The Equalizer 2
Während seiner erfolgreichen Hollywood-Karriere hatte Denzel Washington bisher einen Grundsatz: Er spielt keine Rolle ein zweites Mal. Warum der zweifache Oscar-Preisträger diese Regel gerade für „The Equalizer 2“gebrochen hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Denn obwohl er und sein Regisseur-Buddy Antoine Fuqua mit dem ersten Teil einen kleinen Überraschungshit landeten, war die Figur des Ex-Spezialagenten Robert McCall, der als Vigilant wider Willen mit zwielichtigen Gangstern und korrupten Cops kurzen Prozess macht, schon damals recht einfach gestrickt. Und genau dieser fehlende Tiefgang macht der, zugegeben kompetent inszenierten, Fortsetzung jetzt zu schaffen.
Weder in Sachen Action noch bei seinen Charakteren wagt der Film einen Schritt nach vorne. Stattdessen bekommt man einen uninspirierten und teilweise melodramatischen Neuaufguss des Vorgängers präsentiert, der zudem auch angesichts der wenig schmeichelhaften Physis seines Hauptdarstellers die Grenzen des Glaubhaften gerade zum Ende hin dann doch etwas überstrapaziert.
Verbrecherschreck mit Taxischein
Die Handlung ist dabei auch ohne Kenntnisse des ersten „Equalizer“leicht zu verstehen. Robert McCall (Denzel Washington) ist immer noch ein ehemaliger Marine und CIA-Agent, der tagsüber als Lyft-Fahrer sein Geld verdient und sonst einfach nur ein guter Nachbar sein will. So hilft er etwa dem jungen Miles (Ashton Sanders), nicht auf die schiefe Bahn zu geraten und leistet dem einsamen Rentner Sam (Orson Bean) regelmäßig Gesellschaft.
Doch manchmal reicht ein gutes Wort eben leider nicht aus, sodass der Ex-Militär hin und wieder auch zur Waffe greifen muss, um das Unrecht zu bekämpfen. Als seine gute Freundin und frühere Kollegin Susan (Melissa Leo) getötet wird, glaubt McCall nicht an einen einfachen Raubmord und stellt Nachforschungen an – vor allem da er glaubt, dass sein alter Partner Dave (Pedro Pascal) irgendwie in die Sache verwickelt ist.
Weniger Neues, mehr vom Gleichen
Fuqua und sein Team sind mit „The Equalizer 2“auf Nummer sicher gegangen und haben einen geradlinigen und wenig innovativen Actionthriller abgeliefert, der routiniert alle Genre-Konventionen abspult. Ein paar wirklich gut choreografierte Prügeleien hier, ein bisschen Verschwörungsplot da und dann noch ein klassischer Showdown mit den Bösewichten.
Der melancholische Ton des ersten Teils ist dabei größtenteils verschwunden und einem kitschigen Mentor-Schüler-Subplot zwischen McCall und Miles gewichen. Denzel Washington ist dabei zwar so charismatisch wie immer und versucht seinen Charakter mit der gebotenen Nachdenklichkeit zu erfüllen, kommt aber leider nicht immer gegen die Klischees an, die ihm der Film entgegen schleudert.
Und gerade dann wirkt der etwas korpulente Hollywoodstar trotz all seiner Coolness als Ein- Mann-Armee merklich deplatziert. Auf der technischen Seite gibt es dagegen keinen Grund zur Kritik. Das Bild ist knackscharf und punktet mit seiner natürlichen Farbgebung sowie hervorragenden Kontrasten. Beim Sound überzeugt der Film mit hoher Dynamik und einer immersiven Geräuschkulisse. Einzig die originale 7.1-Dolby-Atmos-Spur ist da naturgemäß noch einen Hauch räumlicher. Lobenswert ist zudem auch das umfangreiche Bonusmaterial. Unterm Strich ist „The Equalizer 2“aber ein durchschnittlicher Actionstreifen, der fast einzig und allein von dem Mann belebt wird, der bisher nie zu einer Rolle zurückgekehrt ist und es nach diesem Film vielleicht auch nicht mehr tun wird.