The Walking Dead
Wenn uns Zombie-Geschichten eines gelehrt haben, dann, dass Menschen stets die größere Bedrohung sind. Was das angeht, trifft „The Walking Dead“dieses Mal den Nagel auf den Kopf. Den Nagel? Wohl eher den Baseballschläger. Die aufgeputschte Mordwaffe, liebevoll „Lucille“genannt, schafft es gleich zu Beginn der Staffel, auf blutige Art zu schocken. Und ihr Besitzer Negan (Jeffrey Dean Morgan) entpuppt sich als der härteste Gegner, dem Rick (Andrew Lincoln) und seine Gruppe jemals gegenüberstehen mussten. Selbst die Leser der Comics dürften hier noch die eine oder andere Überraschung erleben. Für ein ganzes Jahr hatte man die Zuschauer auf die Folter gespannt. Nachdem die Gruppe ein Lager der gefährlichen „Saviors“ausgeschaltet hatte, schien die Gefahr gebannt. Die Welt entpuppte sich als ein vollkommen neuer Ort. Statt einzelner umherwandernder Gruppen gab es jetzt ganze Siedlungen, die mal mehr, mal weniger freiwillig Handel miteinander betrieben. Doch als es endlich so schien, als würden sich Rick und Co in dieser neuen Welt zurechtfinden, tappte die Gruppe in eine Falle der „Saviors“, angeführt von Negan, der sofort ein Exempel statuierte. Wen der tödliche Schlag treffen sollte, blieb jedoch für ein ganzes Jahr verborgen.
Schleichende Gefahr
Unter Negans eiserner Herrschaft ist die Stimmung bedrohlicher und bedrückender denn je. Einer der größten Reize der Serie lag seit Beginn in Ricks Charakterentwicklung. Vom gesetzestreuen Polizisten, der stets das Richtige tut, zum beschützenden Vater und Überlebenskünstler, der bereit ist einfach alles zu tun. Manchmal wurde er selbst bedrohlicher als seine ärgsten Feinde. Doch das war vor Negan. Nun läuft Rick an der kurzen Leine und das beeinträchtigt auch die Dynamik der Serie. Charaktere, die nur reagieren, sind leider selten gute Charaktere. Trotzdem, oder gerade deswegen wartet man gespannt auf Ricks erneuten Wandel. Noch problematischer ist das inzwischen etablierte Format der Serie. Folge für Folge wechseln Handlungsorte und Nebencharaktere werden plötzlich zu den Hauptcharakteren ihrer eigenen Geschichten. Nur sind eben die wenigsten von ihnen interessant genug, um eine ganze Folge zu tragen. So zieht sich die Handlung zäh wie Gummi über den Verlauf der Staffel. Doch immer dann, wenn die Dinge sich vorwärts bewegen, ist die Spannung deutlich spürbar. Wird Rick zu seinem alten Selbst zurückfinden oder weiter Negans Schoßhund bleiben? Wie weit reicht Negans Boshaftigkeit? „The Walking Dead“hat sich inzwischen selbst in einen Zombie verwandelt. Die Bedrohung kommt näher. Doch sie kommt in sehr langsamen Schritten.
Hinter der Apokalypse
Visuell hat sich „The Walking Dead“schon seit Langem auf einen Stil festgelegt und fährt diese Schiene wie gewohnt weiter. Besonders aufregend sind die Bilder selten, dafür aber zweckmäßig. Wie für die Serie typisch ist das Bild körnig und scharf und unterstreicht den schmutzigen Zustand der Welt. Die Farben sind eher blass gehalten, mit einer relativ niedrigen Sättigung. Immer noch ein Highlight der meisten Folgen sind die kreativen Einsätze von Zombies, die von Machern auf unterschiedlichste Weise verstümmelt, zerrissen oder einfach verändert werden, sich bildlich aber immer nahtlos in die Welt einfügen. Käufer der Blu-ray profitieren zudem von einer umfangreichen Auswahl an Extras. Ganze sieben Audiokommentare, viele Featurettes, einstündige Making-ofs und mehr bieten tiefere Einblicke hinter die Kulissen der Zombie-Crew.