Don Quijote von der Mancha
Wenn zehn unterschiedliche Regisseure einen Film umsetzen, der von acht verschiedenen Drehbuchautoren geschrieben wurde, endet das meist in einem künstlerischen Desaster. Die charmante Abenteuer-Dramedy „Don Quijote von der Mancha“bildet hier die erfreuliche Ausnahme von der Regel. Unter der Leitung ihres Professors James Franco (ja, der Hollywood-Star unterrichtet auch!) haben 18 Studenten der „University Of Southern California“eine lose, aber herzerwärmende Adaption des weltbekannten Stoffes von Miguel De Cervantes geschaffen.
Und anders als man angesichts der vielen kreativen Köpfe vielleicht vermutet, punktet der Film dabei gerade mit seiner geradlinig und überraschend kohärent präsentierten Story über Ritterlichkeit, Freundschaft und die Lust am Abenteuer. Obwohl die Geschichte von Don Quijote bereits dutzende Male verfilmt wurde, hat sich das Studentenkollektiv dazu entschlossen, sie erneut recht traditionell zu erzählen – allerdings fast ohne den ursprünglichen Subtext von Cervantes.
Alte Erzählung, alte Faszination
Was bleibt, ist die Geschichte von Alonso Quijano (Carmen Argenziano), einem alten Gutsherrn in der Mancha von Spanien des 17. Jahrhunderts, der von seiner Nichte Antonia (Lorena McGregor) umsorgt wird und seit langem von den alten Ritterromanen wie der Artus-Legende besessen ist. Seine Faszination ist so groß, dass er beschließt, selbst ein fahrender Ritter zu werden und die bezaubernde Prinzessin Dulcinea (Vera Cherny) – eine Wirtstochter aus dem Nachbardorf – vor einem bösen Zauberer zu retten. Auf seiner Reise durch die spanische Provinz begegnet er dem gutherzigen Bauern Sancho Panza (Horatio Sanz), der von der Abenteuerlust des offensichtlich fantasierenden Quijanos angesteckt wird und ihn fortan als treuer Knappe durch die Lande begleitet. Währenddessen versucht Antonia, ihren Onkel zurück nach Hause zu holen, bevor er auf seiner Reise zu Schaden kommt.
Zwei Träumer auf Reisen
Dass „Don Quijote von der Mancha“trotz seiner altbekannten, episodenhaften Narrative unterhält, liegt zum Großteil an Carmen Argenziano und Horatio Sanz, die als kurioses Ritter-Diener-Gespann wunderbar miteinander interagieren. Sei es beim Fund einer alten Rasierschüssel, die für Quijano der goldene Helm von Mambrino ist, oder der legendäre und im Film als CGI-Sequenz inszenierte Kampf gegen die Riesen, die sich als Windmühlen entpuppen – mit viel Witz und noch mehr Charme zeichnen die beiden Hauptdarsteller immer das Bild zweier ungleicher Männer, die gemeinsam das Abenteuer im Alltäglichen suchen.
Die zugrunde liegende Parabel über den Konflikt zwischen Ideal und Realität verleiht der Handlung aber leider zu selten die erzählerische Tiefe, die die Buchvorlage hergegeben hätte. Technisch kann das Studentenprojekt dagegen durchaus überzeugen. Satte Farben und ein detailreicher Schärfegrad prägen sowohl die Landschaftsaufnahmen als auch die Naheinstellungen. Der solide 5.1-Sound ist zwar nicht ganz so räumlich, aber dafür äußerst dynamisch gestaltet und füllt seine Szenen stets mit einer natürlichen Soundkulisse. Man sagt zwar immer, dass viele Köche den Brei verderben. Dank einer einheitlichen, künstlerischen Vision und der unverwüstlichen Literaturvorlage ist „Don Quijote von der Mancha“am Ende glücklicherweise aber ein kleiner, feiner Wohlfühl-Film mit Herz geworden.