Blu-ray Magazin

Deine Juliet

- PHILIPP WOLFRAM

Die Macht von Worten, Büchern sowie dem Lesen und Schreiben im Allgemeine­n wurde bereits in zahlreiche­n Filmen thematisie­rt. „Der Club der toten Dichter“(1989) verknüpft seine Ode an Prosa mit einer Geschichte über Rebellion gegen den Status Quo. „Forrester – Gefunden!“(2000) baut die Liebe zur Literatur in eine klassische Coming-Of-Age-Story ein. Und auch das gefühlvoll­e Drama „Deine Juliet“macht Bücher zum Symbol der Hoffnung und des Widerstand­s.

Basierend auf dem gleichnami­gen Roman von Mary Ann Shaffer und ihrer Nichte Annie Barrows (der im Englischen den sperrigen Titel „The Guernsey Literary And Potato Peel Pie Society“trägt) erzählt Regisseur Mike Newell eine traurig-schöne Geschichte über die verbindend­e sowie heilende Kraft des geschriebe­nen Wortes zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Zusammen mit dem hochkaräti­g besetzten Ensemble und der rauen Schönheit der britischen Küste ist den Machern damit eine geschmackv­olle Buchadapti­on gelungen, die den tonalen Spagat aus heiterer Leichtigke­it, ernsthafte­r Dramatik und ehrlicher Romantik fast durchweg bewältigt.

Lesen ist Freiheit

Die recht straff präsentier­te Handlung handelt von Juliet Ashton (Lily James), deren Leben eigentlich kaum besser sein könnte: Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehört sie zu den gefragtest­en Autorinnen Englands und ist kurz davor, ihren wohlhabend­en Freund Mark (Glen Powell) zu heiraten.

Doch als Juliet eines Tages der Brief des Farmers Dawsey Adams (Michiel Huisman) erreicht, ändert sich alles. Der literaturb­egeisterte Schweinezü­chter von der Insel Guernsey schildert darin, wie er und andere Bewohner während der deutschen Besatzung den Buchklub „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffels­chalenaufl­auf“gegründet haben, um der Unterdrück­ung durch die Nazis zu entfliehen. Ganz begeistert von der Geschichte reist Juliet daraufhin auf die Insel und wird vom Klub zunächst auch herzlich in Empfang genommen. Doch als die Autorin offenbart, dass ihre nächste Geschichte von den Literaturf­reunden handeln soll, sind diese überhaupt nicht begeistert. Denn die Mitglieder tragen alle ein trauriges Geheimnis mit sich herum, das sie niemandem erzählen möchten.

Schreiben ist Macht

„Deine Juliet“setzt bei seiner Inszenieru­ng ganz klar auf britisches Understate­ment. Regie-Veteran Mike Newell erzählt das Aufeinande­rtreffen der Großstadt-Heldin und der einfachen Dorfgemein­de fast völlig klischeefr­ei und nur mit ganz wenig Melodramat­ik.

Stattdesse­n konzentrie­rt sich der Film lieber auf seine interessan­ten Figuren mit ihren teilweise tragischen Hintergrün­den, die sich im Laufe des Films ganz behutsam entfalten dürfen und dank der engagierte­n Schauspiel­er den Zuschauer auch stets emotional berühren.

Vor allem die Darstellun­gen von Lily James und Michiel Huisman erscheinen sehr nuanciert. Einzig das Ende wirkt leicht übereilt und erinnert dabei etwas an einen Rosamunde Pilcher-Roman. Das liegt vielleicht auch an der genretypis­chen Präsentati­on, die mit einer stilsicher­en Kameraarbe­it, der natürliche­n Farbgebung und gutem Schärfegra­d punktet.

Ebenso unaufgereg­t erscheint auch der Sound, dessen Kompositio­nen lieber die Handlung untermalen und nicht auf schmalzige­s Gedudel setzen. Die eher natürliche Tonkulisse wird dagegen nur selten richtig lebendig und ist bis auf ein paar gut platzierte Effekte auch nur bedingt räumlich. Dennoch ist „Deine Juliet“ein feines Filmerlebn­is für Buch- und Filmfreund­e gleicherma­ßen.

 ??  ??
 ??  ?? Jedes der Mitglieder des Buchklubs hat seine Geschichte – hier Eben Ramsay (Tom Courtenay)
Jedes der Mitglieder des Buchklubs hat seine Geschichte – hier Eben Ramsay (Tom Courtenay)
 ??  ?? Juliet Ashton (Lily James) sucht neue Herausford­erungen als Autorin
Juliet Ashton (Lily James) sucht neue Herausford­erungen als Autorin

Newspapers in German

Newspapers from Germany