Animation
Ein langersehnter Fanwunsch wurde endlich erhört und erfüllt: „Fairy Tail“darf ab sofort auch mit deutscher Synchronisation genossen werden. Alte Fans werden sich freuen, doch vielleicht gewinnt die Animeserie auch neue Freunde.
Fairy Tail, Psycho Pass, Soul Eater, Rudolf der schwarze Kater
Wer kann etwas mit der Bezeichnung „Fighting Shounen“anfangen? Ach, Sie können? Gratulation, dann sind Sie ein echter Otaku, ein wahrer Kenner des Anime- und Manga-Vokabulars. Für die weniger Informierten hier die Erklärung: „Fighting Shounen“, was halb japanisch, halb englisch soviel bedeutet wie „kämpfende Jungen“, dürfte das hierzulande vermutlich populärste Genre sowohl bei
Animes als auch bei Mangas darstellen. Die für eine jugendliche, männliche Zielgruppe geschriebenen Geschichten schildern meist wilde
Abenteuer mit einem besonderen Fokus auf die Kämpfe. Von den beliebtesten Vertretern des Genres hat sicher jeder, der sich auch nur am Rande für Animes interessiert, schon gehört, sind Namen wie „Dragonball“, „One Piece“oder „Naruto“doch bis weit in den Mainstream hinein bekannt. Ein weiteres typisches Merkmal des Genres wird allerdings seltener erwähnt, nämlich die nach hinten offene Erzählstruktur der Geschichten. „Fighting Shounen“-Animes und Mangas werden bei Erfolg fast gesetzmäßig gnadenlos ausgeschlachtet, bis entweder die Rezipienten oder die Macher irgendwann die Lust verlieren. Die gesammelten Manga-Bände solcher Titel gehen im Allgemeinen in die Dutzende, die Anzahl der Anime-Episoden wird üblicherweise in Hunderten gezählt. Mit seinen bislang 265 Episoden gehört „Fairy Tail“keineswegs zu den umfangreichsten Anime-Serien des Genres („One Piece“befindet sich beispielsweise gerade in den Achthunderten), dennoch stellt auch dieser Titel inzwischen ein überaus üppiges Epos dar, dessen Umfang der deutsche Vertrieb Kazé Anime auch bei der Veröffentlichung Rechnung trägt. Anstatt der üblichen vier bis sechs Episoden pro Volume erscheint die 2009 debütierte Serie in dickeren, binge-watch-gerechteren Boxen a 24 Folgen. Doch was genau erwartet den unbefleckten Zuschauer nun bei diesem Anime?
Es wird magisch
Schauplatz von „Fairy Tail“ist Fiore, ein prosperierendes Königreich in der Welt von Earthland. Die Existenz von Magie ist in dieser Welt eine Selbstverständlichkeit, sie wird gelehrt, gehandelt und genutzt wie jedes andere Handwerk oder jede andere Ware auch. Wo es Magie gibt, gibt es natürlich auch Magier, und diese Zauberkundigen organisieren sich wiederum in Gilden, wo sie auch ihre Aufträge erhalten. Eine der bekanntesten dieser Gilden ist „Fairy Tail“, die in der Stadt Magnolia ihr Hauptquartier hat und deren Mitglieder zu den schillerndsten Magiern überhaupt gehören, berühmt und berüchtigt für ihre häufig außer Rand und Band laufenden Missionen. Trotzdem oder eher gerade deswegen ist es der sehnlichste Wunsch der jungen, bislang gildenlosen Stellarmagierin Lucy, Mitglied dieser chaotischen Truppe zu werden. Die Erfüllung dieses Wunsches rückt näher, als sie bei der Suche nach
dem Fairy-Tail-Magier Salamander auf Natsu und dessen vorlaute Katze Happy trifft. Der Salamander, den sie zu finden geglaubt hatte, entpuppt sich jedoch als Schwindler und Mädchenhändler, der auch Lucy gefangennehmen will. Natsu hingegen erweist sich als der gesuchte Fairy-Tail-Magier, und gemeinsam legen sie dem üblen Hochstapler das verbrecherische Handwerk. Nach der Heldentat folgt Lucy dem jungen Zauberer zu seiner Gilde und schließt sich dort den „Feenschwänzen“(Fairy Tails) an.
Alle Posten abgehakt
Neue Ideen braucht der Zuschauer von der auf den gleichnamigen Mangas von Hiro Mashima basierenden Fantasy-Serie allerdings nicht zu erwarten, „Fairy Tail“checkt die Standards und Konventionen des Genres brav ab, hütet sich aber davor, diese auch bloß originell zu variieren. Die sich bald formierende Gruppe aus Zauberern folgt in der Zusammenstellung und Gruppendynamik grundsätzlich den Mustern von „One Piece“und Co., natürlich gibt es auch reichlich Spezialattacken mit klangvollen Namen, selbstverständlich gibt es Sammelobjekte, auch der linkische und ungeschickte Held, auf den man aber zählen kann, wenn es darauf ankommt, darf nicht fehlen, und die Story setzt auf die immer gleichen, sich wiederholenden Schemata. Immerhin klaut „Fairy Tail“gut, statt schlecht zu erfinden, und verrührt die zusammen stibitzten Zutaten zu einem recht schmackhaften Anime-Eintopf, schließlich bedienten sich die Köche bei erprobten Rezepten. Das Design der Zauberwelt ist zudem recht hübsch anzusehen.