Der Nebelmann
Obwohl der italienische Schriftsteller Donato Carrisi jetzt schon in einem Atemzug mit Krimi-Größen wie Stieg Larsson oder Henning Mankell genannt wird, blieben die üblichen Verfilmungen seiner Bücher bisher aus. Also ergriff der studierte Jurist einfach selbst die Initiative und hat mit der namensgleichen Leinwand-Adaption seines Bestsellers „Der Nebelmann“ein beeindruckendes Regiedebüt hingelegt. Carrisi schickt darin den zynischen Sonderermittler Vogel (Toni Servillo) in das kleine Alpendorf Avechot, wo die 16-jährige Anna Lou Kastner kurz vor Weihnachten spurlos verschwunden ist. Dem smarten Kommissar ist jedes Mittel recht, um seine Fälle aufzuklären und sich selbst medienwirksam ins Rampenlicht zu stellen. Dabei gerät der örtliche Lehrer Loris Martini (Alessio Boni) trotz mangelnder Beweise schnell ins Visier der Polizei und wird schließlich zum Schuldigen hochstilisiert. Als dann aber bekannt wird, dass bereits vor 30 Jahren sechs Mädchen aus dem Dorf verschwunden sind und der Täter damals nie gefasst wurde, regen sich Zweifel an Vogels Ermittlungsarbeit. Carrisi schafft es wunderbar, die wendungsreiche Geschichte mit ihren vielen falschen Fährten und taktischen Winkelzügen bis zum großen Schlusstwist ohne jeglichen Spannungsabfall zu inszenieren. Die kompakt präsentierte Handlung krankt zwar an einigen oberflächlichen Figuren mit nicht ganz nachvollziehbaren Motivationen, schildert allerdings auch beklemmend gut, wie leicht aus simplem Dorftratsch eine waschechte Hexenjagd werden kann. Der gute Schärfegrad, die stylisch überakzentuierte Farbgestaltung und eine atmosphärische Soundkulisse sind die technischen Highlights der Blu-ray.