Blu-ray Magazin

ARES DER LETZTE SEINER ART

Der Actionthri­ller „Ares – Der letzte seiner Art“vermischt die futuristis­che Noir-Neon-Ästhetik von „Blade Runner“mit den gängigen Story-Elementen eines dystopisch­en Zukunftssz­enarios. Das Ergebnis ist atmosphäri­sch dichte und intelligen­te Science-Fiction

- PHILIPP WOLFRAM

Dass die französisc­hen Filmemache­r sehr gut darin sind, ein düsteres Bild davon zu zeichnen, wie es um die Menschheit vielleicht irgendwann einmal bestellt sein wird, zeigen Genre-Perlen wie „Das fünfte Element“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“oder Yves Boissets „Kopfjagd“. Vor allem im Vergleich zur durchschni­ttlichen Hollywood-Version einer finsteren Zukunft wirken die Interpreta­tionen aus Frankreich meist menschlich­er, authentisc­her und nicht bloß auf pure Effekthasc­herei oder vermeintli­ch clevere Sci-Fi-Prämissen ausgelegt. Ein brillantes Beispiel ist dafür auch „Der letzte Kampf“vom Altmeister Luc Besson. An diese erzähleris­che bzw. gestalteri­sche Qualität kommt „Ares“von Jean-Patrick Benes nicht ganz heran. Allerdings schafft er es in seinen besten Momenten dank eines charismati­schen Hauptdarst­ellers, der temporeich präsentier­ten Handlung und einer atmosphäri­schen Szenerie, das Flair von Hochglanz-Science-Fiction zu versprühen. Da stört es dann auch nur wenig, dass die Handlung rund um legale Superdroge­n, weltbeherr­schende Pharmakonz­erne und eine globale Gladiatore­n-Arena wie ein Mix aus „Bloodsport“und „Babylon A.D.“wirkt und mit größtentei­ls eindimensi­onalen Charaktere­n gespickt ist.

Keine Macht den Drogen

Mit dem Jahr 2035 spielt „Ares“gar nicht einmal so weit in der Zukunft. Besonders rosig ist die Situation trotzdem nicht. Frankreich ist, wie viele Staaten, aufgrund einer weltweiten Wirtschaft­skrise kollabiert und wurde von den größten Unternehme­n des Landes aufgekauft. Die Firmen haben Gesetze erlassen, die unter anderem auch Doping und menschlich­e Experiment­e erlauben. Davon profitiere­n wiederum die Pharmaunte­rnehmen, die unter dem Deckmantel des Kampfsport­events „Die Arena“ihre Drogen unters Volk bringen. Aufgeputsc­ht mit den jeweiligen Mitteln, treten die Kämpfer in brutalen Duellen gegeneinan­der an. Einer davon ist Reda (Ola Rapace), der unter dem Namen Ares einst zu den Besten gehörte, sich nun aber scheinbar als drittklass­iger Kämpfer in Paris durchschlä­gt. Als seine Schwester Carla (Emilie Gavois-Kahn), die für einen regimekrit­ischen TV-Sender arbeitet, im Gefängnis landet, muss sich Reda kurzerhand um seine Nichten Anouk (Eva Lallier) und Mae (Elina Solomon) kümmern. Um seine Schwester aus dem Knast zu holen, braucht Reda allerdings Geld, das er nicht hat. Doch das ändert sich, als der Konzern Donevia ihm ein ungewöhnli­ches Angebot unterbreit­et: Er soll als Kämpfer für die Superdroge HSX werben und damit zum neuen Arena-Champion werden. Doch Reda merkt schnell, dass an dem Deal etwas faul ist.

Paris, Stadt der Zwielichte­r

Anders als andere Genre-Vertreter hat sich Regisseur Benes für seinen Film ein realistisc­heres Szenario ausgesucht. Die Aussicht, dass Firmen die Geschicke der Welt lenken und den Profit vor das Schicksal der Menschen stellen, ist eine durchaus plausible Weiterentw­icklung aktueller Geschehnis­se. Die stylische, in ständiges NeonLicht getauchte Atmosphäre von „Ares“hat zwar auch einige Cyberpunk-Elemente, wirkt aber sonst erschrecke­nd real und kommt ohne überborden­den CGI-Bombast aus. Das ist sicher auch dem geringen Budget von knapp vier Millionen Euro geschuldet, steht dem Film aber am Ende ganz gut zu Gesicht. Gerade die Inszenieru­ng von Paris als eine von Armut gebeutelte Stadt, in der graue Wohnkomple­xe mit farbenfroh­en LED-Screens überzogen sind und am Eiffelturm riesige Propaganda-Monitore prangen, ist exzellent. Die Handlung rund um Reda, der zwischen den intensiv und derb inszeniert­en Kämpfen eine Verschwöru­ng aufdeckt, gewinnt dagegen zwar keinen Innovation­spreis, doch einen Film über die düstere Noir-Stimmung zu definieren, hat auch Regie-Größen wie Ridley Scott nicht davon abgehalten, seine Zukunfts-Vision filmisch und vor allem brillant zu realisiere­n. Das Ende von „Ares“dürfte den geneigten Popcornkin­o-Zuschauer daher vielleicht sogar überrasche­n. Wie für einen Film dieser Machart typisch, darf man bei „Ares“nicht die französisc­he Schauspiel-Elite erwarten. Stattdesse­n hält hier der schwedisch­e Muskelberg Ola Rapace her. Der ist als wortkarger und pragmatisc­her Haudrauf mit Herz aber dennoch nicht zu verachten. Auf der technische­n Seite punktet der Film mit hoher Detailschä­rfe und einem dynamische­n Sounddesig­n. Die Faustschlä­ge kommen wuchtig rüber, während die geschäftig­e Tonkulisse für dystopisch­es Großstadtf­lair sorgt. Kleiner Wermutstro­pfen sind die Schwarzwer­te. Umfangreic­he Extras gibt es auf der Standard-Blu-ray leider nicht. Dafür glänzen die ebenfalls erhältlich­en Sonderedit­ionen in diesem Bereich umso mehr: Der Film ist nämlich auch als Blu-ray- Steelbook, als exklusives und nummeriert­es Blu-ray Steelbook inklusive Poster und hochwertig­en Sammelkart­en sowie als exklusives 3D Blu-ray Steelbook erhältlich.

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Nicht zu unterschät­zen: Muskelmann Ola Rapace gewinnt im Zusammensp­iel mit den anderen Darsteller­n durchaus an Überzeugun­gskraft Reda muss sich nun um seine Nichte Anouk (Eva Lallier, links) und ihr Schwesterc­hen kümmern. Zum Glück gibt’s die Nachbarin...

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