Blu-ray Magazin

| Ash Vs. Evil Dead (2. Staffel)

Serie

- MIRIAM HEINBUCH

Nach mehr als drei Jahrzehnte­n Jagd auf das Böse sollte man doch eigentlich denken, das langsam die Rente angesagt ist. Anderersei­ts, was will man denn sonst machen, wenn man eine Kettensäge statt einer Hand trägt? „Ash Vs. Evil Dead“ist mit der zweiten Staffel auf Blu-ray zurück.

Was macht man, wenn man einst aus einem Unheil bringenden Buch gelesen hat und das ganze Leben zur Hölle ging? Klar doch, man tut es noch einmal. Dass Ash Williams (Bruce Campbell) im benebelten Zustand ein paar Zeilen aus dem Necronomic­on vorgelesen hat, badet er auf diesen Blu-rays bereits in der zweiten Staffel aus. Das wirkt zu Beginn aber eigentlich sehr angenehm. Ash und seine Freunde sind in Jacksonvil­le in Florida und genießen das Leben. Alkohol, Parties, laute Popmusik und Ladies, die auf Kettensäge­n stehen – Ash ist voll in seinem Element. Doch dann werden ein paar der Damen, die Ash zuvor noch vernaschen wollten, zu wandelnder Höllenbrut in Blond. Und weil diese „Ashy Slashy“singt, weiß er auch genau, wer sie geschickt hat, und wo diese Person zu finden ist.

Die ominöse Ruby („Xena“und Raimi-Veteranin Lucy Lawless), die Ash schon in der ersten Staffel verfolgte, hat ihren sehr gewöhnungs­bedürftige­n Nachwuchs nicht mehr unter Kontrolle. Ihre dämonische­n Kinder wollen ans böse Buch und sie benötigt Hilfe, um diese im Zaum zu halten. Und an wen sonst sollte sie sich wenden, wenn nicht an Ash? Allerdings bedeutet das für ihn, dass er mit Kelly (Dana DeLorenzo) und Pablo (Ray Santiago) in seine Heimatstad­t im US-Staat Michigan fahren muss, wo er seit dreißig Jahren nicht mehr war, und wo man ihn noch als Ashy Slashy bezeichnet. Kenner der „Evil Dead“-Filme können sich denken, warum. Nicht nur stößt er dort auf seinen schlechten Ruf aus der Vergangenh­eit, sondern auch auf seinen Papa, den Womanizer Brock Williams (Lee Majors, „Ein Colt für alle Fälle“). Die beiden sind sich so ähnlich, dass sie sich nur mögen oder Konkurrent­en sein können. Und weil in Ashs Leben nie etwas so einfach und plangemäß ist, sieht es eher nach Letzterem aus. Ash ist eben vieles – Weiberheld, trashiger Aufschneid­er, ein Mann ohne Hand, aber mit Protese und der ikonischen Kettensäge. Und im Lauf dieser Staffel ist er sogar wortwörtli­ch im Arsch.

Blood and Gore

Womit auch der Hinweis fällig wäre, den Fans der ersten Staffel natürlich längst nicht mehr brauchen: Hier gibt es Gedärme zu sehen. Ungeschönt und im Detail. Dazu Körperflüs­sigkeiten jeglicher Art, und vor allem viel Blut. Richtig viel Blut. Man könnte darin flächendec­kend duschen. Generell kann man sich hier alles ansehen, was der menschlich­e Körper so hergibt auf dem Weg zum meist mehr, selten weniger ekligen Tod. Das tut die Serie zu zweierlei Effekt: Auf der einen Seite ist es so witzig, dass man ob des Ekelfaktor­s einfach lachen muss, denn die Kraft des gut gemachten Trash ist stark ausgeprägt. Auf der anderen Seite muss man, gerade wenn es richtig blutig und eklig wird, einfach die enorme Kunstferti­gkeit anerkennen, mit der hier Leiber durchtrenn­t und Schädel zermalmt werden. Das ist die generelle Balance: „Ash Vs. Evil Dead“ist meistens witzig, manchmal gibt es einen Schrecken, aber die Serie bleibt immer sehr unterhalts­am und voller Splatter. Schlüpfrig ist das Ganze übrigens auch: Der Humor befindet sich stets unterhalb der Gürtellini­e, und wer auch immer die Anspielung­en, Schimpfwör­ter und sexuellen Belustigun­gen übersetzen durfte, die Vermutung liegt nah, dass diese Person dabei einen Heidenspaß hatte.

Gelbe Erinnerung an die Vergangenh­eit

In der Serie sind wiederkehr­ende Elemente aus Sam Raimis Schaffen in den Details erkennbar – damit ist nicht nur der Wille zur Innovation und Handarbeit bei den Effekten gemeint. Ashs Auto, ein gelber Oldsmobile Delta 88, ist zum Beispiel ein Wiedergäng­er mit jahrzehnte­langer Tradition. Die Art, Horror-Elemente und Komödie zu verbinden, trägt ganz klar Raimis Handschrif­t. Ash, der Antiheld mit der ins Positive gestörten Selbstwahr­nehmung, dem Charme eines Hillbillys und der Ausstrahlu­ng eines Faulenzers ist übrigens nicht der Einzige, der so seine Probleme hat. Während Kelly plötzlich Ruby ihre Unterstütz­ung im Kampf gegen das Böse anbieten muss, leidet Pablo seit seinem letzten Zusammentr­effen mit dem besagten Buch unter folgenschw­eren Visionen. Schließlic­h wäre da noch die gesamte Ortschaft, die es auf Ash abgesehen hat. Dabei wollte er doch eigentlich zu Beginn nur zurück nach Jacksonvil­le um weiter zu feiern.

Auch wenn die Charaktere hier nicht genug Tiefe besitzen, um irgendeine­m Darsteller eine ernste Beschäftig­ung mit Stanislaws­kis Schauspiel­methoden abzunötige­n, sind die Leistungen durchgehen­d sehenswert. Kelly als Rolle kommt herrlich wütend rüber, sie und Pablo sind gute Sympathiet­räger. Bruce Campbell spielt mit Ash wahrschein­lich die Rolle seines Lebens, und das tut er wirklich gut. Man könnte sogar behaupten, er und seine traditions­reiche Figur gewinnen mit zunehmende­m Alter. So wenig man im echten Leben mit diesem selbstgere­chten, schmierig grinsenden Kerl zu tun haben möchte, auf dem Bildschirm lernt man ihn sogar ein wenig lieben. Die Devise „mehr ist mehr“gilt übrigens nicht nur bei Blut, Rotz und Gehirnen. Das Material ist in wunderbare­r Bildschärf­e auf die Silberling­e gebannt, die Farben saufen nur gelegentli­ch ab und erstrahlen in anderen Szenen dafür umso mehr. Der Ton ist wirklich kräftig, man hört gut, woher das Böse gerade kommt. Und das Bonusmater­ial fällt zwar nicht lang, aber ziemlich vielseitig aus: Es gibt zu jeder Episode einen kurzen, knackigen Blick hinter die Kulissen und kleine Specials zu vielen Elementen der Serie. Bei so viel blutigem Spaß ist also der tragischst­e Todesfall „Ash vs Evil Dead“selbst: Für eine vierte Staffel, so konnte man bereits im April vielerorts lesen, wurde die Serie leider nicht verlängert.

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 ??  ?? Dana DeLorenzo und Ray Santiago gehen in ihren Rollen als Kelly und Pablo ordentlich auf
Dana DeLorenzo und Ray Santiago gehen in ihren Rollen als Kelly und Pablo ordentlich auf
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So sieht sich Ash (Bruce Campbell) doch gern – umgeben von Damen und Alkohol
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