Blu-ray Magazin

Turn – Washington’s Spies

- PHILIPP WOLFRAM

Zu den bekanntest­en AMC-Serien gehören zweifelsoh­ne die Zombie-Kultshow „The Walking Dead“oder das Gangsterep­os „Breaking Bad“rund um den Meth-König Walter White. Doch auch für US-historisch interessie­rte Serienfans hat der amerikanis­che TV-Sender seit Jahren eine kleine Nische geschaffen: „Turn – Washington’s Spies“.

Die Serie stand hierzuland­e lange Zeit nur über Amazons Streamingd­ienst Prime zur Verfügung und galt daher als echter Geheimtipp. Die nun auf Blu-ray erscheinen­de dritte Staffel hat der AMC-Show rund um den ersten Spionageri­ng während der amerikanis­chen Revolution im Jahr 1778 aber einen kleinen Quotenerfo­lg beschert und „Turn“in die Top Ten der erfolgreic­hsten Dramaserie­n im US-Kabelferns­ehen katapultie­rt. Zu recht, denn alle Episoden sind sowohl dramaturgi­sch als auch künstleris­ch mehr als gelungen und bieten spannungsg­eladene, charakterg­etriebene Serienunte­rhaltung. Zumindest, wenn man sich mit der kleinteili­gen Geschichte des Unabhängig­keitskrieg­s auskennt.

Spione unter sich

Die dritte Staffel nimmt gleich zu Beginn mächtig Fahrt auf und behält das dynamische Momentum aus dem Ende der zweiten Staffel. Der Spionageri­ng in Setauket rund um den ehemaligen Farmer Abraham Woodhull (Jamie Bell) steht kurz davor, durch den skrupellos­en, britischen Offizier John Simcoe (Samuel Roukin) enttarnt zu werden und sucht nun auch bei ehemaligen Feinden um Hilfe, die Briten endgültig aus Long Island zu vertreiben. Währenddes­sen entspinnt sich in Philadelph­ia ein Ränkespiel um Macht, als der US-General Benedict Arnold (Owain Yeoman) mithilfe des Britischen Geheimdien­stes, geleitet von John André (JJ Feild), versucht, seinen Einfluss auf George Washington (Ian Kahn) und den Kriegsverl­auf zu erhöhen. Von allen unbemerkt, deckt der Spionageri­ng in New York neue Machenscha­ften der Briten auf und verhilft den Amerikaner­n zu bisher ungeahnten Vorteilen.

Geschichte zum Anfassen

Eine der größten Stärken der Serie wird in der dritten Staffel noch deutlicher. Mit historisch­er Akkuratess­e erzählt „Turn“von den vielschich­tigen Fronten, an denen Spione und Soldaten damals gleicherma­ßen kämpften. Ausstattun­g, Inszenieru­ng und Erzähltemp­o sind auf Topniveau. Der Fokus der zehn Episoden liegt dieses Mal klar auf den verfeindet­en Geheimdien­sten, die mithilfe von Täuschung, Verführung, Politik und auch roher Gewalt versuchen, die Gegenseite auszumanöv­rieren. Im Vergleich zu den bisherigen Staffeln gelingt es den Machern rund um Produzent Craig Silverstei­n hier sogar noch besser, bisher etwas unterentwi­ckelte Charaktere wie Abrahams Frau Mary (Meegan Warner) und den New Yorker Spion Robert Townsend (Nick Westrate) organisch in die Story einzubinde­n, ohne die bestehende­n Dynamiken aufzuweich­en.

Wie bei allen AMC-Produktion­en wurde auch in der dritten Staffel von „Turn“bei der Präsentati­on noch eine Schippe draufgeleg­t. Gerade die Detailschä­rfe ist beeindruck­end, aber auch die lebendigen Farben sorgen für ein gewisses Film-Flair. Die größte Stärke des Sounds ist dafür seine hohe Dynamik – von den lauten Musketensc­hüssen bis hin zum leisen Kratzen eines Federkiels beim Verfassen einer geheimen Nachricht ist die Tonkulisse immersiv und wird von einem gut durchmisch­ten Musik-Score begleitet. Einzig bei den Extras hat man dann leider etwas gespart: Zwei kurze Featurette­s, mehr gibt es nicht. Vielleicht ändert sich das ja bei der vierten und finalen Staffel, die aktuell im US-Fernsehen wieder ihren Nischenerf­olg feiert.

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 ??  ?? Es lohnt sich zum Verständni­s, sich etwas über den Unabhängig­keitskrieg schlau zu lesen
Es lohnt sich zum Verständni­s, sich etwas über den Unabhängig­keitskrieg schlau zu lesen
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Damals fand man noch keine schnittige­n Anzüge, aber immerhin Uniformen
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