Turn – Washington’s Spies
Zu den bekanntesten AMC-Serien gehören zweifelsohne die Zombie-Kultshow „The Walking Dead“oder das Gangsterepos „Breaking Bad“rund um den Meth-König Walter White. Doch auch für US-historisch interessierte Serienfans hat der amerikanische TV-Sender seit Jahren eine kleine Nische geschaffen: „Turn – Washington’s Spies“.
Die Serie stand hierzulande lange Zeit nur über Amazons Streamingdienst Prime zur Verfügung und galt daher als echter Geheimtipp. Die nun auf Blu-ray erscheinende dritte Staffel hat der AMC-Show rund um den ersten Spionagering während der amerikanischen Revolution im Jahr 1778 aber einen kleinen Quotenerfolg beschert und „Turn“in die Top Ten der erfolgreichsten Dramaserien im US-Kabelfernsehen katapultiert. Zu recht, denn alle Episoden sind sowohl dramaturgisch als auch künstlerisch mehr als gelungen und bieten spannungsgeladene, charaktergetriebene Serienunterhaltung. Zumindest, wenn man sich mit der kleinteiligen Geschichte des Unabhängigkeitskriegs auskennt.
Spione unter sich
Die dritte Staffel nimmt gleich zu Beginn mächtig Fahrt auf und behält das dynamische Momentum aus dem Ende der zweiten Staffel. Der Spionagering in Setauket rund um den ehemaligen Farmer Abraham Woodhull (Jamie Bell) steht kurz davor, durch den skrupellosen, britischen Offizier John Simcoe (Samuel Roukin) enttarnt zu werden und sucht nun auch bei ehemaligen Feinden um Hilfe, die Briten endgültig aus Long Island zu vertreiben. Währenddessen entspinnt sich in Philadelphia ein Ränkespiel um Macht, als der US-General Benedict Arnold (Owain Yeoman) mithilfe des Britischen Geheimdienstes, geleitet von John André (JJ Feild), versucht, seinen Einfluss auf George Washington (Ian Kahn) und den Kriegsverlauf zu erhöhen. Von allen unbemerkt, deckt der Spionagering in New York neue Machenschaften der Briten auf und verhilft den Amerikanern zu bisher ungeahnten Vorteilen.
Geschichte zum Anfassen
Eine der größten Stärken der Serie wird in der dritten Staffel noch deutlicher. Mit historischer Akkuratesse erzählt „Turn“von den vielschichtigen Fronten, an denen Spione und Soldaten damals gleichermaßen kämpften. Ausstattung, Inszenierung und Erzähltempo sind auf Topniveau. Der Fokus der zehn Episoden liegt dieses Mal klar auf den verfeindeten Geheimdiensten, die mithilfe von Täuschung, Verführung, Politik und auch roher Gewalt versuchen, die Gegenseite auszumanövrieren. Im Vergleich zu den bisherigen Staffeln gelingt es den Machern rund um Produzent Craig Silverstein hier sogar noch besser, bisher etwas unterentwickelte Charaktere wie Abrahams Frau Mary (Meegan Warner) und den New Yorker Spion Robert Townsend (Nick Westrate) organisch in die Story einzubinden, ohne die bestehenden Dynamiken aufzuweichen.
Wie bei allen AMC-Produktionen wurde auch in der dritten Staffel von „Turn“bei der Präsentation noch eine Schippe draufgelegt. Gerade die Detailschärfe ist beeindruckend, aber auch die lebendigen Farben sorgen für ein gewisses Film-Flair. Die größte Stärke des Sounds ist dafür seine hohe Dynamik – von den lauten Musketenschüssen bis hin zum leisen Kratzen eines Federkiels beim Verfassen einer geheimen Nachricht ist die Tonkulisse immersiv und wird von einem gut durchmischten Musik-Score begleitet. Einzig bei den Extras hat man dann leider etwas gespart: Zwei kurze Featurettes, mehr gibt es nicht. Vielleicht ändert sich das ja bei der vierten und finalen Staffel, die aktuell im US-Fernsehen wieder ihren Nischenerfolg feiert.