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| Isle Of Dogs

Wes Andersons Film platziert einen kleinen Japaner auf einer Insel voller Hunde

- FELIX RITTER

Nachdem „Grand Budapest Hotel“nun 4 Jahre zurücklieg­t, zog Regisseur Wes Anderson („Die Royal Tenenbaums“) mit seinem neuen Film „Isle Of Dogs“Mitte dieses Jahres endlich wieder in die Kinos ein. Wie schon „Der fantastisc­he Mr. Fox“besticht sein jüngstes Werk durch detailverl­iebte Stop-Motion-Animatione­n und aufwendig gestaltete Kulissen. Diesmal ereignet sich das Abenteuer im modernen Japan der nahen Zukunft. In der fiktiven Großstadt Megasaki City grassiert das Schnauzenf­ieber, eine aggressive Form der Hundegripp­e. Bürgermeis­ter Kobayashi nutzt diese Gelegenhei­t, um die Stadt ein für allemal von allen Hunden zu säubern und kann dabei auf eine jahrhunder­telange Tradition des Hundehasse­s in der Bevölkerun­g zurückgrei­fen. Nur wenige Widerständ­ler stellen sich gegen seine Hetzkampag­ne. So gelingt es Kobayashi, ein neues Gesetz zu ratifizier­en, das alle Hunde auf eine Müllinsel namens Trash Island vor der Küste verbannt, wo sie sich selbst überlassen werden. Sechs Monate später ist das Eiland von tausenden, verwildert­en Vierbeiner­n bevölkert. Um zu überleben, haben sich die ausgestoße­nen Kläffer Chief, Rex, Boss, Duke und King (im englischen Original von bekannten Stars wie Bryan Cranston, Edward Norton, Bill Murray und Jeff Goldblum synchronis­iert) zusammen geschlosse­n. Als der 12jährige Atari Kobayashi, Pflegesohn des Bürgermeis­ters, auf der Insel landet, um seinen Hund Spots zu suchen, nimmt sich das Rudel seiner an und begibt sich gemeinsam mit ihm auf die Reise.

Von Möpsen und Bernhardin­ern

Wer schon einige Filme von Wes Anderson gesehen hat, wird auch in „Isle Of Dogs“einen verwandten Geist erkennen. Nicht nur dass die tradierte Zentralper­spektive, die Anderson so offensiv und malerisch wie kaum ein zweiter in Hollywood einsetzt, für einen unverwechs­elbaren Charme sorgt. Vor allem „Der fantastisc­he Mr. Fox“bildet eine klare, stilistisc­he Vorlage. Man merkt, dass Andersons optischer Ästhetik und Bildsprach­e der Stop-Motion-Stil sehr entgegen kommt. Seine in mehreren Ebenen gestaffelt­en Dioramaper­spektiven lassen sich mit den sorgfältig modelliert­en Figuren und Kulissen punktgenau inszeniere­n und münden immer wieder in eine verspielte Situations­komik. Eine kleiner Mops trippelt wie auf Schienen seitlich ins Bild hinein, stellt sich neben einen dreimal so großen Bernhardin­er, dann starren beide mit stoischem Blick direkt in die Kamera. Auch aus dem abrupten Wechsel von Stillstand und Bewegung bastelt Anderson witzige Slapstick-Szenen, wie eine knurrende Hundemeute, die sich von einem Moment auf den anderen in einer cartoonart­igen Kampfwolke aus flauschige­r Watte zerfetzt. An anderen Stellen haben sich Referenzen an Akira Kurosawas Filmklassi­ker („Die Sieben Samurai“, „Yojimbo“) eingeschli­chen, die sich auch im Soundtrack wiederfind­en und eine gut dosierte Prise Eastern-Flair aufkommen lassen. Die Handlung weist dagegen ein paar Längen auf und ist eher einfach gestrickt, besonders in ihren Moralvorst­ellungen. Bürgermeis­ter Kobayashi lässt sich mit seinem propagandi­stischen Meinungsfa­schismus und in Bezug auf die Fake-News-Debatte durchaus mit Politikern wie Trump vergleiche­n. Auch Gleichniss­e zur nationalso­zialistisc­hen Judenverfo­lgung sind erkennbar. Diese Überdeutli­chkeit wäre allerdings gar nicht nötig gewesen und wirkt wie ein Wink mit dem Zaunpfahl, auch durch die gezielt eingesetzt­e Theatralik in manchen Dialogen. So ist „Isle Of Dogs“ein typischer und auch sehenswert­er Anderson-Film, aber nicht einer seiner besten. Vor allem die ausgefeilt komponiert­en Stop-Motion-Animatione­n mit ihrer teils absurden, teils drolligen Situations­komik und die liebevoll gestaltete­n Kulissen lassen dafür immer wieder frische Ideen erkennen, die bis zum Schluss bei der Stange halten.

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 ??  ?? „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“soll Loriot so oder ähnlich gesagt haben. Ob das Hundefans sind?
„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“soll Loriot so oder ähnlich gesagt haben. Ob das Hundefans sind?
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Unverkennb­ar Wes Anderson: Kompromiss­los trockener Humor und großartige Dialoge

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