| The Avengers: Infinity War
Blockbuster
Als die Marvel Studios 2008 mit „Iron Man“ihr „Cinematic Universe“starteten, ahnte noch niemand, wie sehr dieses Mammut-Projekt die gesamte Entertainment-Branche nachhaltig verändern sollte. Comic-Streifen galten damals als nerdiges Nischengenre und waren bis auf einige Ausnahmen nur bedingt profitabel. Zehn Jahre und 18 erfolgreiche Verfilmungen später hat das Superhelden-Universum alle Kritiker vom Gegenteil überzeugt, so gut wie jeden Rekord gebrochen und bisher mehr als 17 Milliarden Dollar in die Kinokassen gespült. Der vorläufige Höhepunkt des Marvel-Phänomens wurde nun mit „Avengers: Infinity War“erreicht – wirtschaftlich und inszenatorisch. Unter der Regie der Gebrüder Anthony und Joe Russo ist ein schlichtweg bombastisches und dennoch greifbares Fantasy-Epos entstanden, dem das Unmögliche gelingt: Er vereint (fast) alle bisherigen MCU-Helden nahezu mühelos miteinander und lässt sie gegen Marvels größten Comic-Bösewicht aller Zeiten antreten. Dieser Film ist actiongeladen, humorvoll und dramatisch zugleich. Ein beeindruckendes CGI-Feuerwerk mit Seele, ein Blockbuster mit Tiefgang. Anders ausgedrückt: Er ist die eierlegende Wollmilchsau der Comic-Verfilmungen.
Game Of Stones
Kurioserweise verläuft seine Handlung aber trotzdem nach dem bekannten Marvel-Muster: Der furchteinflößende Titan Thanos (herausragende Performance: Josh Brolin) ist auf der Suche nach den Infinity-Steinen, um mit ihrer Macht die Hälfte der Bevölkerung des Universums auszulöschen und so das Gleichgewicht wiederherzustellen. Da sich zwei der sechs Steine auf der Erde befinden, ist es an den Avengers rund um Iron Man (Robert Downey Jr.) und Captain America (Chris Evans), diese vor Thanos zu schützen und seinen grausamen Plan zu vereiteln. Gleichzeitig versuchen der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) und die Guardians Of The Galaxy, angeführt von Star-Lord (Chris Pratt), einen Weg zu finden, Thanos ein für alle Mal aufzuhalten. „Avengers: Infinity War“profitiert dabei immens von seinem simplen Plot, da man sich so umso mehr auf die schiere Masse an Charakteren konzentrieren kann. Die Russo-Brüder schaffen es wie schon bei „Captain America: Civil War“beeindruckend gut, die vielen Helden, Orte und Plots organisch und nachvollziehbar miteinander zu verbinden.
Das Erzähltempo ebbt innerhalb der zweieinhalb Stunden Laufzeit dabei niemals ab. Mit einem brillanten Gespür für Timing wechselt der Film von einem Action-Moment zum nächsten und inszeniert den Kampf um das Universum auf eine spannungsgeladene, aber auch sehr emotionale Weise. Und das liegt vor allem an Thanos – selten zuvor gab es einen derart vielschichtigen Comic-Bösewicht auf der Leinwand zu bestaunen. Dass ein komplett am Computer entstandener Widersacher es schafft, einen Film mit dutzenden Superhelden so zu dominieren, ist eine (Schauspiel-)Leistung, die einfach Respekt verdient. Das gleiche gilt für die Technik. Der wuchtige 7.1-Sound bietet spektakulären Raumklang, treibende Musikuntermalung und glasklar abgemischte Dialoge. Das messerscharfe Bild ist mit seinen satten Farben und exzellenten Kontrasten fast makellos. Aber eben nur fast. Denn obwohl der Film komplett im IMAX-Format gedreht und die Aufnahmen daran ausgerichtet wurden, bieten selbst die 3D-Steelbook-Variante und die 4K-Version nur das abgeschnittene Bild der Kinoversion im schmalen 2.39:1-Format, wodurch dort dicke, schwarze Balken zu sehen sind, wo das Original-Bild eigentlich weitergehen würde. Warum sich Disney dafür entschied, ausgerechnet diesen Film nicht wie sonst auch in einer Version zu veröffentlichen, der die größere IMAX-Version zugrunde liegt, ist bislang unbekannt. Die Bonus-Sektion fälllt leider auch sehr lieblos aus.