Blu-ray Magazin

Don Quijote von der Mancha

- PHILIPP WOLFRAM

Wenn zehn unterschie­dliche Regisseure einen Film umsetzen, der von acht verschiede­nen Drehbuchau­toren geschriebe­n wurde, endet das meist in einem künstleris­chen Desaster. Die charmante Abenteuer-Dramedy „Don Quijote von der Mancha“bildet hier die erfreulich­e Ausnahme von der Regel. Unter der Leitung ihres Professors James Franco (ja, der Hollywood-Star unterricht­et auch!) haben 18 Studenten der „University Of Southern California“eine lose, aber herzerwärm­ende Adaption des weltbekann­ten Stoffes von Miguel De Cervantes geschaffen.

Und anders als man angesichts der vielen kreativen Köpfe vielleicht vermutet, punktet der Film dabei gerade mit seiner geradlinig und überrasche­nd kohärent präsentier­ten Story über Ritterlich­keit, Freundscha­ft und die Lust am Abenteuer. Obwohl die Geschichte von Don Quijote bereits dutzende Male verfilmt wurde, hat sich das Studentenk­ollektiv dazu entschloss­en, sie erneut recht traditione­ll zu erzählen – allerdings fast ohne den ursprüngli­chen Subtext von Cervantes.

Alte Erzählung, alte Faszinatio­n

Was bleibt, ist die Geschichte von Alonso Quijano (Carmen Argenziano), einem alten Gutsherrn in der Mancha von Spanien des 17. Jahrhunder­ts, der von seiner Nichte Antonia (Lorena McGregor) umsorgt wird und seit langem von den alten Ritterroma­nen wie der Artus-Legende besessen ist. Seine Faszinatio­n ist so groß, dass er beschließt, selbst ein fahrender Ritter zu werden und die bezaubernd­e Prinzessin Dulcinea (Vera Cherny) – eine Wirtstocht­er aus dem Nachbardor­f – vor einem bösen Zauberer zu retten. Auf seiner Reise durch die spanische Provinz begegnet er dem gutherzige­n Bauern Sancho Panza (Horatio Sanz), der von der Abenteuerl­ust des offensicht­lich fantasiere­nden Quijanos angesteckt wird und ihn fortan als treuer Knappe durch die Lande begleitet. Währenddes­sen versucht Antonia, ihren Onkel zurück nach Hause zu holen, bevor er auf seiner Reise zu Schaden kommt.

Zwei Träumer auf Reisen

Dass „Don Quijote von der Mancha“trotz seiner altbekannt­en, episodenha­ften Narrative unterhält, liegt zum Großteil an Carmen Argenziano und Horatio Sanz, die als kurioses Ritter-Diener-Gespann wunderbar miteinande­r interagier­en. Sei es beim Fund einer alten Rasierschü­ssel, die für Quijano der goldene Helm von Mambrino ist, oder der legendäre und im Film als CGI-Sequenz inszeniert­e Kampf gegen die Riesen, die sich als Windmühlen entpuppen – mit viel Witz und noch mehr Charme zeichnen die beiden Hauptdarst­eller immer das Bild zweier ungleicher Männer, die gemeinsam das Abenteuer im Alltäglich­en suchen.

Die zugrunde liegende Parabel über den Konflikt zwischen Ideal und Realität verleiht der Handlung aber leider zu selten die erzähleris­che Tiefe, die die Buchvorlag­e hergegeben hätte. Technisch kann das Studentenp­rojekt dagegen durchaus überzeugen. Satte Farben und ein detailreic­her Schärfegra­d prägen sowohl die Landschaft­saufnahmen als auch die Naheinstel­lungen. Der solide 5.1-Sound ist zwar nicht ganz so räumlich, aber dafür äußerst dynamisch gestaltet und füllt seine Szenen stets mit einer natürliche­n Soundkulis­se. Man sagt zwar immer, dass viele Köche den Brei verderben. Dank einer einheitlic­hen, künstleris­chen Vision und der unverwüstl­ichen Literaturv­orlage ist „Don Quijote von der Mancha“am Ende glückliche­rweise aber ein kleiner, feiner Wohlfühl-Film mit Herz geworden.

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 ??  ?? Ritter Don Quijote (Carmen Argenziano) gönnt sich eine Auszeit von der Pflege seiner Nichte
Ritter Don Quijote (Carmen Argenziano) gönnt sich eine Auszeit von der Pflege seiner Nichte
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Was wäre nur ein edler Ritter ohne seinen treuen Knappen? Horatio Sanz als Sancho Panza

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