Psycho-Pass
Gleich vorweg, um möglichen Missverständnissen vorzubeugen: Trotz der Bezeichnung „Gesamtausgabe“enthält diese Neuveröffentlichung der Animeserie „Psycho-Pass“nur deren erste Staffel, nicht aber die zweite oder den abschließenden Kinofilm. Dieser potenziellen Verwirrung zum Trotz erhält man als Zuschauer dafür auch mit der ersten Staffel schon eine Serie mit weitestgehend abgeschlossener Handlung, sodass deren Käufer wenigstens nicht frustriert durch ein offenes Ende entlassen werden. Ungeachtet der Bezeichnung ist die erste „Psycho-Pass“-Box aber eine unbedingte Empfehlung für alle Fans dystopischer Science-Fiction-Animes, zumal sie einige Extras bietet.
Würdige Nachfolge
Ersonnen wurde „Psycho-Pass“von „Production I.G.“, und zwar explizit mit der Absicht, den legendären Genretiteln des Studios wie „Ghost In The Shell“oder „Patlabor“einen gleichwertigen modernen Vertreter folgen zu lassen. Die inhaltliche wie auch visuelle Nähe zu den Animes von Mamoru Oshii war dabei also unbedingt beabsichtigt. Für die Handlung und das Drehbuch zeichnet sich hier mit Gen Urobuchi („Expelled From Paradise“) einer der besten und kreativsten Anime-Autoren der letzten Jahre verantwortlich, der seine Story um eine wirklich faszinierende Idee herum aufbaut, die durchaus der Fantasie von Philip K. Dick entsprungen sein könnte.
Minority Report
In einem autoritär regierten Japan der Zukunft sorgt das sogenannte Sibyl-System für die Sicherheit der Gesellschaft. Dieses besteht aus einem mächtigen Netzwerk von Scannern und Computern, die permanent das Gehirn und die Psyche der Bürger durchleuchten. Jeder Bürger ist entsprechend verpflichtet, sich seine psychische Unbedenklichkeit durch den sogenannten Psycho-Pass bestätigen zu lassen.
Gerät das Seelenleben jedoch aus dem Gleichgewicht, registriert das Sibyl-System dies und leitet die entsprechenden Maßnahmen ein. Abhängig vom Grad der jeweiligen Abweichung von der psychischen Normalität reichen diese Maßnahmen von der simplen Aufforderung, sich ärztlich untersuchen zu lassen, bis hin zum Einsatz der Polizisten des Öffentlichen Sicherheitsbüros. Diese sind mit „Dominators“genannten Pistolen ausgestattet. Hierbei handelt es sich um Waffen, die beim Anvisieren den Psycho-Pass des Ziels überprüfen und automatisch die Waffenwirkung von Betäuben bis Töten regeln. Dieses System ist so effizient wie gnadenlos. So kann es schon einmal passieren, dass das Opfer einer Geiselnahme nach erfolgreicher blutiger Tötung des Täters selbst in Gefahr läuft, ob des verständlichen seelischen Aufruhrs gleich noch mit ausgeschaltet zu werden. Derartige Situationen sind allerdings nur ein Teil der Probleme, mit denen sich die frischgebackene Offizierin Akane Tsunemori konfrontiert sieht, stellt der Dienst sie doch immer wieder vor die Entscheidung zwischen ihrem Gewissen und der Loyalität gegenüber einer Gesellschaftsordnung, die sich zusehends als immer oppressiver erweist.
Aus dieser Prämisse spinnt „Psycho-Pass“eine unerhört spannende und originelle Cyberpunk-Geschichte, die sich vor den großen Vorbildern definitiv nicht verstecken muss. Und wie diese belässt es die Serie nicht nur bei grandiosen und gut umgesetzten Ideen, sondern haucht diesen über seine illustren Charaktere auch Emotionen und Relevanz ein. Zudem sieht „Psycho-Pass“fantastisch aus und geizt nicht mit großartig animierten Actionszenen. Empfindsame Gemüter sollten allerdings Vorsicht walten lassen, „Psycho-Pass“spielt die Konsequenzen des Unterdrückungssystems bis zum blutigen Ende aus.