HATCHET VICTOR CROWLEY
It’s Splattertime! In roten Geysiren spritzen die Körpersäfte, abgefetzte Gliedmaßen fliegen durch die Luft, und körperlose Köpfe starren aus toten Augen aus dem Bildschirm, derweil sich vor der Glotze abgehärtete Horrorfans die Nachos mit Käsedip schmeck
Im Falle des vierten Teiles der so beliebten wie berüchtigten „Hatchet“-Reihe um den beilschwingenden Serienmörder Victor Crowley sind diese verständlichen Befürchtungen glücklicherweise unnötig. So brutal und blutig, wie Regisseur Adam Green (neben der „Hatchet“-Reihe auch für den verstörend-spannenden „Frozen“verantwortlich) ihn schuf, schlägt der Slasher auch in Deutschland auf, im Gegensatz zum zweiten und dritten Teil der Tetralogie musste er für seine FSK-Freigabe keine Federn lassen. Wer nun allerdings erwartet, dass „Victor Crowley“irgendwie handzahmer und blutleerer als die Vorgänger daherkäme, der wird sich freudig getäuscht sehen, steht doch auch dieses Mal kreative Metzelei im Mittelpunkt der Geschichte. Nun gut, Geschichte ist ein ziemlich großes Wort, wenn es um den Inhalt dieser Slasher-Groteske geht, auch wenn sie sogar zwei sich erst im Verlauf des Filmes vereinende Handlungsstränge bereithält. Im einen lässt sich Andrew Yong (Parry Shen), der einzige Überlebende des ersten Crowley-Massakers, widerwillig überreden, zum zehnten Jahrestag der Bluttat für eine Doku zurückzukehren zum Schauplatz des Geschehens, den Honey Island-Sümpfen in Lousiana. Dort treiben sich auch Rose und ihre Freunde herum, die anlässlich des Jubiläums ihr eigenes Horrorfilm-Projekt um Victor Crowley in der unheimlichen Umgebung drehen wollen. Der Authentizität wegen recherchieren sie dabei die Vodoo-Formel, die der Legende nach den untoten Axtschwinger ins Leben zurückholt, bei Youtube. Diese prächtige Idee erweist sich für alle Beteiligten als ähnlich glücksbringend wie das Abspielen der Tonbandaufnahmen zu Beginn der ersten beiden „Tanz der Teufel“-Filme. Das Flugzeug, welches Andrew Yong und die TVCrew zu ihrem Ziel bringen soll, stürzt ab, viel schneller als erwartet, finden sich die Überlebenden in den Sümpfen wieder. Erneut beginnt der Kampf ums Überleben, denn der wiedererweckte Victor Crowley (Jason Vorhees-Darsteller Kane Hodder) ist sauer.
Kleingehackt
Wie aus der kurzen inhaltlichen Zusammenfassung bereits zu erahnen und aus den ersten drei Teilen auch schon bekannt, verzichtet „Victor Crowley“auf ein Brechen oder auch nur Hinterfragen der tausend- und abertausendfach gesehenen und erprobten Standards des Subgenres. Vor allem die verwendete moderne Technik wie Smartphones und Laptops unterscheidet den Slasher von den Vorbildern aus den Achtzigern, von den legendären „Jason“- und „Hallo-
ween“-Teilen bis zu preiswerten Genreklassikern der „Sleepaway Camp“-Serie. Ganz in der Tradition dieser Titel stehend, hilft auch hier eine hochartifizielle Ausleuchtung, Defizite in der Ausstattung zu kaschieren und gleichzeitig Atmosphäre zu schinden – durchaus erfolgreich übrigens. Alle Schwächen kann und will das Licht freilich nicht verbergen, weder an Schauspiel noch an die Dialoge sollten daher allzu große Ansprüche gestellt werden. Der Spaß an der Sache ist aber auch den Darstellern deutlich anzusehen. Aus der amüsant-hysterisch agierenden Truppe sticht insbesondere der wunderbar trottelige Führer Dillon (Dave Sheridan) mit seinem so lächerlichen wie ehrlichen Heldenmut hervor.
Spaß mit Axt
Der alberne, oft selbstironische, aber nie parodistische Erzählton passt dabei zum Sujet sowie zum erkennbar niedrigen Budget und hilft, über einige Unzulänglichkeiten hinwegzusehen. Auch den Splatter-Effekten lässt sich nicht durchgängig Makellosigkeit nachsagen, nach eher trashigen Amputationen im Eröffnungs-Kill fährt „Victor Crowley“im weiteren Verlauf aber immer originellere und saftigere Effekt-Sauereien auf, die Fans solch blutigen Treibens durchaus in freudige Erregung versetzen dürften. Die Hetzjagd im und um das Flugzeugwrack, das die zweite Filmhälfte dominiert, hält die Splatterparade zudem auf überraschend spannende Weise zusammen, sodass müßige Gedanken an Sinn und Zweck des Gezeigten erst gar nicht aufkommen. Mit wie viel Gusto die Macher des Filmes bei der Sache waren, davon kündet auch das „Hinter den Kulissen“-Material auf der beiliegenden Bonus-DVD der limitierten Special Edition. In einer ausführlichen, in heiterem Ton erzählten Making-Of-Doku führt der Regisseur durch die verschiedenen Stufen der Produktion, während er in einem Interview die heikleren Aspekte solch einer Independent-Produktion beleuchtet. Beides unterhaltsam und sehr informativ, wer allerdings auf diese Informationen verzichten kann, greift auf die preiswertere Einzeldisc-Blu-ray zurück.