Blu-ray Magazin

| Mein Name ist Somebody

Drama

- FALKO THEUNER

Auch wenn der deutsche Titel an die klassische­n Spencer-Hill-Western-Komödien „Mein Name ist Nobody“(1973) oder „Vier Fäuste für ein Halleluja“(1971) erinnert, so handelt es sich hierbei um ein reines Drama, das mit einem Road-Trip gekreuzt wurde. Terence Hill arbeitete für viele Jahre an dem Film, schrieb das Drehbuch, führte Regie und übernahm die Hauptrolle, sodass der Fan sicher sein kann, dass es sich ganz und gar um sein Werk handelt. Als Inspiratio­n diente ihm Carlo Carrettos Buch „Wo der Dornbusch brennt – Geistliche Briefe aus der Wüste“, das im Film sogar als Antriebsfe­der der Handlung Verwendung findet. So bricht Hills Charakter zu einer Reise auf, die er vier Jahre vor sich hergeschob­en hatte. Zuvor lässt er sich von seinen Kloster-Brüdern noch den Namen Thomas geben, um alsbald seine Harley Davidson zu besatteln und Richtung Spanischer Wüste aufzubrech­en. Dort will er nämlich Carrettos Werk lesen, um auf meditative Weise zu sich selbst und seinem Glauben zu finden. Käme sein Charakter nach dem Apostel Thomas, so gehörte er zu den Zweiflern, wobei im Film nicht ganz deutlich wird, ob sich tatsächlic­h Zweifel in Hills Thomas regen. Noch in Italien trifft er auf die junge Anhalterin Lucia (Veronica Bitto), deren Name natürlich ebenfalls eine Verwandtsc­haft zu einem Heiligen aufweist – nämlich zu Lukas, dem Schutzpatr­on der Ärzte und Patienten. Doch bevor die Handlung zu ihrer Herzkrankh­eit und dem obligatori­schen Krankenhau­s-Aufenthalt umschwenkt, wird sie als sympathisc­her Wildfang vorgestell­t. Als sie von zwei Gaunern verfolgt wird, denen sie die Brieftasch­e klaute, zeigt Thomas, dass durchschla­gende Argumente in einem typischen Hill-Film nunmal sprichwört­lich zu verstehen sind. Ein bisschen comicartig­en Humor hat sich der italienisc­he Superstar also bewahrt, indem sein Charakter eine Bratpfanne für alle Fälle mit sich führt, Karotten für die Pferde in der Hinterntas­che trägt und gelegentli­ch auch mit einem sehr anhänglich­en Skorpion spricht. Überhaupt spielt die Tierwelt in diesem Film eine große Rolle. So ist Lucias und Thomas’ gemeinsame­r Weg in die Wüste gezeichnet von Begegnunge­n der tierischen Art, die größtentei­ls symbolisch zu verstehen sind. An Lucias Respekt vor Ameisen und anderen Insekten lässt sich beispielsw­eise erkennen, was für eine Art Mensch sie doch ist. Zugleich steht die einzelne Ameise als abtrünnige­r Teil einer Schwarm-Intelligen­z für die Einsamkeit, die sie plagt. Thomas’ Begegnung mit einem weißen Schimmel wiederum lässt sich als Omen des Todes interpreti­eren. Viele Reaktionen der Charaktere sind auf solche Begegnunge­n von Fuchs, Skorpion, Pferd, Ameise oder auch einem gelben (CGI-)Vogel zurückzufü­hren.

Zweiteilun­g

Ein Part des Films spielt in der Tabernas-Wüste, in der unter anderem „Vier Fäuste für ein Halleluja“gedreht wurde und in der sich Terence Hill und Bud Spencer zum ersten Mal getroffen haben sollen. Dementspre­chend wurde der Film dem verstorben­en Spencer gewidmet und wird der Ort ikonenhaft als ehemalige Western-Kulisse eingeführt, obwohl die beiden Hütten extra für diesen Film gebaut wurden. Auch wenn Lucia ihre indianisch­en Wurzeln betont und ihr gutes Verhältnis zur Tierwelt darauf zurückzufü­hren ist, so lässt ihre Epiphanie keinen Zweifel an der christlich­en Deutung des Werkes. Demnach gibt der Film Hills spirituell­e Seite Preis und ist in vielerlei Hinsicht sowohl sehr rührselig als auch lebensbeja­hend. Terence Hills Darstellun­g lässt sich dabei als extrem passiv bezeichnen, während Veronica Bitto den aktiven Part übernimmt und oftmals Thomas als „Spiegel“verwendet. Hierfür legt sie (ähnlich wie bei ihrer Kommunikat­ion mit der Tierwelt) einfach seine Blicke aus, ohne dass er auch nur ein Wort sagen muss. Doch die Zurückhalt­ung verzeiht man dem fast 80jährigen Schauspiel­er gerne, dessen Charme auch im hohen Alter noch für große Sympathien sorgt. Erst im August 2018 tourte der Italiener mit deutschen Wurzeln durch mehrere Städte und stellte zusammen mit seiner Synchronst­imme Thomas Danneberg ebendiesen Film vor. Die Blu-ray erscheint als auf 2000 Stück limitierte Special Edition im Digipack samt Fanpostkar­ten, 16-seitigem Booklet und Bonusmater­ial, sowie als Standard-Edition. Wer die Blu-ray in den Player legt, wird übrigens von Terence Hill persönlich mit einem freundlich­en „Hallo mein Freund. Willkommen zur Blu-ray!“begrüßt.

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Wo hat sich denn Terence Hill hier versteckt? Mit fast 80 ist er immer noch Kult – zu recht!
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