Im Zweifel glücklich
Brad (Ben Stiller) ist 47 und sinniert über sein Leben: Alle seine Freunde aus Studienzeiten sind ungleich erfolgreicher als er, der für sein selbstgegründetes gemeinnütziges Unternehmen Spenden sammelt. Und kürzlich hat sein einziger Mitarbeiter (Adam Capriolo) mit den Worten gekündigt, er wolle lieber selber reich werden und für gute Zwecke spenden, statt dem Geld anderer Leute hinterherlaufen zu müssen. Eigentlich kann Brad sich nicht beklagen – er führt eine glückliche Ehe und sein Sohn (Austin Abrams) bewirbt sich an den besten Unis des Landes. Und doch ist da diese nagende Vermutung in seinem Kopf, dass er sein Potenzial nicht genutzt hat, nicht das Leben führt, das er sich ausgemalt hatte, als er jünger war. Als er mit seinem Sohn zum Bewerbungsgespräch nach Harvard fährt, ergibt sich für Brad die Chance, seinem Leben für den Augenblick einen Sinn zu verleihen: Weil sein Sohn den Termin für das Gespräch verwechselt hat, droht die Bewerbung zu platzen. Brad setzt alle Hebel in Bewegung, um ihm das Gespräch doch noch zu ermöglichen. Dabei greift er auch auf seine alten Freunde zurück – und muss sich nicht nur seiner Vergangenheit stellen, sondern auch seinem Selbstbild in der Gegenwart.
Der Verlust der Jugend
„Im Zweifel glücklich“ist ein Stück weit das, was man einen Wohlfühlfilm nennen könnte. Andererseits ist er gerade das nicht, denn die inneren Monologe des Helden sind durchzogen mit nostalgischen, melancholischen und depressiven Gedanken, die sich nur auf den ersten Blick darauf beziehen, wie unzufrieden Brad mit seinem Leben ist: Eigentlich behandelt der Film das Trauma des Verlustes der Jugend und wie eine Vaterfigur Erlösung im potenziellen Erfolg des Nachwuchses sucht. Diese Geschichte wurde schon oft erzählt und das durchaus auch schon auf witzigere oder schwermütigere Weise. Dabei versucht „Im Zweifel glücklich“gar nicht primär eine Komödie zu sein, obwohl Autor und Regisseur Mike White („School Of Rock“, „Nix wie raus aus Orange County“) genau dafür bekannt ist.
Es ist erst sein zweiter Kinofilm als Regisseur und der erste seit über zehn Jahren, den er selbst gedreht hat. Da White auch sein eigenes Drehbuch verfilmte, ist womöglich so etwas wie Betriebsblindheit eingetreten. Sonst hätte er bemerkt, dass es in seinem Film nicht richtig vorangeht. Die Geschichte an sich ist gut und hat eine ganze Reihe schöner Momente, Motive und Gedanken. Aber bevor sich der ohnehin eher subtile Konflikt entfaltet, vergehen zwei Drittel der Gesamtlaufzeit. Es ist eine sehr zögerliche, langsame Entwicklung, die die Hauptfigur hier durchmacht und durchaus erfordert es vom Zuschauer mitunter Geduld, auf die nächste Erkenntnis zu warten. Positiv ist jedoch, dass die Gedanken des mit sich hadernden Helden nicht in peinlich sich selbst erfahrender Weise ausgebreitet werden, sondern ungezwungen und authentisch wirken. Der eigentlich für Komödien und leichte Kost bekannte 52-Jährige entdeckt offenbar mit fortschreitender Reife immer wieder die ernsten Seiten des Lebens. Schon vor acht Jahren spielte Ben Stiller die Hauptrolle im eher durchwachsenen Selbstfindungsstreifen „Greenberg“. 2013 konnte er dann doch in einer ernsten Rolle überzeugen, die der in „Im Zweifel glücklich“sehr ähnlich gewesen ist: Im sehr hübschen Remake „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“, das er auch selbst drehte, mimte Stiller einen Mann, der sich in den besten Jahren befindet, sich aber ebenso unvollständig fühlt wie Brad. Heimlich sehnt er sich nach Abenteuern und einer diffusen Form von Erfüllung, die er letztlich in seinem unaufgeregten Leben findet. Die eindeutig optimistische Auflösung bei Walter Mitty fehlt zwar in „Im Zweifel glücklich“, ist zumindest jedoch nicht ganz so plakativ. Das Bonusmaterial der Blu-ray-Version besteht aus Trailern und einer Handvoll kurzer Featurettes.