Vor- und Nachteile von OLED-TVs
OLED-TVs führen unangefochten unsere Top Ten der besten Fernseher des Jahres an, doch es gibt immer noch Bereiche, in denen LCD-Fernseher die Nase vorn haben. Welche das sind, dass wollen wir uns an dieser Stelle genauer anschauen, um Ihnen eine eventuell
Dass LC-Displays besonders in Public-ViewingBereichen und im Büroalltag als unersetzlich gelten, ist kein Zufall: Mit möglichst wenigen LEDs stromsparend hohe Helligkeiten erzeugen zu können und Standbilder ohne Dimming- und Nachleuchteffekte zu präsentieren, macht LCDs zum optimalen Spielpartner für Office- und Grafikarbeiten. Ebenso gelten LCDs als robuster, wenn die Displays direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden. OLED-Stärken kommen dagegen mit Videoquellen (Filme, Serien, Spiele) zur Geltung, ganz gleich ob im hellen Wohnzimmer oder abgedunkelten Heimkino: Die pixelgenaue Lichterzeugung ermöglicht die aktuell besten Bildkontraste aus allen Blickwinkeln und eine Schwarz- und Farbdarstellung ohne künstliches Ausbleichen.
Kein Helligkeitsverlust
Innerhalb unseres bisherigen 14-monatigen Testlaufs überstand ein 2017er-OLED-TV (Herstellungsdatum Q3 2017) bislang unbeschadet sämtliche Praxistests. Obwohl wir unseren Screen neben TV-, Serien- und Filminhalten auch mit Videospielen via Switch, PS4 Pro, Xbox One X füttern, die häufig mit bunten Statusanzeigen aufwarten und nahezu die maximale Panelhelligkeit ausreizen (90 % mit SDR-Quellen, 100 % mit HDR-Quellen), zeigt das OLED-Panel keinerlei Verschleißerscheinungen oder dauerhafte Nachleuchteffekte. Durchaus überraschend: Erste internationale Langzeittests mit OLEDs zeigen eine stabilere Lichterzeugung als mit günstigen EdgeLED-LCDs. Somit sind Sorgen, dass OLEDs binnen kurzer Zeit an Helligkeit verlieren, unberechtigt. Auch dem oftmals erteilten Rat, OLED-TVs nicht gänzlich vom Stromnetz zu trennen, können wir nicht bestätigen: Wir trennen unseren TestOLED täglich vom Netz, allerdings ist es ratsam, im Stand-by-Betrieb knapp 20 Minuten zu warten, bevor die Netzleiste ausgeschaltet wird.
Zellen, die arbeiten
Nach einem bestimmten Zyklus (z.B. 8h Bildanzeige) führen OLED-Panels einen automatischen Korrekturmechanismus durch, um Spannungsunterschiede bei der Pixelansteuerung und damit auch Helligkeitsabweichungen zu kompensieren. Da selbstleuchtende OLED-Pixel auf den Stromfluss der Transistoren angewiesen sind und hohe Ströme gleichzeitig mehr Wärmeentwicklung bedeuten, kann es zu ungewollten Änderungen bei der Pixelansteuerung kommen, die sich häufig in Form von Schattenmustern bemerkbar machen. Kurzzeitige Nachleuchteffekte, wie sie mit bunten kontrastreichen Bildinhalten binnen Sekunden auftreten können (z.B. Start der Xbox One X und Nachleuchten des Logos im Homescreen), werden vom OLED-Panel während des Betriebs ebenso schnell kompensiert. Da die Ansteuerungsdaten durch einen Timing-Controller ausgewertet werden können, lassen sich Abweichungen der Steuertransistoren exakt ausgleichen. Wird der Korrekturmechanismus im Stand-by-Betrieb abgebrochen, beginnt die Kompensation beim nächsten Ausschalten erneut. Nur wer seinen OLED-TV jedes Mal nach dem Ausschalten sofort vom Netz trennt, muss damit rechnen, dass sich langfristig Schattenmuster bilden. Da sich die Panelansteuerung kontinuierlich verbessert und Korrekturmechanismen immer ausgefeilter arbeiten, können aktuelle OLED-TVs in diesem Bereich bessere Ergebnisse erzielen als ältere Modelle. Obwohl wir in unserem Testlauf keinerlei Rücksicht auf statische Logos, Spielanzeigen oder bunte kontrastreiche Bilder nehmen, ist auch nach 14 Monaten weder ein irreparabler Geisterbildeffekt noch eine abnehmende Bildhelligkeit zu beobachten. Sollten die nächsten 14
Monate unseres Langzeittests genauso ablaufen wie die bisherigen, können wir aktuelle OLED-TVs auch Gamern vorbehaltlos empfehlen, solange kurzzeitige Schatteneffekte toleriert werden.
Das Dimming-Problem
Ein Bildqualitätsnachteil von OLED-TVs lässt sich nicht von der Hand weisen: Stellen Sie ein Standbild dar, dauert es nur wenige Minuten, bis OLEDTVs die Helligkeit drastisch reduzieren oder einen Bildschirmschoner starten. Wer seinen Fernseher am liebsten als Fotoframe nutzt, ist mit einem LCD-TV zweifellos besser bedient. Doch nicht nur Standbilder, sondern auch laufende Videobilder können ungewollt einen Dimming-Effekt hervorrufen. Sind beispielsweise eingeblendete Logos zu groß und grell, dimmen die OLEDTVs selbst dann, wenn der Großteil des Bildes in Bewegung bleibt. Ein anderes Extrembeispiel stellen Gesprächsrunden dar, die einzig mit einer Kameraeinstellung gefilmt werden. Obwohl lebhaft diskutiert wird, bleibt der Großteil des Bildes statisch, was ebenfalls zum Dimming-Effekt mit OLEDs führen kann. Kurios ist die nachlassende Bildhelligkeit in der Netflix-Serie „Spuk in Hill House“, da es sich hierbei um durchweg dunkle Filmszenen handelt. Im Test reduzierte unser 2017er-OLED-TV die Helligkeit innerhalb weniger Minuten beträchtlich, sodass man kaum noch Details erkennen konnten. Wird der Homescreen oder ein anderes Overlay-Element eingeblendet, erreicht der OLED-TV wieder seine Maximalhelligkeit. An solchen Beispielen kann man sehr gut erkennen, dass aktuelle 2018er-OLED-Fernseher praxistauglicher arbeiten als ältere Modelle: Während unser 2017er-Philips-OLED POS9002 mit Dimming-Problemen zu kämpfen hat (baugleiches Modell OLED873 ist ebenfalls betroffen), zeigten 2018er-OLEDs wie der Philips OLED903 und OLED803 oder der Panasonic FZW954 keine nachlassende Helligkeit. Dass dieses Thema aktuell heiß diskutiert wird, kommt nicht von ungefähr, denn das Dimming-Verhalten eines OLED-TVs lässt sich auch durch Software-Updates beeinflussen. Einige Besitzer aktueller OLED-TVs klagen beispielsweise über ein aggressiveres Dimming-Verhalten nach einem Software-Update, teilweise ruderten die jeweiligen TV-Hersteller zurück und versprachen Abhilfe durch ein weiteres Update. Eine allgemeingültige Aussage zu diesem Thema zu treffen, ist kaum möglich, als ein Hilfsmittel können Sie unsere Langzeitmessung der Lichtleistung im jeweiligen TV-Test zurate ziehen.
Was bedeutet das für Sie?
TV-Hersteller von OLED-Fernsehern mit einem Panel von LG.Display blicken bereits auf fünf erfolgreiche Jahre zurück. 2014 starteten wir Tests mit Full-HD-OLEDs, ab 2016 testeten wir verstärkt Modelle mit UHD-Auflösung und 2019 stehen voraussichtlich OLEDs mit 8K-Auflösung vor der Tür. Wie bei jeder neuen Technologie verbessern sich die Herstellungsprozesse fortlaufend und auch die Langlebigkeit und Energieeffizienz machen sukzessive einen Sprung nach vorn. Mit einem aktuellen 2018er-OLED-Panel und modernster Bildansteuerung erleben Sie eine SDR- und HDR-Bildqualität, die für LCD-TVs derzeit unerreichbar ist. Dennoch sind Themen wie der automatische Dimming-Prozess und zeitlich begrenzte Nachleuchteffekte Faktoren, an denen die OLED-TV- und -Panelhersteller weiterhin arbeiten müssen, wenn die OLED-Technologie der LCD-Konkurrenz auch in Zukunft immer mehr Marktanteile abjagen soll.