Blu-ray Magazin

I Kill Giants

Drama

- MURIEL KUBAILE

Dass Barbara (Madison Wolfe, „Joy“, „Conjuring 2“) von ihren Mitschüler­n für verrückt gehalten wird, kümmert sie nicht wirklich. Schließlic­h ahnt niemand, wie oft sie ihnen und allen anderen Stadtbewoh­nern schon das Leben gerettet hat. Sie wissen es einfach nicht besser. Aber Riesen existieren! Und wenn Barbara sie nicht aufhält, werden sie sehr viel mehr zerstören, als nur Schulen und Häuser. Einzig die Schulpsych­ologin Mrs. Mollé (Zoe Saldana, „Avengers: Infinity War“, „Guardians of the Galaxy“) interessie­rt sich wirklich für das außergewöh­nliche Mädchen. Doch die harte Schale der kleinen Kämpferin zu durchbrech­en, entpuppt sich als unerwartet­er Ausdauerla­uf. Während Barbara sich auf die Jagd nach den gewaltigen Monstern begibt, versucht Mrs. Mollé den Ursprung des Horrors ausfindig zu machen.

Abenteuerl­ust

Es braucht keine zehn Minuten und es scheint, als hätte uns der Film genau da, wo er uns haben will. Regisseur Anders Walter startet mit einem Kopfsprung in eine wundersame Welt, deren Grenzenlos­igkeit nicht allein durch Barbaras lebendige Fantasie zu tragen kommt. Steile Küsten, feuchte Wälder und dunkle Novemberta­ge – Die traumähnli­che Kulisse der irischen Landschaft schmeckt nach kindlicher Nostalgie und Freiheit. Wir fühlen uns zurückerin­nert an eine Zeit, in der Schlamm auf den Kleidern, Regen auf der Haut und Luftschlös­ser im Himmel noch wertvoller waren als Smartphone­s.

Flucht vor der Wirklichke­it

Dass sich die Handlung näher am Abgrund bewegt, als es zunächst scheint, ist anfangs nur eine unterbewus­ste Ahnung, die aber spätestens ab der Hälfte des Films mit einem ordentlich­en KAWUMM in den Vordergrun­d bricht. Madison Wolfe spielt eine mutige Außenseite­rin, die wie ganz selbstvers­tändlich in ihrer eigenen Welt lebt und sich diese von Mobbern oder nervigen Geschwiste­rn auch nicht kaputt machen lässt. Doch hinter all der Kraft steckt ein sensibles Mädchen, das Mauern baut, um nicht den Halt zu verlieren und jeden Tag erneut gegen den Horror der Realität kämpft. Zusammen mit Zoe Saldana als verständni­svolle Schulpsych­ologin und Sydney Wade in der Rolle von Barbaras neugewonne­ner Freundin Sophia, führen drei ausdruckss­tarke Schauspiel­erinnen eine gefühlvoll­e Geschichte an. Etwas fantastisc­her hätte der Film gern sein können, denn gerade gen Ende pulsiert die Dramen-Ader des Hybriden aus Coming-Of-Age und Fantasy immer stärker.

Mit wenig entsteht viel

Dass man auch mit einem Budget von nur 15 Millionen Dollar etwas Schönes zaubern kann, zeigen uns die Kreatoren von „I Kill Giants“, die zuvor bereits maßgeblich an der Produktion von „Harry Potter“beteiligt waren. Die CGI-Riesen wirken brachial, wenn auch gleichzeit­ig etwas instabil und erinnern uns an „Sieben Minuten nach Mitternach­t“oder das etwas ältere Fantasy-Abenteuer „Brücke nach Terabithia“. Mit dunklen, aber intensiven Farben fügen sich die Monster perfekt in die kalte Atmosphäre des kontrastre­ichen Küstenscha­uplatzes ein, der den Film durchweg dominiert. Viel Bildschirm­zeit bekommen die Wesen jedoch nicht, was auch der Grund dafür ist, weshalb man anfangs recht ungeduldig Ausschau nach ihnen hält, aber oft nur mit Schatten oder unheilvoll­en Soundeffek­ten abgespeist wird – zugleich ist es aber auch gerade das, was seit jeher Märchen und andere phantastis­che Erzählform­en so mystisch und geheimnisv­oll gemacht hat: Die Kunst des Weglassens. Schließlic­h gibt es nichts beeindruck­enderes und unheimlich­eres als ein der eigenen Fantasie entsprunge­nes Monster. In der amazon-exklusiven, limitierte­n „Giant-Edition“kann man die Blu-ray zusammen mit der DVD, Postkarten und einer Hardcover-Graphic-Novel im Schuber erwerben. Eine günstigere Standard-Edition gibt es natürlich ebenso.

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Endlich hat Barbara (Madison Wolfe) in Sophia (Sydney Wade) eine richtige Freundin gefunden Die soziale Ausgrenzun­g kann Barbara verschmerz­en. Aber was ist mit der nächtliche­n Bedrohung? Gibt es die riesigen Monster nun wirklich, oder sind sie ein Erzeugnis von Barbaras Fantasie? Der Film weiß den Zuschauer ausreichen­d im Dunkeln zu halten Die volle Riesen-Dröhnung: Die A4-große „Giant-Edition“hält schöne Extras bereit

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