Animation
Attack On Titan (The Movie 1),, ACCA (Vol.
Neuer Name, alte Geschichte: In „Feuerroter Pfeil und Bogen“wird die Geschichte um den epischen Kampf der Menschheit gegen die Titanen nicht weitererzählt, sondern die bisherigen Ereignisse nur neu verpackt. Wir berichten, für wen sich der Anime lohnt.
Japanische Animationsstudios erschaffen nicht nur wunderbare und vielfältige Zeichentrick-Abenteuer, sie verstehen es auch ganz hervorragend, diese finanziell weidlich zu melken. Eine Methode ist dabei die Wiederverwertung von Animes in einem anderen Format. Ein frühes Beispiel dafür ist die legendäre Mecha-Serie „Mobile Suit Gundam“, die bei der Erstausstrahlung im Fernsehen noch relativ erfolglos lief. Dann aber schloss das verantwortliche Studio Sunrise einen Spielzeug-Deal mit Bandai ab, schnitt die Serie zu drei Spielfilmen zusammen und brachte diese schließlich in die Kinos – und das mit sensationellem Erfolg. Seitdem erlebten zahllose TV-Serien und OVAs in zusammengestutzter Form eine Art zweiten Frühling in den Kinos, von den diversen „Gundam“-Serien über „Neon Genesis Evangelion“bis hin zu „Code Geass“. Warum nun also dieser kleine Exkurs in die Gefilde des Serien-Recyclings? Ganz einfach, weil es sich bei „Attack On Titan – Teil 1: Feuerroter Pfeil und Bogen“sowie bei seinem Nachfolger „Flügel der Freiheit“um genau so einen Fall von Zweitverwertung handelt. Die Namen wurden im Übrigen den gleichlautenden Titelsongs der Serie entlehnt, was auch gleich die Verteilung der Serie auf die zwei Filme offenbart: In „Feuerroter Pfeil und Bogen“werden die ersten dreizehn Folgen zusammengefasst, in „Flügel der Freiheit“die darauf folgenden zwölf.
Gestraffter Inhalt
An der Handlung wurde selbstredend nichts verändert. Für alle, an denen das auch unter seinem japanischen Namen „Shingeki No Kyojin“bekannte Anime-Phänomen bislang vorbei gegangen ist, hier aber noch einmal eine Kurzfassung der Prämisse: In einer mittelalterlich anmutenden Fantasywelt wurde die Menschheit vor einhundert Jahren von attackierenden Titanen – humanoiden Riesen mit ungeahnten zerstörerischen Fähigkeiten und aggressiver Tücke – an den Rand der Auslöschung gebracht. Die wenigen Überlebenden fanden Zuflucht hinter drei gigantischen Mauern, in deren Schatten sie nun ihr Dasein fristen mussten. Im Schutz der Mauern, eingesperrt in einem selbst gewählten Gefängnis, lebt die Menschheit als Schatten des früheren Selbst.
Doch auch mit diesem Frieden ist es nun vorbei, denn ein selbst für Titanen-Verhältnisse riesiger Gigant schafft das Unvorstellbare. Er schlägt eine Bresche in die äußere Mauer, durch die ganze Heerscharen hungriger Titanen über die entsetzten Menschen herfallen. Dem Angriff fallen unzählige Einwohner zum Opfer, darunter auch die Mutter von Eren Yaeger, dem jugendlichen Haupthelden der Geschichte. Noch während der Evakuierung hinter die nächste Mauer schwört Eren Rache an den Riesen, die er durch seinen Eintritt ins Militär zu erlangen hofft. Aus der relativ simplen, aber effektiven Grundidee
spinnt „Attack On Titan“eine spannende, actionreiche Fantasy-Geschichte, die neben dem Überlebenskampf der Menschen auch alltäglichen Begebenheiten, politischen Ränkespielen und Geheimnissen Raum lässt.
Spannender erzählt
Denn natürlich möchte das Publikum mehr darüber erfahren, woher die Titanen kommen und was der Grund für ihre Angriffe ist.
Die endgültigen Antworten auf diese Fragen enthalten die zwei Spielfilm-Zusammenschnitte den Zuschauern allerdings vor, genauso, wie das die erste Staffel der Serie tut, auf der sie basieren. Doch im Gegensatz zu vielen anderen solcher Kompilations-Animes lässt sich im Falle der „Attack On Titan“-Filme der Handlung ausgezeichnet folgen. Beim Kondensieren von dreizehn Episoden auf zwei Stunden blieb es freilich nicht aus, dass die Geschichte Federn lassen musste, doch die Straffungen gingen hier vornehmlich auf Kosten der Ausbildungsszenen beim Militär und der Nebencharaktere. Auch diverse der inneren Monologe Eren Yaegers wurden gestrichen, was dem Tempo der Erzählung sehr zuträglich ist. Insgesamt gibt es zwar inhaltliche Einbußen, jene werden aber nur Kennern der Serie auffallen, nicht jedoch Neueinsteigern. Und gerade für diese Gruppe stellen die beiden Kinofilme eine sehr attraktive, weil zeit- und kostensparende Alternative zur 25 Folgen starken ersten Staffel von „Attack On Titan“dar. Im Vergleich zur Serie sind die Zusammenschnitte straffer, fokussierter und spannender erzählt. Obsolet machen sie diese allerdings nicht, denn die besser ausgearbeiteten Charaktere, ruhigen Momente und ein Mehr an atmosphärischen Details sind Qualitäten, welche die Serie den Filmen voraus hat. Letztlich ist es jedoch zu begrüßen, dass den Käufern hier selbst die Entscheidung überlassen wird, welche Priorität sie setzen. Sehenswert ist „Attack On Titan“jedenfalls sowohl als Serie wie auch als Film. Immerhin einen völlig objektiven Grund, den Filmen den Vorzug zu geben, gibt es, und der ist technischer Natur. Während sich an der Optik, von einigen wenigen Szenen abgesehen, nicht viel getan hat, wurde dem Titel für die Kinoveröffentlichung ein akustisches Upgrade verpasst. Zwar hat die nun vorhandene DTS-HD MA 5.1-Tonspur nicht gerade Referenzqualität, im Vergleich zum eher lauen Stereo-Ton der Serie klingen die Angriffe der Titanen nun aber endlich wie die brachiale Urgewalt, die sie sind: kraftvoll, dynamisch, räumlich.
Freunde attraktiver Verpackungen haben die Option, neben den Standard-Veröffentlichungen zu zwei sehr hübschen, limitierten Steelcases zu greifen.