhundert realistisch ist, lässt sich ohne Kenntnisse über die Seefahrt nicht sagen. In jedem Fall ist die Serie gut besetzt, denn nicht nur Benedict Cumberbatch ist ein bekanntes Gesicht. Jared Harris, der Captain Anderson spielt, ist vielen als Lane Pryce aus „Mad Men“ein Begriff. Und Sam Neill, den man hier als Mr. Prettiman sieht, war in „Jurassic Park“, „Merlin“und „Die Tudors“zu sehen. Dazu käme noch Charles Dance („Game of Thrones“). Das schauspielerische Niveau ist also generell ziemlich hoch. Bei „To The Ends Of The Earth“handelt es sich um eine etwas ältere Produktion, denn die dreiteilige Miniserie wurde bereits 2005 produziert. Das bedeutet einerseits, dass man in den Genuss eines jungen Cumberbatchs kommt, auf der anderen Seite aber auch, dass man seine Erwartungen an das Bild in diesem Fall herunterschrauben muss. Es wirkt, als ob das Material in einer Qualität gedreht wurde, die für eine TV-Ausstrahlung funktionieren kann. Auf einer Blu-ray zeigt das Bild dann aber eine gewisse Körnung und ist teilweise etwas blass und unscharf – nicht ganz das, was man von einer BBC-Produktion heutzutage so kennt. Der Unterhaltung an sich tut das keinen Abbruch und man lernt modernen Reisekomfort wirklich zu schätzen.