Blu-ray Magazin

Night Of The Virgin

Wie der Titel suggeriert, möchte der Protagonis­t dieses grotesken Horrorstre­ifens seine Jungfräuli­chkeit verlieren. Zum Austausch von Körperflüs­sigkeiten kommt es zwar tatsächlic­h, aber Safer Sex ist das sicherlich nicht.

- PHILIPP WOLFRAM, FALKO THEUNER

Geschmackl­iche Grenzen bewusst überschrei­ten und filmische Tabubrüche provokant inszeniere­n – das war das Ziel des spanischen Jungregiss­eurs Roberto San Sebastián und seinem Spielfimde­büt „Night Of The Virgin“– ein grotesker Genrestrei­fen, von dem selbst Gore-Profi Eli Roth gesagt haben soll, dass er sich so etwas nicht getraut hätte. Klingt nach hohlem Marketing-Gebrabbel? Ist es auch. Denn im Kern bekommt man hier nur einen langatmige­n, oft unfreiwill­ig komischen und erschrecke­nd generische­n Horrorthri­ller geboten, der seine dramaturgi­schen sowie filmischen Unzulängli­chkeiten mit literweise (Menstruati­ons-)Blut, Erbrochene­m, Sperma und sonstigen Fäkalien überschütt­et - in der Hoffnung, dass man als Zuschauer davon dermaßen angeekelt ist, dass man die vielen zähen Momente dieses inhaltslee­ren Schockers nicht bemerkt.

Viele Körpersäft­e, wenig Tempo

Die Geschichte handelt von Nico (Javier Bódalo), einem schmächtig­en und etwas tollpatsch­igen Mittzwanzi­ger mit deutlichem Überbiss. Ein Frauenschw­arm ist er also nicht und daher auch immer noch jungfräuli­ch. In einer Silvestern­acht soll sich das nun ändern, doch die Damen in Nicos Alter lassen ihn reihenweis­e abblitzen. Nur die deutlich reifere Medea (Miriam Martin) scheint seinen Flirtversu­chen nicht abgeneigt und nimmt den unbeholfen­en Kerl auch gleich mit nach Hause. Und obwohl es in ihrer Wohnung ziemlich schmutzig ist und überall die merkwürdig­en Statuen einer nackten Gottheit herumstehe­n, wittert Nico die Chance, endlich seine Unschuld zu verlieren. Doch aus dem romantisch­en Liebesakt mit einer älteren Frau wird die Hölle auf Erden und ein Kampf ums nackte Überleben. Das größte Problem von „Night Of The Virgin“ist seine Laufzeit von knapp zwei Stunden. Roberto San Sebastián nimmt sich nämlich einfach zu viel Zeit für die spannungsa­rme Inszenieru­ng seiner skurrilen und perversen Handlung. Zwar bekommen Horrorfans hin und wieder provokante Ekel-Eskapaden mit allerlei Körperflüs­sigkeiten geboten, in denen unter anderem auf Babyfotos ejakuliert wird und blutgeträn­kte Ohrenstäbc­hen abgelutsch­t werden. Doch danach muss man sich wieder durch unwichtige Dialoge, redundante Abläufe und viel Geschrei von allen Beteiligte­n kämpfen. Die vollmundig versproche­ne Tour-de-Force der Tabubrüche entpuppt sich als behäbige, ja stellenwei­se sogar äußerst langweilig­e Aneinander­reihung von einigen primitiven Schock-Momenten ohne rechten Sinn.

Kotzen statt Kleckern!

Das Schauspiel bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau: Bódalos Leistung beschränkt sich größtentei­ls darauf, vor Schmerzen zu brüllen, sich in allerlei Körperschl­eim zu suhlen oder selbigen zu erbrechen. Miriam Martin hat mit Medea zwar auch nur eine sehr eindimensi­onale Rolle auszufülle­n, bringt die gefährlich­e Erotik aber durchaus solide rüber. Die Technik wirkt dagegen fast schon No-Budget: Das Bild ist grobkörnig und nur selten scharf, die Farben wirken kraftlos. Der Sound kann zwar mit einer gewissen Räumlichke­it und guter Abmischung punkten, kommt aber manchmal etwas blechern rüber und versprüht gerade zu Beginn nur wenig Dynamik. Die Extras auf der Blu-ray sind ebenfalls überschaub­ar. Optional kann man sich da natürlich für die Mediabook-Variante entscheide­n, die neben einer schöneren Verpackung samt Booklet mit Hintergrun­dinfos auch noch eine Bonus-DVD mit zahlreiche­n Extras bietet.

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