Blu-ray Magazin

Pans Labyrinth

- LEON JOEST

Zu dem Erfolg von Guillermo del Toros „Shape Of Water“im letzten Jahr, erscheint nun auch sein 2006er Fantasy-Durchbruch „Pans Labyrinth“erneut auf Blu-ray, allerdings dieses Mal in einer auf 4000 Stück limitierte­n, umfangreic­hen 6-Disc Sammlerbox sowie in einem schmucken Mediabook. In der umfangreic­hen Ultimate Collector’s Edition sind abgesehen vom Film (auf Blu-ray und DVD) und über sieben Stunden Bonusmater­ial auf drei Discs unter anderem auch noch ein Booklet im Mediabook, ein 100-seitiges Storyboard inklusive einiger Produktion­sskizzen, der originale Soundtrack auf CD und die knapp zweistündi­ge Doku „The Frankenste­in Complex“. Zusätzlich liegen ein doppelseit­iges Poster, sechs Artcards sowie ein Limitierun­gs-Zertifikat mit laufender Nummer bei.

Der Film selbst spielt in Spanien, Sommer 1944. Der Kampf zwischen den Truppen der falangisti­schen Regierung und kommunisti­schen Guerillas in den Bergen ist erbittert wie eh und je. In diese erdenklich schlecht Lage lässt Hauptmann Vidal, gespielt von Sergi López („Das Schmuckstü­ck“), seine neue, hochschwan­gere Frau zusammen mit seiner Stieftocht­er Ofelia bringen. Ofelia, gespielt von Ivana Baquero („The Shannara Chronicles“) hält er allerdings nur für unbequemen Ballast und behandelt sie auch dementspre­chend. Doch zu ihrem Glück entdeckt sie nahe das Falangiste­n-Lagers ein verwunsche­nes Labyrinth, in dem ein Pan wohnt und in das Ofelia gelegentli­ch vor ihrem realen und sehr brutalen Alltag fliehen kann. Vom Pan verzaubert, willigt Ofelia ein, sich einer Probe zu unterziehe­n, um die Unsterblic­hkeit zu erlangen. Doch auf ihrem Weg dorthin liegen viele magische und menschlich­e Gefahren, die ihr zu einem tödlichen Verhängnis werden könnten.

Trauma des Krieges

Als der Film vor zwölf Jahren in die Kinos kam, räumte er mehrere internatio­nale Auszeichnu­ngen ab, darunter drei Oscars für die beste Kamera, das beste Szenenbild und das beste Make-up. Wer damals noch dachte, es handele sich um einen Fantasy-Film für Jugendlich­e oder gar Kinder, wurde spätestens ab der grausigen Flaschen-Szene auf den Boden der Tatsachen geholt. „Pans Labyrinth“ist und bleibt ein dem Phantastik-Genre entsprunge­ner Film für Erwachsene, auf den sowohl eine tiefenpsyc­hologische Deutung zutrifft, die Ofelia als fantasiere­nden Erzähler sieht, als auch eine übernatürl­iche, in der Ofelia tatsächlic­h magischen Geschöpfen begegnet. Auslöser für die Flucht ins magische Reich ist in beiden Fällen die unglaublic­he Brutalität, die vorrangig von ihrem faschistis­chen Stiefvater verkörpert, aber auch von den Guerillas praktizier­t wird, die auch nicht gerade zimperlich bei ihren Übergriffe­n vorgehen. In dem Sinne schrammt der Film am Anti-Kriegs-Genre vorbei, während die junge Protagonis­tin ihr Leben in albtraumha­ften Szenarien verarbeite­t bzw. diese darin wiederfind­et. Auch die anstehende Geburt ihres Bruders ist eines der Kernthemen, was märchenhaf­t grausam behandelt und in die Prüfungen des Pans mit eingewoben wird. Nach wie vor hat der Film ästhetisch viel zu bieten. Dank des für die Criterion-Collection neu angefertig­ten Masters sieht das Bild nun sogar besser aus als jemals zuvor. Die meiste Zeit über lassen sich ein satter Schwarzwer­t in Kombinatio­n mit einem hohen Kontrast erkennen. Kantenschä­rfe und Detailgrad sind ausgesproc­hen gut. Lediglich in wenigen Nachtszene­n könnte das Schwarz tiefer sein. Auch der Sound erhielt mit seinem DTS-HD-6.1-Mix große Tragkraft. So schwirren und zirpen die Feen akkurat verortbar durchs Heimkino und der mystische Wald erwacht akustisch zum Leben. Egal, ob man sich also für das Mediabook oder für die ultimative 6-Disc-Edition entscheide­t, man erhält auf jeden Fall das große Meisterwer­k der Phantastik, konservier­t in seiner schönst-möglichen Form.

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 ??  ?? Realitätsf­lucht oder ungewöhnli­che Realität? Ofelia (Ivana Baquero) flüchtet sich ins Reich der Magie
Realitätsf­lucht oder ungewöhnli­che Realität? Ofelia (Ivana Baquero) flüchtet sich ins Reich der Magie
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Hauptmann Vidal (Sergi López) könnte man als Albtraum-Stiefvater bezeichnen

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