Night Of The Virgin
Wie der Titel suggeriert, möchte der Protagonist dieses grotesken Horrorstreifens seine Jungfräulichkeit verlieren. Zum Austausch von Körperflüssigkeiten kommt es zwar tatsächlich, aber Safer Sex ist das sicherlich nicht.
Geschmackliche Grenzen bewusst überschreiten und filmische Tabubrüche provokant inszenieren – das war das Ziel des spanischen Jungregisseurs Roberto San Sebastián und seinem Spielfimdebüt „Night Of The Virgin“– ein grotesker Genrestreifen, von dem selbst Gore-Profi Eli Roth gesagt haben soll, dass er sich so etwas nicht getraut hätte. Klingt nach hohlem Marketing-Gebrabbel? Ist es auch. Denn im Kern bekommt man hier nur einen langatmigen, oft unfreiwillig komischen und erschreckend generischen Horrorthriller geboten, der seine dramaturgischen sowie filmischen Unzulänglichkeiten mit literweise (Menstruations-)Blut, Erbrochenem, Sperma und sonstigen Fäkalien überschüttet - in der Hoffnung, dass man als Zuschauer davon dermaßen angeekelt ist, dass man die vielen zähen Momente dieses inhaltsleeren Schockers nicht bemerkt.
Viele Körpersäfte, wenig Tempo
Die Geschichte handelt von Nico (Javier Bódalo), einem schmächtigen und etwas tollpatschigen Mittzwanziger mit deutlichem Überbiss. Ein Frauenschwarm ist er also nicht und daher auch immer noch jungfräulich. In einer Silvesternacht soll sich das nun ändern, doch die Damen in Nicos Alter lassen ihn reihenweise abblitzen. Nur die deutlich reifere Medea (Miriam Martin) scheint seinen Flirtversuchen nicht abgeneigt und nimmt den unbeholfenen Kerl auch gleich mit nach Hause. Und obwohl es in ihrer Wohnung ziemlich schmutzig ist und überall die merkwürdigen Statuen einer nackten Gottheit herumstehen, wittert Nico die Chance, endlich seine Unschuld zu verlieren. Doch aus dem romantischen Liebesakt mit einer älteren Frau wird die Hölle auf Erden und ein Kampf ums nackte Überleben. Das größte Problem von „Night Of The Virgin“ist seine Laufzeit von knapp zwei Stunden. Roberto San Sebastián nimmt sich nämlich einfach zu viel Zeit für die spannungsarme Inszenierung seiner skurrilen und perversen Handlung. Zwar bekommen Horrorfans hin und wieder provokante Ekel-Eskapaden mit allerlei Körperflüssigkeiten geboten, in denen unter anderem auf Babyfotos ejakuliert wird und blutgetränkte Ohrenstäbchen abgelutscht werden. Doch danach muss man sich wieder durch unwichtige Dialoge, redundante Abläufe und viel Geschrei von allen Beteiligten kämpfen. Die vollmundig versprochene Tour-de-Force der Tabubrüche entpuppt sich als behäbige, ja stellenweise sogar äußerst langweilige Aneinanderreihung von einigen primitiven Schock-Momenten ohne rechten Sinn.
Kotzen statt Kleckern!
Das Schauspiel bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau: Bódalos Leistung beschränkt sich größtenteils darauf, vor Schmerzen zu brüllen, sich in allerlei Körperschleim zu suhlen oder selbigen zu erbrechen. Miriam Martin hat mit Medea zwar auch nur eine sehr eindimensionale Rolle auszufüllen, bringt die gefährliche Erotik aber durchaus solide rüber. Die Technik wirkt dagegen fast schon No-Budget: Das Bild ist grobkörnig und nur selten scharf, die Farben wirken kraftlos. Der Sound kann zwar mit einer gewissen Räumlichkeit und guter Abmischung punkten, kommt aber manchmal etwas blechern rüber und versprüht gerade zu Beginn nur wenig Dynamik. Die Extras auf der Blu-ray sind ebenfalls überschaubar. Optional kann man sich da natürlich für die Mediabook-Variante entscheiden, die neben einer schöneren Verpackung samt Booklet mit Hintergrundinfos auch noch eine Bonus-DVD mit zahlreichen Extras bietet.