Spacewalker
Am zeitgenössischen russischen Mainstream-Kino lässt sich so einiges kritisieren. Eines lässt sich allerdings nicht leugnen: Mit vergleichsweise geringen Mitteln gelingt es russischen Filmemachern immer wieder, spektakuläres Eventkino zu produzieren, das sich vor der Konkurrenz aus Hollywood zumindest äußerlich kaum verstecken muss. Jüngstes Beispiel dafür ist „Spacewalker“, ein von Timur Bekmambetow („Ben-Hur“) produziertes Historiendrama um den ersten „Weltraumspaziergang“des sowjetischen Kosmonauten Alexej Leonow. In der Periode des „Wettlaufs ins All“zwischen den beiden Supermächten im Kalten Krieg angesiedelt, lässt sich „Spacewalker“am ehesten mit dem Film „Apollo 13“vergleichen. So erleben wir das Spannungsfeld zwischen politischen Vorgaben und Sicherheitsbedenken, zwischen technischer Innovation und bürokratischen Bremsen, dargestellt mit Liebe zum historischen Detail und kritischer Bewunderung für die Leistungen der sowjetischen Raumfahrtpioniere. Weder an der Ausstattung noch an den eindrucksvollen Effekten gibt es etwas auszusetzen, insbesondere in 3D wirkt das Unternehmen im Weltall besonders spektakulär.
Wo es dann hapert, sind die Personenzeichnungen, insbesondere die des titelgebenden Protagonisten. Im Bonusmaterial der Blu-ray erfährt man, was für ein toller, sympathischer und humorvoller Mensch der echte Alexej Leonow doch ist, im Film hingegen ist Leonow (Jewgeni Mironow) ein beinahe makelloser Held, dessen einzige Schwäche die vollkommene und unpragmatische Loyalität dem Projekt gegenüber ist. Das sollte aber niemanden von der Sichtung dieses faszinierenden Weltraumdramas abhalten.