Kit Harington vor dem „GoT“-Finale | Gunpowder
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Auch wenn das abstrahierte Konterfei des britischen Revolutionärs Guy Fawkes in den letzten Jahren aufgrund der „Anonymous“-Bewegung und weiteren Anti-Establishment-Gruppen als Symbol der Rebellion wieder in Mode gekommen ist, so kennen sicher nicht alle die historischen Hintergründe der berühmten „Pulververschwörung“aus dem Jahr 1605.
Der von der BBC produzierte TV-Dreiteiler „Gunpowder“möchte daran etwas ändern und zusammen mit den Serien-Stars Kit Harington („Game of Thrones“) und Mark Gatiss („Sherlock“) einen packenden Geschichtsthriller über das fehlgeschlagene Attentat auf den britischen König James I. erzählen. Anstatt sich auf die interessanten Figuren und die Planung des heimlichen Anschlags zu konzentrieren, verliert sich die Mini-Serie allerdings zu oft in schier endlos scheinenden Gesprächen über Moral und Glaube, sodass jedwedes Tempo aus der auch sonst schon spannungsarmen Handlung genommen wird. Und wer erwartet hat, in dieser Serie mehr über den ikonischen Guy Fawkes, dessen Antlitz man schon als Maske in „V wie Vendetta“neben Natalie Portman (2005) sehen durfte, zu erfahren, wird ebenfalls überrascht sein.
Remember, remember...
Der weltberühmte Rebell Fawkes (Tom Cullen) hat im gemächlichen Plot nämlich nur eine Nebenrolle. Stattdessen folgt die Mini-Serie Robert Catesby (Kit Harington), dem adligen Drahtzieher hinter der Verschwörung.
Stein des Anstoßes sind die neuen Gesetze des protestantischen Königs, die den katholischen Glauben Anfang des 17. Jahrhunderts im britischen Königreich unterdrücken. Der machthungrige Minister Robert Cecil (Mark Gatiss) will aber selbst diese strengen Regeln noch verschärfen, da er fürchtet, dass die Katholiken unter der Führung des untergetauchten Paters Henry Garnet (Peter Mullan) sonst immer weiter rebellieren werden. Hausdurchsuchungen und brutale Exekutionen von Priestern sind daher an der Tagesordnung. Als dann auch Freunde von Robert Catesby hingerichtet werden, kann er nicht weiter tatenlos zusehen und plant zusammen mit anderen Verschwörern ein Attentat auf das Königshaus.
... the Fifth of November
Eine Narrative, die ein kontroverses und letztendlich fruchtloses Ereignis wie dieses in Szene setzt, lebt von einer angespannten Atmosphäre und dem ständigen Versteckspiel der Verschwörer. Davon gibt es in „Gunpowder“aber nur recht wenig. In seinen drei Episoden wendet die Mini-Serie stattdessen sehr viel Zeit damit auf, die Motive seiner Protagonisten in Gesprächen gebetsmühlenartig zu rechtfertigen. Ein weiterer Punkt ist zudem, dass weder Catesby noch Fawkes darin als Antihelden rüberkommen, sondern als das, was sie objektiv betrachtet sind: Religiöse Fanatiker, die einen Terroranschlag planen. Die Sympathie des Zuschauers für eine Sache zu erwecken, sieht anders aus. Trotz alledem liefert die gesamte Besetzung rund um Kit Harington eine äußerst solide und stellenweise sogar hervorragende Vorstellung ab. Die akkurate Ausstattung und Technik des TV-Dreiteilers sind ebenfalls auf hohem Niveau und kreieren dank kontrastreicher Bilder und düsterem Sounddesign eine tolle Spätmittelalter-Stimmung. Ironischerweise hat „Gunpowder“am Ende sehr viel mit seiner historischen Vorlage gemein: Es ist ein Unterfangen, das trotz penibler Vorbereitung und engagierter Beteiligter nicht in einem explosiven Finale mündet.