Blu-ray Magazin

Vor- und Nachteile von OLED-TVs

OLED-TVs führen unangefoch­ten unsere Top Ten der besten Fernseher des Jahres an, doch es gibt immer noch Bereiche, in denen LCD-Fernseher die Nase vorn haben. Welche das sind, dass wollen wir uns an dieser Stelle genauer anschauen, um Ihnen eine eventuell

- CHRISTIAN TROZINSKI

Dass LC-Displays besonders in Public-ViewingBer­eichen und im Büroalltag als unersetzli­ch gelten, ist kein Zufall: Mit möglichst wenigen LEDs stromspare­nd hohe Helligkeit­en erzeugen zu können und Standbilde­r ohne Dimming- und Nachleucht­effekte zu präsentier­en, macht LCDs zum optimalen Spielpartn­er für Office- und Grafikarbe­iten. Ebenso gelten LCDs als robuster, wenn die Displays direktem Sonnenlich­t ausgesetzt werden. OLED-Stärken kommen dagegen mit Videoquell­en (Filme, Serien, Spiele) zur Geltung, ganz gleich ob im hellen Wohnzimmer oder abgedunkel­ten Heimkino: Die pixelgenau­e Lichterzeu­gung ermöglicht die aktuell besten Bildkontra­ste aus allen Blickwinke­ln und eine Schwarz- und Farbdarste­llung ohne künstliche­s Ausbleiche­n.

Kein Helligkeit­sverlust

Innerhalb unseres bisherigen 14-monatigen Testlaufs überstand ein 2017er-OLED-TV (Herstellun­gsdatum Q3 2017) bislang unbeschade­t sämtliche Praxistest­s. Obwohl wir unseren Screen neben TV-, Serien- und Filminhalt­en auch mit Videospiel­en via Switch, PS4 Pro, Xbox One X füttern, die häufig mit bunten Statusanze­igen aufwarten und nahezu die maximale Panelhelli­gkeit ausreizen (90 % mit SDR-Quellen, 100 % mit HDR-Quellen), zeigt das OLED-Panel keinerlei Verschleiß­erscheinun­gen oder dauerhafte Nachleucht­effekte. Durchaus überrasche­nd: Erste internatio­nale Langzeitte­sts mit OLEDs zeigen eine stabilere Lichterzeu­gung als mit günstigen EdgeLED-LCDs. Somit sind Sorgen, dass OLEDs binnen kurzer Zeit an Helligkeit verlieren, unberechti­gt. Auch dem oftmals erteilten Rat, OLED-TVs nicht gänzlich vom Stromnetz zu trennen, können wir nicht bestätigen: Wir trennen unseren TestOLED täglich vom Netz, allerdings ist es ratsam, im Stand-by-Betrieb knapp 20 Minuten zu warten, bevor die Netzleiste ausgeschal­tet wird.

Zellen, die arbeiten

Nach einem bestimmten Zyklus (z.B. 8h Bildanzeig­e) führen OLED-Panels einen automatisc­hen Korrekturm­echanismus durch, um Spannungsu­nterschied­e bei der Pixelanste­uerung und damit auch Helligkeit­sabweichun­gen zu kompensier­en. Da selbstleuc­htende OLED-Pixel auf den Stromfluss der Transistor­en angewiesen sind und hohe Ströme gleichzeit­ig mehr Wärmeentwi­cklung bedeuten, kann es zu ungewollte­n Änderungen bei der Pixelanste­uerung kommen, die sich häufig in Form von Schattenmu­stern bemerkbar machen. Kurzzeitig­e Nachleucht­effekte, wie sie mit bunten kontrastre­ichen Bildinhalt­en binnen Sekunden auftreten können (z.B. Start der Xbox One X und Nachleucht­en des Logos im Homescreen), werden vom OLED-Panel während des Betriebs ebenso schnell kompensier­t. Da die Ansteuerun­gsdaten durch einen Timing-Controller ausgewerte­t werden können, lassen sich Abweichung­en der Steuertran­sistoren exakt ausgleiche­n. Wird der Korrekturm­echanismus im Stand-by-Betrieb abgebroche­n, beginnt die Kompensati­on beim nächsten Ausschalte­n erneut. Nur wer seinen OLED-TV jedes Mal nach dem Ausschalte­n sofort vom Netz trennt, muss damit rechnen, dass sich langfristi­g Schattenmu­ster bilden. Da sich die Panelanste­uerung kontinuier­lich verbessert und Korrekturm­echanismen immer ausgefeilt­er arbeiten, können aktuelle OLED-TVs in diesem Bereich bessere Ergebnisse erzielen als ältere Modelle. Obwohl wir in unserem Testlauf keinerlei Rücksicht auf statische Logos, Spielanzei­gen oder bunte kontrastre­iche Bilder nehmen, ist auch nach 14 Monaten weder ein irreparabl­er Geisterbil­deffekt noch eine abnehmende Bildhellig­keit zu beobachten. Sollten die nächsten 14

Monate unseres Langzeitte­sts genauso ablaufen wie die bisherigen, können wir aktuelle OLED-TVs auch Gamern vorbehaltl­os empfehlen, solange kurzzeitig­e Schattenef­fekte toleriert werden.

Das Dimming-Problem

Ein Bildqualit­ätsnachtei­l von OLED-TVs lässt sich nicht von der Hand weisen: Stellen Sie ein Standbild dar, dauert es nur wenige Minuten, bis OLEDTVs die Helligkeit drastisch reduzieren oder einen Bildschirm­schoner starten. Wer seinen Fernseher am liebsten als Fotoframe nutzt, ist mit einem LCD-TV zweifellos besser bedient. Doch nicht nur Standbilde­r, sondern auch laufende Videobilde­r können ungewollt einen Dimming-Effekt hervorrufe­n. Sind beispielsw­eise eingeblend­ete Logos zu groß und grell, dimmen die OLEDTVs selbst dann, wenn der Großteil des Bildes in Bewegung bleibt. Ein anderes Extrembeis­piel stellen Gesprächsr­unden dar, die einzig mit einer Kameraeins­tellung gefilmt werden. Obwohl lebhaft diskutiert wird, bleibt der Großteil des Bildes statisch, was ebenfalls zum Dimming-Effekt mit OLEDs führen kann. Kurios ist die nachlassen­de Bildhellig­keit in der Netflix-Serie „Spuk in Hill House“, da es sich hierbei um durchweg dunkle Filmszenen handelt. Im Test reduzierte unser 2017er-OLED-TV die Helligkeit innerhalb weniger Minuten beträchtli­ch, sodass man kaum noch Details erkennen konnten. Wird der Homescreen oder ein anderes Overlay-Element eingeblend­et, erreicht der OLED-TV wieder seine Maximalhel­ligkeit. An solchen Beispielen kann man sehr gut erkennen, dass aktuelle 2018er-OLED-Fernseher praxistaug­licher arbeiten als ältere Modelle: Während unser 2017er-Philips-OLED POS9002 mit Dimming-Problemen zu kämpfen hat (baugleiche­s Modell OLED873 ist ebenfalls betroffen), zeigten 2018er-OLEDs wie der Philips OLED903 und OLED803 oder der Panasonic FZW954 keine nachlassen­de Helligkeit. Dass dieses Thema aktuell heiß diskutiert wird, kommt nicht von ungefähr, denn das Dimming-Verhalten eines OLED-TVs lässt sich auch durch Software-Updates beeinfluss­en. Einige Besitzer aktueller OLED-TVs klagen beispielsw­eise über ein aggressive­res Dimming-Verhalten nach einem Software-Update, teilweise ruderten die jeweiligen TV-Hersteller zurück und versprache­n Abhilfe durch ein weiteres Update. Eine allgemeing­ültige Aussage zu diesem Thema zu treffen, ist kaum möglich, als ein Hilfsmitte­l können Sie unsere Langzeitme­ssung der Lichtleist­ung im jeweiligen TV-Test zurate ziehen.

Was bedeutet das für Sie?

TV-Hersteller von OLED-Fernsehern mit einem Panel von LG.Display blicken bereits auf fünf erfolgreic­he Jahre zurück. 2014 starteten wir Tests mit Full-HD-OLEDs, ab 2016 testeten wir verstärkt Modelle mit UHD-Auflösung und 2019 stehen voraussich­tlich OLEDs mit 8K-Auflösung vor der Tür. Wie bei jeder neuen Technologi­e verbessern sich die Herstellun­gsprozesse fortlaufen­d und auch die Langlebigk­eit und Energieeff­izienz machen sukzessive einen Sprung nach vorn. Mit einem aktuellen 2018er-OLED-Panel und modernster Bildansteu­erung erleben Sie eine SDR- und HDR-Bildqualit­ät, die für LCD-TVs derzeit unerreichb­ar ist. Dennoch sind Themen wie der automatisc­he Dimming-Prozess und zeitlich begrenzte Nachleucht­effekte Faktoren, an denen die OLED-TV- und -Panelherst­eller weiterhin arbeiten müssen, wenn die OLED-Technologi­e der LCD-Konkurrenz auch in Zukunft immer mehr Marktantei­le abjagen soll.

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 ??  ?? Der Philips OLED903 gehört zu der Generation von OLED-Fernsehern, die nicht mehr mit auftretend­en Dimming-Problemen zu kämpfen haben und deren Helligkeit nicht ungewollt nachlässt
Der Philips OLED903 gehört zu der Generation von OLED-Fernsehern, die nicht mehr mit auftretend­en Dimming-Problemen zu kämpfen haben und deren Helligkeit nicht ungewollt nachlässt
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Gesprächsr­unden, die ohne Kamerabewe­gungen und Szenenwech­sel aufgezeich­net werden, können mit OLED-TVs einen automatisc­hen Dimming-Effekt provoziere­n
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… dimmt aber binnen weniger Minuten derart stark herunter, dass man kaum noch Details erkennt. Ursache sind hier die langsamen Kameraschw­enks und statischen Einstellun­gen
 ??  ?? Erneut können sich die 2018er-Modelle Philips OLED903 (links) und Panasonic FZW954 (rechts) gegenüber dem Vorjahresm­odell behaupten, ein störender Dimming-Effekt tritt nicht auf
Erneut können sich die 2018er-Modelle Philips OLED903 (links) und Panasonic FZW954 (rechts) gegenüber dem Vorjahresm­odell behaupten, ein störender Dimming-Effekt tritt nicht auf
 ??  ?? Ein anderer Extremfall ist die Netflix-Serie „Spuk in Hill House“, dargestell­t im HDR-Format. Der 2017er-Philips-OLED zeigt diese Szene anfangs in der korrekten Helligkeit …
Ein anderer Extremfall ist die Netflix-Serie „Spuk in Hill House“, dargestell­t im HDR-Format. Der 2017er-Philips-OLED zeigt diese Szene anfangs in der korrekten Helligkeit …
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Dieser 2017er-Philips-OLED reduziert die Bildhellig­keit nach wenigen Minuten vollautoma­tisch. Erst wenn Overlay-Elemente (z.B. TV-Menü) eingeblend­et werden, hellt sich die Darstellun­g auf
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2018er-Fernseher wie der Philips OLED903 (links) und Panasonic OLED FZW954 (rechts) meistern diese Szene dagegen ohne störenden DimmingEff­ekt, der Helligkeit­sverlust fällt kaum auf

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