Editorial
Es gibt ein Zauberwort, das simple Plastikfiguren, Metall-Verpackungen und auf Papier gedruckte Bilder in etwas wertvolles verwandelt: „Limitierung“. Und das ist schon interessant, wie dieser Sammeltrieb so funktioniert. Heutzutage, wo einfach alles immer und überall erhältlich zu sein scheint, sehnen sich die Leute offenbar nach besonderen Dingen, die es vielleicht nur ein paar tausend oder auch hundert mal auf der Welt gibt. Etwas zu besitzen, was andere nicht haben, scheint in Zeiten des Wohlstandes gefragter zu sein denn je. Dementsprechend begeben sich besonders vor Weihnachten viele Fans auf die Jagd nach verschiedenen Einzigartigkeiten zu ihren Lieblingswerken. Sollten sie nicht schnell genug handeln, werden sie vielleicht nie wieder die Gelegenheit erhalten, diesen Endo-Arm, diese SpikeWalker-Büste oder diese Drogon-Figur in die private Ausstellungs-Vitrine zu stellen. Ist man hingegen schnell genug und kehrt erfolgreich beispielsweise aus Amazonien, Saturnien oder ComicConien zurück, muss man sich meist vor der besseren Hälfte verantworten, dass man schon wieder so viel Geld für etwas zum Fenster rausgeschmissen hat, dessen einzige Funktion die eines weiteren Staubfängers ist. Aber der Wert liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und die Belohnung ist ein Objekt, das man vor den anderen (wer auch immer das ist) erbeutet hat. Das deshalb so wertvoll ist, weil man schneller und bereit war, mehr Geld auszugeben. Es ist eine Jagdtrophäe, die man sich immer wieder gerne anschaut, weil sie ein Zeichen des eigenen Erfolgs ist. Und man präsentiert sie dem Besuch, damit dieser in Bewunderung verfällt und weiß, das man es ernst meint mit dem Sammeln und Erhalten von Geschichten, egal ob sie in Form von Filmen, Serien, Spielen, Comics, Musik oder Büchern erzählt werden. Es mag von außen betrachtet merkwürdig klingen, so etwas total irrationales und unvernünftiges zu machen, aber liegt der Sinn des Lebens nicht auch darin, nach Schönheit zu suchen und sich an schönen Dingen zu ergötzen? Und was könnte es Schöneres geben, als immer wieder neue künstlerische Produkte kreativer Geister zu entdecken, die scheinbar aus dem Nichts ganze Welten erschaffen, in ihnen Sternenkriege, Androiden-Revolten oder Katastrophen mit einer japanischen Riesenechse toben lassen und all dies unter anderem mittels plastischer Figuren, Sammelkarten oder signierter Erstausgaben noch ein Stück weiter in die alltägliche Erfahrungswelt der Fans rücken? Und wie in unserem „Star Wars“-Spezial thematisiert, ist es neben der materialistischen Seite des Fan-tums doch auch vielmehr die Faszination für ein Thema, die so viele Leute miteinander teilen und die die Basis für neue Bekanntschaften sein kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen also nicht nur einen fleißigen Weihnachtsmann, sondern vor allem unlimitierte Gespräche mit Gleichgesinnten. Anregungen hierfür finden Sie zur Genüge in diesem Heft. Rutschen Sie gut ins neue Jahr und wir lesen uns 2018. Herzlichst, FALKO THEUNER, CHEFREDAKTEUR