The Nun
Horror
James Wan ist einer der prägendsten Filmemacher des modernen Kino-Horrors. Aus seinem Spielfilm „Saw“(2004) wurde ein Multi-Millionen-Dollar-Franchise mit insgesamt acht Teilen. Mit der „Insidious“-Reihe brachte er den unterschwelligen Grusel wieder zurück. Sein Meisterstück gelang ihm jedoch mit „The Conjuring“– allerdings mehr aus wirtschaftlicher Sicht. Denn außer Marvels Kevin Feige kann nur James Wan von sich behaupten, ein durchgehend erfolgreiches „Cinematic Universe“erschaffen zu haben. Die Sache hat nur einen Haken: Sobald Wan selbst nicht auf dem Regiestuhl sitzt, sind die vielen Nachfolger oder Spin-Offs seiner Horrorstreifen meist nur Durchschnitt. Und das ist auch bei „The Nun“nicht anders. Unter der Regie von Corin Hardy versprüht der mittlerweile fünfte Film im „Conjuring“-Universum zwar die Aura alter Grusel-Klassiker und erzeugt dank guter Darsteller sowie eines fantastischen Produktionsdesigns im Gothik-Stil eine gespenstische Atmosphäre. Doch das war es dann auch schon. Sonst wird leider nur auf altbackene Genre-Klischees gesetzt und ein lahmer Jump-Scare an den nächsten gereiht. Handlungstechnisch handelt es sich hier um ein Prequel zu den ersten beiden „Conjuring“-Filmen, das von den Ursprüngen des Dämons Valak (Bonnie Aarons) erzählt. Die liegen im rumänischen Kloster St. Carta, das 1952 vom Tod zweier Nonnen erschüttert wird. Als der Vatikan davon erfährt, entsendet er den im Exorzismus geschulten Pater Burke (Demián Bichir) und die Novizin Schwester Irene (Taissa Farmiga), um den Vorfall zu untersuchen. In Rumänien angekommen, treffen sie auf den jungen Farmer „Frenchie“(Jonas Bloquet), der nicht nur die Leiche von einer der beiden Nonnen gefunden hat, sondern Pater Burke und Schwester Irene auch behilflich sein soll. Doch bereits kurz nach der Ankunft im Kloster wird klar, dass die Nonnen Opfer eines alten Dämons geworden sind, der seit den Kreuzzügen in der Abtei weggesperrt wurde.
Abnutzungserscheinungen
Abgesehen von den stimmungsvollen Bildern und dem engagierten Schauspiel von Taissa Farmiga als glaubensstarke Novizin sowie Demián Bichir als Priester mit Exorzismus-Trauma bekommt man in „The Nun“nur wenig Innovatives oder gar Gruseliges geboten. Vor allem die eigentlich interessante und titelgebende Figur der Nonne verkommt zum gewöhnlichen Buhmann bzw. -frau in Kirchenrobe ohne jegliche Substanz. Vollgepackt mit plumper Teufelssymbolik und anderem religiösem Tamtam hangelt sich die platte Inszenierung an seinen billigen Schockmomenten entlang. Von der widersprüchlichen Logik der Handlung mal ganz zu schweigen. Die Technik ist dafür mehr als brauchbar. Treue Fans des Franchises finden vielleicht genau diese Art des klassisch gothischen, steigerungs- und gruselfreien Horror-Märchens richtig gut. Alle anderen können „The Nun“aber getrost ignorieren.