| Rick And Morty (3. Staffel)
Animation
Es gibt einige Dinge, die bei „Rick And Morty“nicht ganz klar sind. Warum jemand bereitwillig ein Kind dem durchgeknalltesten, intelligentesten Mann des Universums anvertraut, zum Beispiel. Oder warum diese Intelligenz mit so viel Rülpsen und einer Menge Flatulenz einhergeht. Warum Rick besessen ist von Szechuan-Sauce oder was genau mit der Phrase „Get Schwifty“gemeint ist. Wir wissen nicht wirklich, warum es unendlich viele Ricks und Mortys und unendlich viele Wirklichkeiten im Multiversum gibt. Aber eines ist sicher: Auch wenn „Rick And Morty“immer wiederholt, dass alles sinnlos ist, macht die Serie dabei aber richtig viel Sinn. Und die Möglichkeiten, immer neue Details zu entdecken, wirken schier unendlich.
Rüüüüooooalps!
Für noch nicht Eingeweihte: Rick ist ein durchgeknallter und versoffener Wissenschaftler, der seinen mal mehr, meist weniger willigen Enkel Morty auf Reisen durch die unterschiedlichsten Dimensionen mitnimmt. Am Ende dieser vor vulgärem Humor strotzenden Abenteuer, die in ihrer Handlung oft irre und unvorhersehbar sind, ist dann eben oft auch nicht alles in Ordnung. Alles hat Konsequenzen. Und Teil des anarchistischen Geistes der Serie ist es nicht nur, dass sie einen unübersehbaren und mit Gewalt versetzten Ranz- und Ekelfaktor hat, sondern auch, dass sie den Zuschauer völlig im Dunkeln darüber lässt, ob das alles einen höheren Sinn hat und Rick seine Familie liebt, oder ob ihm einfach egal ist, was mit den anderen passiert. Damit erinnert die Serie sowohl an „Zurück in die Zukunft“als auch an „Doctor Who“, fügt dem noch eine Menge Absurdismus gemischt mit einer Prise Existenzialismus hinzu und reiht sich in die Science Fiction-Tradition ein, große Fragen aufzuwerfen – nur eben in Zeichentrick-Optik und mit der Eigenschaft, dass sich das Hirn danach anfühlt wie nach einem Schleudergang in der Waschmaschine.
Referenzen galore
Am Ende der zweiten Staffel hatte sich Rick nach einer ziemlich tragisch verlaufenen Hochzeit der Föderation gestellt und wurde ins galaktische Gefängnis gebracht. Seine Familie konnte dafür zurück zur Erde kehren, die von Aliens übernommen worden ist und wo sie von Robotern mit Pillen vollgestopft werden. Während Ricks Schwiegersohn
Jerry damit als der ewige Status Quo-Bewahrer und Durchschnittstyp sehr glücklich scheint, sehen Ricks Tochter Beth und die Enkel Morty und Summer überhaupt nicht zufrieden aus. Die dritte Staffel beginnt in Ricks Gehirn, während ein Agent in Insektenform (im Original von Nathan Fillion gesprochen) versucht, Rick per Erinnerung die Formel für die Portal Gun abzuluchsen. Aber Rick C-137 wäre nicht er selbst (oder zumindest einer davon), wenn er nicht einen Plan hätte, der Situation zu entfliehen. Es ist also alles bereit für eine neue Staffel, die noch mehr irre Schichten der Handlung birgt. Dabei geht die Serie nicht nur etwas tiefer darauf ein, wer Rick eigentlich ist, sondern gibt auch Summer und der frisch von Jerry getrennten Beth mehr Raum. Von ersten Abnutzungserscheinungen kann bei dieser Serie also gar keine Rede sein.
Eine Art tragende Sinn-Säule der Serie sind die vielen Anspielungen an die Popkultur – es ist schon fast Voraussetzung für die Show, Ahnung davon zu haben. Schon in den vorhergehenden Staffeln gab es Anspielungen auf bekannte Filme wie „Nightmare: Mörderische Träume“oder „Inception“. In dieser Staffel wird Summers Reaktion auf die neue Familiensituation in einer stark an die „Mad Max“-Filme angelehnten Dimension thematisiert. Ricks Unwille, sich mit der Familiendynamik auseinanderzusetzen bringt ihn hingegen dazu, sich eine Episode lang in Form einer Gewürzgurke durchzuschlagen, wobei er starke Erinnerungen an „John Wick“und „Stirb langsam“weckt. In einer anderen Folge legt ein betrunkener Rick einer an die „Avengers“erinnernden Superhelden-Truppe Fallen im Stil der „Saw“-Filme. Sinn findet man aber auch darin, dass „Rick And Morty“viel Philosophie enthält. Die Figur des sich wirft die Frage überhaupt eine Perziehungsweise eine ist. Es gibt so viele Ricks, alle mit einem eigenen Bewusstsein. Was macht also einen Rick aus?
Das ist doch absurd
Der an Doc Brown erinnernde Protagonist ist ein Rebell in einer Serie, in der alles absurd und sinnlos erscheint, und genau damit kratzt er an den Thesen Albert Camus: Dieser sah das Absurde darin, dass der Mensch auf der einen Seite stets nach dem Sinn des Lebens sucht, während die Welt, ja das Universum, auf der anderen Seite sinnlos ist. Oder anders gesagt: Das Leben hat nur die Bedeutung, die wir selbst ihm geben. Rick verkörpert eine radikale Akzeptanz dieser Sinnlosigkeit, indem er sich eben jener Sinnlosigkeit immer und immer wieder stellt. Und auch Morty, der zu Beginn der Serie noch versucht hat, einen Sinn zu finden, hat aufgegeben und hält stattdessen frustrierte, aber unterhaltsame Tiraden. Was unterm Strich auch bedeutet: Die Serie, die die Showrunner Dan Harmon und Justin Roiland geschaffen haben, ist nicht nur witzig und äußerst intelligent gemacht, sie ist auch unerwartet herzzerreißend. Damit beweist „Rick And Morty“weiterhin den Willen, eine der düstersten Serien auf dem Markt zu sein, die dennoch ordentlich Spaß bereitet. Dass nun auch die weiblichen Charaktere mehr zeigen dürfen, ist gut für die Dynamik und gerade Beth hält sich den Spiegel vor. Vielleicht liegt der Erfolg von „Rick And Morty“aber auch darin, dass viele von uns einen gegen die Sinnlosigkeit rebellierenden Rick in uns haben, während wir doch eher das Leben eines Jerrys führen, der scheinbar stellvertretend für den modernen Menschen steht. Ähnlich wie der Inhalt zeigt das Bild relativ klare Konturen und bekennt deutlich Farbe. Die Abmischung ist sehr schön verständlich, was natürlich auch bedeutet, dass jeder Rülpser das volle Frequenzspektrum abdeckt. Davon abgesehen kann der Stereo-Ton allerdings nicht viel, erfüllt aber seinen Zweck. Das Bonusmaterial gibt dafür einiges her.