Die kleine Hexe
Jeder kennt das aus seiner eigenen Kindheit: „Dafür bist du noch zu klein, das darfst du erst später“oder „Die Feier ist nur für die Erwachsenen, die wollen auch mal alleine tanzen“. Das ist frustrierend, aber wir sind ja alle groß geworden und dürfen mitmachen. Wirklich gemein ist natürlich, wenn man 127 Jahre alt ist und immer noch nicht mittanzen darf. Und schon sind wir beim Schicksal der kleinen Hexe.
Nach dem Buch von Ottfried Preußler erzählt „Die kleine Hexe“die Geschichte einer mit 127 noch ziemlich jungen Hexe (Karoline Herfurth, „Mädchen Mädchen!“, „Fack Ju Göhte“, „Wir sind die Nacht“), die unbedingt mit den großen Hexen die Walpurgisnacht auf dem Berg feiern will. Aber leider kam auch dieses Jahr keine Einladung. Dabei will sie so gerne mittanzen. Gegen die Warnungen ihres Raben Abraxas (Axel Prahl) schleicht sie sich des Nachts auf den Berg und feiert in den Mai. Das bleibt aber keineswegs unbemerkt und die kleine Hexe wird erwischt – es lohnt sich eben auch unter Hexen, die Choreographie zu kennen, wenn man zum Gruppentanz geht. Zur Strafe muss sie in nur einem Jahr alles lernen, was es braucht um eine große und gute Hexe zu werden. Wenn sie es schafft, darf sie im nächsten Jahr mittanzen, wenn nicht, kriegt sie nie eine Einladung. Nicht nur dass dies ganz schön wenig Zeit ist, es stellt sich zudem die Frage, was überhaupt eine gute Hexe ist. Und ihre fiese Verwandte Rumpumpel (Suzanne von Borsody, „Tatort“, „Lola rennt“) behält sie dabei stets im Auge.
Karoline Herfurth kennt man zwar aus einigen großen deutschen Produktionen, sie hat aber auch in kindertauglichen Filmen mitgespielt, wie der „Rico und Oskar“-Reihe oder dem Märchenfilmen „Die Gänsemagd“. Es ist also gar nicht verwunderlich, dass sie in diesem Familienfilm eine schöne Darbietung abliefert, die sowohl die Kinder als auch die Eltern sympathisch, wenn nicht sogar zauberhaft finden dürften. Mit einer etwas längeren Nase als sonst, und einem Look, den man außerhalb der Märchenwelt vielleicht als „Boho Chic“bezeichnen könnte, haucht sie Preußlers Figur auf liebenswerte Art Leben ein. Mal tolpatschig, mal trotzig aber immer hilfsbereit beginnt sie, praktische Anwendungen für das Gelernte zu finden.
Märchenhafte Details
Regisseur Mike Schaerer hat eine hübsche kleine Zauberwelt für die Waldhexe geschaffen. Ihre Hütte zeigt ein kreatives Chaos mit viel Gemütlichkeit und noch mehr Liebe zum Detail. Auch das Dorf, in das die Hexe gern geht, sieht urig aus. Die Kostüme und die dezente, aber leicht verspielte Musik tun ihr übriges, um eine märchenhafte Stimmung zu erzeugen, die aber nicht übertrieben erscheint. Aber viel mehr als die Optik ist es die Herzenswärme, die den Film zur Feel-Good-Angelegenheit machen. Es ist schon süß, wenn Rabe Abraxas als Stimme der Vernunft auf die kleine Hexe einredet und sie ihm Widerworte gibt. „Die kleine Hexe“zeigt sich vor allem menschlich, denn sie kümmert sich um andere und fragt lieber nach, statt zu verurteilen. Aber auch einer kleinen Hexe kommen mal Selbstzweifel. Geschmacksache ist sicherlich das Tempo des Films, denn er ist deutlich ruhiger und entschleunigter als viele der aktuellen Produktionen für Kinder. Trotzdem plätschert er nicht vor sich hin, denn der rote Faden und die Relevanz der Szenen sind immer ersichtlich. Er ist einfach gemütlich und lässt Karoline Herfurth den Raum, ihre Hexe wachsen zu lassen. Neben der Standard-Blu-ray, die uns vorlag, erscheint noch eine hübsch gemachte Limited Collector’s Edition. Diese beinhaltet neben der Blu-ray auch die DVD und eine 3D-Ansicht. Neben den Featurettes der Standard-Blu-ray erhält man hier zusätzlich Hörspiel-CDs, ein Booklet, ein Poster und zwei Art Cards – eben einer auch ansonsten respektvoll und schön nostalgisch gehaltenen Verfilmung würdig.