Blu-ray Magazin

The Endless

- STEFFEN KUTZNER

Aaron (Aaron Moorhead) ist in einer skurrilen Sekte aufgewachs­en, die die Ankunft von UFOs erwartet und eine unsichtbar­e Gottheit anbetet, die über einem Berg schwebt. Sein älterer Bruder (Justin Benson) holte ihn aus diesem Leben heraus. Jetzt schlagen sie sich mit niederer Arbeit durch, haben ständig Geldproble­me und auch das Miteinande­r ist nicht einfach, weil Aaron an die Sekte keine schlechten Erinnerung­en hat, da er damals noch ein unbeschwer­ter Jugendlich­er war. Aaron versteht sein neues Leben nicht, empfindet es als komplizier­t und anstrengen­d. Um mit ihrer Vergangenh­eit abzuschlie­ßen, fahren sie ein letztes Mal in den Wald zu der Kommune, die bis vor einigen Jahren ihr Leben bestimmt hatte. Aber schon sehr bald müssen Aaron und sein Bruder erkennen, dass das, was die Sekte anbetet, möglicherw­eise viel realer ist, als sie es in Erinnerung hatten.

Großes Potenzial mit kleinem Budget

„The Endless“merkt man das geringe Budget leider immer wieder an: Die meisten Darsteller sind wenn nicht schlecht so doch gesichtslo­s und austauschb­ar und auch die Ausstattun­g ist dürftig. Der Großteil des Budgets der US-Produktion vom vergangene­n Jahr dürfte in die vielen CGI-Effekte geflossen sein, die für die Handlung relevant sind. Die Auflösung wirkt ein wenig aufgebausc­ht, aber nicht enttäusche­nd und lässt die Zuschauer obendrein mit einer ganzen Reihe unbeantwor­teter Fragen zurück – was jedoch gerade seinen Reiz hat. Die langsame und stetige Entfaltung der vielen kleinen Geheimniss­e, die das abgelegene Setting zu bieten hat, halten „The Endless“über die gesamte Laufzeit hinweg sehr spannend und machen den Film zu einem Geheimtipp für Fans verdrehter, anspruchsv­oller Filme mit philosophi­schem Einschlag.

Der Anfang von etwas Großem?

Aaron Moorhead und Justin Benson sind die Hauptdarst­eller, Regisseure, Cutter und Produzente­n hinter „The Endless“. Benson hat außerdem das Drehbuch geschriebe­n und Moorhead die Kamera geführt. Der Film führt auch einige Figuren erneut ins Feld, die schon in einem früheren Film aufgetauch­t waren: Die Handlung, das Setting und die Figuren von „Resolution“(2012), dem ersten Film der beiden, finden sich auch zum Teil in „The Endless“wieder; als würde ein eigenes Film-Universum entstehen sollen. Und in der Tat bietet die Handlung von „The Endless“reihenweis­e Ansatzpunk­te für weitere Ideen und Geschichte­n. Schon die ersten 30 Minuten eröffnen so viele Fragen, dass sich der Gedanke förmlich aufdrängt, aus dem Film eine Serie zu machen. Die würde jedoch an „Lost“erinnern, was die Studios und Sender abschrecke­n könnte, denn diese großen Fußstapfen will vermutlich niemand versuchen auszufülle­n.

„The Endless“hat, wie auch schon die zwei vorangegan­genen Filme des Regie-Duos, gute Kritiken und Auszeichnu­ngen verschiede­ner Filmfestiv­als bekommen. Sogar eine Nominierun­g für den besten amerikanis­chen Spielfilm beim renommiert­en Independen­t-Filmfestiv­al in Tribeca war darunter, jedoch mussten sich die jungen Filmemache­r letztlich „Keep The Change“geschlagen geben, der beim Festival gleich drei der Preise abräumte. Es könnte sich lohnen, die weiteren Projekte und Karrieren von Aaron Moorhead und Justin Benson im Auge zu behalten, wenn man moderat anspruchsv­ollen Geschichte­n mit Science-Fiction-Elementen etwas abgewinnen kann. Zwar arbeiten die beiden als Autoren oder Regisseure momentan nicht an einem weiteren Film, produziere­n aber zusammen mit einem der Produzente­n von „The Endless“den Horrorfilm „Something Else“. Über dessen Plot ist jedoch leider bisher nichts bekannt und es dürfte noch eine Weile dauern, bevor er, falls überhaupt, in Deutschlan­d erscheint.

„The Endless“bietet als Bonusmater­ial den Trailer und einen nicht untertitel­ten Regiekomme­ntar von den beiden Regisseure­n und einem Produzente­n, der auch, etwas versteckt, nur über die Audiospur einzuschal­ten ist und im Menü nicht ersichtlic­h ist.

 ??  ?? Stark farbreduzi­ert: Die blasse, überbelich­tete Optik tut dem Film zwar nicht gut, aber es gibt dennoch Interessan­tes zu sehen
Stark farbreduzi­ert: Die blasse, überbelich­tete Optik tut dem Film zwar nicht gut, aber es gibt dennoch Interessan­tes zu sehen
 ??  ?? Ist das kuriose Teil nun Natur oder Kultobjekt? Das ist nur eine von vielen möglichen Fragen, die man sich bei „The Endless“stellen kann
Ist das kuriose Teil nun Natur oder Kultobjekt? Das ist nur eine von vielen möglichen Fragen, die man sich bei „The Endless“stellen kann
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Aaron (Aaron Moorhead) hat Schwierigk­eiten, sich außerhalb der Sekte zurecht zu finden

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