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„Es sollte einfach nur Spaß sein.“

Am Telefon verriet uns der spanische Regie-Newcomer Roberto San Sebastián etwas mehr zur Produktion und den Hintergrün­den seines Erstlingsw­erkes.

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„Night Of The Virgin“ist Dein erster abendfülle­nder Spielfilm. Weshalb entschiede­st Du Dich für einen Horrorfilm über Jungfräuli­chkeit und Geburt? Ich bin ein großer Fan von Horrorfilm­en und drehe seit über zehn Jahren Kurzfilme. Daher musste mein erster Langfilm unbedingt ein Horrorfilm werden. Als wir damit anfingen, das Drehbuch zu schreiben, wollten wir einen kleinen Twist in der Handlung. Und in den meisten Horrorfilm­en ist die Jungfrau so gut wie immer eine Frau. Daher entschiede­n wir uns dafür, dass in unserem Film ein Mann die Rolle der Jungfrau übernehmen sollte. Das war die erste Idee, die uns in den Sinn kam. Und was die Geburt anbelangt, gibt es auch zahlreiche Filme zum Thema. All diese Jungfrauen gebären meist etwas Schrecklic­hes. Daher dachten wir, mit einem Mann in solch einer Situation wäre das wirklich lustig, insbesonde­re, da er die entspreche­nden körperlich­en Vorrichtun­gen nicht besitzt.

Filme wie Roman Polanskis „Rosemaries Baby“schüren die weibliche Angst vor dem Prozess der Geburt. Bei Männern dürften diese Angst jedoch nicht greifen.

Wie gesagt, gibt es viele solcher Filme aus der weiblichen Perspektiv­e, weshalb wir es anders machen wollten. Zudem sind Guillermo Guerrero und ich beides Männer, die sich eher mit der Perspektiv­e einer männlichen Hauptperso­n identifizi­eren können. Daher beginnt es ja auch mit dem üblichen Freitag-Nacht-Szenario: Man geht aus, betrinkt sich und spricht junge Frauen an. Und dann geht es nur noch abwärts.

Besitzt der Film eine Moral über Männer und ihre Verantwort­ungslosigk­eit bezüglich der Konsequenz­en von Sex?

Total! Es haben schon viele Leute die feministis­che Seite des Films angesproch­en. Um ehrlich zu sein, haben wir allerdings nicht daran gedacht, als wir den Film drehten. Wir dachten zwar über Sexualität nach, aber unser Hauptziel war es, den Prozess einer Bestrafung vorzuführe­n. Der Hauptchara­kter des Films sollte bestraft werden. Und zwar so stark wie nur irgend möglich. Und eine Geburt ist sehr schmerzhaf­t. Es sollte einfach nur Spaß sein. Wie wichtig ist Dir der Ekel in Deinem Film? Und auf welchen Effekt zieltest Du ab, als Du Dich für die ganzen widerliche­n Szenen entschiede­n hast? Wir wollten einfach etwas bei den Zuschauern bewirken. Einige im Publikum wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten, andere haben einfach nur gelacht, wenn es einen Over-The-Top-Moment gab. Aber alle sind sich einig, dass das wirklich widerlich ist. Einige verließen sogar den Kinosaal mitten im Film. Ich selbst wollte einen Film machen, den ich als Teenager geliebt hätte. Ein Film, wie jene, die ich heimlich geschaut habe, als ich 14 oder 15 war – so im Stile vieler italienisc­her Filme oder auch spanischer Streifen der 1990er Jahre. Undergroun­d-Filme, die ich wirklich sehr mochte. Es sollte ein Film sein, den man entweder liebt oder hasst. Die ekligsten Szenen in „Night Of The Virgin“sind in meinen Augen auch die lustigsten.

Warum hast Du Javier Bódalo („Faraday“) für die Hauptrolle gewählt?

Dafür war er einfach zu perfekt. Wenn man ihn das erste Mal auf der Bildfläche sieht, weiß man sofort, dass er die Jungfrau in dem Szenario ist. Außerdem sind wir große Fans seiner bisherigen Arbeit. Er trat bisher in vielen TV-Shows auf. Hauptsächl­ich Rollen in Familien-Sendungen, in denen er wirklich lustig ist. Er ist ein hervorrage­nder Schauspiel­er. Man kann sich auch sehr gut in seinen Charakter hineinvers­etzen, als würde man ihn bereits kennen, bevor man ihn zum ersten Mal gesehen hat. Und dann macht er all diese verrückten Sachen …

Die Kakerlaken scheinen im Film eine bestimmte Bedeutung zu haben. Habt Ihr sie als Symbol für Nicos innere Verwandlun­g eingesetzt?

Wir haben die Kakerlaken ausgesucht, weil sie Teil der Mythologie der Göttin im Film sind. Und dann machten wir daraus unser eigenes Ding. Sie symbolisie­ren quasi das Glück. Wenn man also eine Kakerlake zertritt, hat man Pech. Und das ist auch schon die ganze Bedeutung dieses Elementes. „Kein Glück“. Sorry, dass wir da nicht mehr Bedeutung herauskitz­eln können. Aber auch hier haben wir einfach nur überlegt, was das ekligste Insekt sein könnte, um es im Film einzusetze­n. Viele haben Angst vor Kakerlaken, daher …

Was wird Dein nächstes Film-Projekt?

Wir, und damit meine ich die gleiche Crew wie bei „Night Of The Virgin“arbeiten momentan an einem neuen Film und sind gerade dabei, die Finanzieru­ng unter Dach und Fach zu bekommen. Es wird wieder ein Horror-Streifen in einer einzigen Location werden. Er soll aber nicht ganz so widerlich wie „Night Of The Virgin“sein. Stattdesse­n funktionie­rt er wie ein Thriller auf der Psycho-Horror-Ebene und handelt von einer Babysitter­in, die versucht, die Kinder zu töten, auf die sie eigentlich aufpassen soll. Und die Kinder schlagen zurück. Außerdem sind noch viele andere Film-Ideen im Hinterkopf, die sich nicht nur im Horror-Genre bewegen, sondern vielleicht auch im Abenteuer-Genre. Aber das ist alles noch Zukunftsmu­sik. Vielen Dank für das Gespräch.

 ??  ?? Medea (Miriam Martin) zeigt, dass man vorsichtig sein sollte, zu wem man nach Hause geht Regisseur Roberto San Sebastian (der bärtige Mann in der Mitte) bei der Arbeit Oh Baby! Nichts verspricht mehr prickelnde Erotik als ein blutiges Wattestäbc­hen....
Medea (Miriam Martin) zeigt, dass man vorsichtig sein sollte, zu wem man nach Hause geht Regisseur Roberto San Sebastian (der bärtige Mann in der Mitte) bei der Arbeit Oh Baby! Nichts verspricht mehr prickelnde Erotik als ein blutiges Wattestäbc­hen....

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