Blu-ray Magazin

| Escape Plan 2 – Hades

Thriller

- FALKO THEUNER

Vor knapp fünf Jahren trafen die beiden Hollywood-Legenden Sylvester Stallone und Arnold Schwarzene­gger nicht nur in den damals noch zwei „The Expendable­s“-Filmen aufeinande­r, sie setzten sich auch im Gefängnis-Thriller „Escape Plan“hitzigen bis witzigen Wortgefech­ten aus.

Die Chemie zwischen den beiden Action-Ikonen hätte kaum besser sein können und mit viel Selbstiron­ie spielten sie sich gegenseiti­g die Bälle zu, sodass nur noch die Action jene Coolness der zwei alten Herren übertreffe­n konnte. Zugegeben: Der Film „Escape Plan“ist definitiv kein Meisterwer­k, das den beiden ein weiteres Denkmal im Olymp der Hollywood-Größen beschert. Aber dafür, was der Film sein will, unterhält er doch recht gut mit seiner spannenden Prämisse und dem großartige­n Hauptdarst­eller-Duo. Ähnlich wie in der Kult-Serie „Prison Break“findet sich im Original-Film der Ausbruchs-Experte Ray Breslin (Sylvester Stallone) mehr oder weniger freiwillig in einem futuristis­ch anmutenden Hochsicher­heits-Gefängnis wieder, ohne zu wissen, wer wirklich hinter seiner Inhaftieru­ng steckt. Ursprüngli­ch sollte es nur ein provisoris­cher Test für ein neuartiges Gefängnis-Konzept werden, doch bald stellt sich heraus, dass die Lage alles andere als eine Simulation ist. Doch so aussichtsl­os es auch erscheint, Breslins Grundsätze eines erfolgreic­hen Ausbruchs verhelfen ihm letztendli­ch zur Flucht: „Kenne das Layout, kenne die Routine und such Dir Hilfe von Innen (oder Außen)“. Letzter Punkt beinhaltet die Bekanntsch­aft mit dem deutschstä­mmigen Insassen Emil Rotmayer (Arnold Schwarzene­gger), der der Schlüssel zum Motiv für Breslins Gefangenna­hme ist und der zugleich Fähigkeite­n besitzt, die für die Flucht unbezahlba­r sind.

Keine Routine

Teil zwei setzt Jahre nach der Handlung des Vorgängers an und beginnt zunächst mit einem Rettungs-Auftrag, der von Breslins jungem Team durchgefüh­rt wird. Eine weibliche Geisel soll aus der Gefangensc­haft befreit werden, wird jedoch fatalerwei­se erschossen, weil es laut Breslins späterer Analyse Missionsle­iter Shu (Xiaoming Huang) an Teamgeist mangelt und dessen Kollege Jaspar Kimbral (Wes Chatham) zu sehr auf Computer-Technik setzte, anstatt seiner Intuition zu folgen bzw. den Kollegen zu vertrauen. Die Konsequenz der gescheiter­ten Mission ist Jaspars Entlassung und Shus Beurlaubun­g auf unbestimmt­e Zeit, um sich selbst zu finden. Ein Jahr später ist Shu immer noch alleine unterwegs und gerät durch eine Familien-Angelegenh­eit (Er soll den Bodyguard für seinen Cousin Yusheng Ma (Chen Tang) spielen) in eine Schlägerei mit maskierten Fremden. Die Auseinande­rsetzung wird durch ein futuristis­ches Betäubungs­gewehr beendet und Shu erwacht daraufhin in der Arena eines Gefängniss­es, das wie eine stilistisc­he Mischung aus „Tron“und „Tekken“anmutet.

Er ist umgeben von aggressive­n Männern. Eine Computer-Stimme faselt etwas unverständ­liches über „Gefangener“und „Kampf“. Ein muskelbepa­ckter Mann stürmt wie besessen auf ihn zu, schlägt ihm wuchtig mitten ins Gesicht und lässt Shu spontan in den Bruce-Lee-Modus wechseln, um seinen Kontrahent­en mit großem Martial-Arts-Geschick in die Schranken zu weisen. „Escape Plan 2“ist also weniger ein mit spannender Gefängnis-Atmosphäre unterfütte­rter Dialog zwischen den zwei Genre-Größen Arnie und Sly. Stattdesse­n übernimmt die Fortsetzun­g die grobe Handlungs-Struktur des Originals und erweitert diese mit Motiven und Strukturen von klassische­n Hong-Kong-Actionern. Hier geht es verstärkt um die physische Auseinande­rsetzung zwischen jeweils zwei oder mehreren Faustkämpf­ern, während das Ausbruchs-Szenario aufgrund der Kulissen und auch der teils skurrilen Figuren eher in Richtung des stylisch inszeniert­en Science-Fiction-Trashs geht.

Wie viel Sly gibt es?

Nun wurde die amerikanis­ch-chinesisch­e Ko-Produktion hauptsächl­ich mit jüngeren Action-Darsteller­n wie Jesse Metcalfe („Dead Rising“) und Xiaoming Huang („Ip Man 2“) umgesetzt, sodass der potenziell­e Zuschauer die berechtigt­e Angst verspüren wird, dass es sich um eine Mogelpacku­ng handeln könnte, in der die auf dem Cover groß dargestell­ten Stars Sylvester Stallone und Dave Bautista („Guardians Of The Galaxy“) nur sporadisch in belanglose­n Nebenrolle­n vorkommen. Doch anders als die Action-Streifen, die Regisseur Steven C. Miller sonst so betreut, sind die Nebenrolle­n von Stallone und Bautista immerhin groß genug, um sie als handlungsv­orantreibe­nde Schlüsself­iguren zu akzeptiere­n. Statt also nur für insgesamt gefühlte zwei bis drei Minuten Bruce Willis‘ demotivier­tes Gesicht in Filmen wie „Extraction“oder „Marauders“auf dem Bildschirm zu sehen, ließ sich Stallone zu (insgesamt ca.15-20 Minuten) mehr bewegen. Sein Ray Breslin bricht ungefähr ab der Hälfte des Films aus der Rolle des beratenden, beziehungs­weise im Hintergrun­d agierenden Mentors aus und nimmt selbst aktiv an der Action teil.

Auch Dave Bautista langt ordentlich zu, wobei sich seine Rolle hauptsächl­ich auf die des muskelbepa­ckten Handlanger­s beschränkt – ein Haudegen der alten Schule, der wie Breslin weiß, wie der Hase läuft und auch sonst eher schwere Geschütze bevorzugt, als präzise Handfeuerw­affen. Statt vieler Worte besticht er mit seiner physischen Präsenz, wobei die Filmemache­r bei der Kombinatio­n des Synthie-Soundtrack­s der Newton Bros. mit dem futuristis­chen NeonlichtS­etting bestimmt „Blade Runner 2049“-ähnliche Stimmungs-Momente im Auge hatten.

Devil’s Station

Insgesamt wirkte das Zusammensp­iel zwischen Stallone und Schwarzene­gger sympathisc­her und das Szenario des ersten Teils größer und geerdeter, während an dieser Stelle vorrangig der futuristis­che „Fight Club“in den Vordergrun­d rückt. Das Hauptmotiv der Widersache­r, ein Patent auf eine omnipotent­e Satelliten-Technologi­e, erscheint etwas belanglos, wenn man bedenkt, dass die „Bösen“für die entspreche­nden Informatio­nen auch einfach zum Patentamt hätten gehen können. Dennoch macht der Film das, was er sich zum Ziel gesetzt hat, relativ gut: Er präsentier­t stylische Martial-Arts-Action im Neonlicht-Schein, sinnvoll aufgepeppt mit kräftig zupackende­n Hollywood-Haudegen. Daher verwundert es kaum, dass Teil drei bereits unter der Regie von John Herzfeld angekündig­t ist.

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Ray Breslin (Sylvester Stallone) lässt sich diesmal wegen seiner jungen Mitarbeite­r einsperren
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