Slender Man
Er ist groß, schlank und gut gekleidet. Der Traum aller Schwiegereltern? Wohl kaum, so ganz ohne Gesicht und mit viel zu langen Armen. Geboren wurde er in den gruseligen Internetforen dieser Welt. Die Rede ist natürlich vom Slender Man – dem Internetphänomen längst vergangener Jahre. Und da fangen die Probleme mit der Verfilmung eigentlich schon an: Sie kommt viel zu spät. Im Rahmen eines Bilderwettbewerbs 2009 erfunden, im gleichen Jahr noch in der erfolgreichen Youtube-Serie „Marble Hornets“weiter erzählt, erlangte die Figur mit dem Spiel „Slender“2012 weltweite Bekanntheit. Der Versuch, den Horror sechs Jahre später, in Internetjahren eine Ewigkeit, zurückzubringen, ist also eine große Herausforderung, die in jeder Hinsicht scheitert. Dabei bietet die urbane Legende doch so viel Potenzial. Dass die Gestalt zwischen Bäumen und in Hintergründen kaum zu erkennen ist, nutzt man mit den langen Kamerafahrten noch ganz gut. Dass er seine Opfer erst dann in den Tod hetzt, wenn sie ihm direkt ins Antlitz blicken, kommt dagegen gar nicht zur Geltung. Stattdessen werden eigene Regeln etabliert und dann wiederum nicht genutzt. Sehenswert sind immerhin die kurzen Albtraum-Visionen, in denen mit verschiedensten Effekten experimentiert wird. Kurze Bilder von zuckenden Köpfen und Körpern und andere Schreckensbilder erinnern an eine Mischung aus „Jacob’s Ladder“und dem „The Ring“-Video. Apropos, tatsächlich wird auch hier der Slender Man als Internetphänomen, beinahe als eine Art Virus, erklärt. Klickt man auf einen Link, sieht man ein Video und wird anschließend heimgesucht. So werden Fiktion und reales Phänomen immerhin clever verknüpft.