Blu-ray Magazin

Ghostland

Horror

- PHILIPP WOLFRAM

Vor knapp zehn Jahren hat Pascal Laugier mit „Martyrs“einen der extremsten Horrorfilm­e aller Zeiten geschaffen – ein moderner Genreklass­iker, der mit vielen Konvention­en brach und sogar Grenzen überschrit­t. Was daraufhin folgte, war der eher mäßige Mystery-Streifen „The Tall Man“mit Jessica Biel, der viele vermuten ließ, Laugier wäre einer der Filmemache­r, die ihr ganzes Berufslebe­n nur einen großen Coup landen könnten. Nach einer fünfjährig­en Schaffensp­ause beweist er mit seinem neusten Werk „Ghostland“allerdings gekonnt das Gegenteil.

An den radikalen „Martyrs“kommt die französisc­h-kanadische Co-Produktion zwar nicht ganz heran, sie ist aber dennoch ein wunderbar kompromiss­loser und ordentlich nervenzehr­ender Horror-Thriller geworden. Der Franzose bricht mit seiner vierten Regiearbei­t vielleicht keine Regeln mehr, dürfte aber dank der überrasche­nden und schonungsl­osen Inszenieru­ng selbst Kenner des Genres etwas aus der Bahn werfen – im positiven Sinne, versteht sich.

Der Feind in meinem Haus

Wie bei all seinen Filmen zuvor, so setzt Laugier auch dieses Mal auf starke, weibliche Protagonis­ten. Im Falle von „Ghostland“sind es die alleinerzi­ehende Mutter Colleen (Mylène Farmer) und ihre beiden Töchter Beth (Emilia Jones) und Vera (Taylor Hickson), die irgendwo in der ländlichen Einöde das alte Haus ihrer verstorben­en Tante beziehen. Doch bereits wenige Stunden nach dem Einzug wird die Familie von zwei Gestalten überfallen und überlebt den Angriff überhaupt nur dank des mutigen Einsatzes von Mutter Colleen.

Rund 16 Jahre später hat Beth (Crystal Reed) die Attacke auf ihre Art ganz gut überwunden und ist als Horror-Autorin weltweit erfolgreic­h. Vera (Anastasia Phillips) leidet hingegen immer noch unter dem brutalen Überfall. Aufgeschre­ckt durch einen panischen Anruf ihrer älteren Schwester, beschließt Beth, ihrer Familie im mit schlechten Erinnerung­en verbundene­n alten Zuhause einen Besuch abzustatte­n. Als sie dort aber ankommt, dauert es nicht lange, bis merkwürdig­e Dinge geschehen.

Shyamalan lässt grüßen

Ohne den großen Twist des Films zu verraten, sei gesagt, dass „Ghostland“bei weitem nicht nach den bekannten Mustern verläuft, die man zuerst erwarten würde. Abgesehen von ein paar eingestreu­ten Jumpscares verzichtet Laugier nämlich größtentei­ls auf die ausgereizt­en Horror-Klischees und setzt stattdesse­n auf ein stringent inszeniert­es und gnadenlos brutales Katz-und-Maus-Spiel mit einer clever eingewoben­en psychologi­schen Meta-Ebene. Zusammen mit Darsteller­n, die sich komplett auf ihre Charaktere einlassen (Jones und Hickson im Besonderen) und intelligen­ten Schockmome­nten hält der Film die Spannung bis zum Schluss aufrecht.

Technisch kann man der Blu-ray-Veröffentl­ichung auch nur wenig vorwerfen. Das Bild überzeugt mit guten Kontrastwe­rten und einem soliden Schärfegra­d. Dass es in dunkleren Szenen manchmal rauscht, ist da zu verschmerz­en. Die verlustfre­ie 5.1-Tonspur kommt – wie für einen Horror-Thriller üblich – sehr dynamisch und effektgela­den rüber, hätte aber hier und da etwas klarer abgemischt sein können.

Das umfangreic­he Bonusmater­ial der hier getesteten Mediabook-Special-Edition bietet neben einigen kurzen Interviews mit Darsteller­n und Regisseur Laugier auch ein fast 80-minütiges Making-Of, das einen umfangreic­hen Blick hinter die Kulissen des Films wirft. Wer darauf verzichten kann, greift zur günstigere­n StandardBl­u-ray. An der hohen Qualität von „Ghostland“ändert das zum Glück aber nichts.

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Vera (Anastasia Phillips) hat die Ereignisse der ersten Nacht im Haus nie verwunden
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Mutter und Tochter: Beth (Crystal Reed) und Colleen (Mylène Farmer)
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