Die Wege des Herrn
Die Kroghs sind eine Familie, die seit Generationen im Dienste der dänischen Kirche steht. Vor allem die Söhne sind dazu bestimmt, Pastoren zu werden, ob sie wollen oder nicht. Die Autorität von Vater Johannes, gespielt von dem dänischen Urgestein Lars Mikkelsen („Sherlock“, „Kommissarin Lund“), ist quasi unantastbar, und wird von seinen Kindern als nahezu heilig empfunden. Doch anders, als das religiöse Vorbild, ist das Urteil des Patriarchen bei weitem nicht immer ein gerechtes oder liebendes, denn wie alle Menschen hat auch Johannes seine Laster und wenn sein Alkoholismus auf seine Wutausbrüche trifft, dann wird aus dem Ehrfurcht gebietenden Patriarchen schnell ein gefürchteter Tyrann.
Der bevorzugte Sohn Christian (Simon Seers) bleibt lange von dieser Doppelmoral des Friedenspredigers verschont. Er möchte unbeirrt in die Fußstapfen seines Vaters treten und sein Leben in den Dienst des Bistums Kopenhagen stellen. Dem anderen Sohn August (Morten Hee Andersen) hingegen fällt es schwer, die Autorität seines Vaters zu ertragen. Er flüchtet zum Militär, gegen den Willen und zum Unmut seines Vaters. Anstatt in die seelische Freiheit, gerät August aber vom Regen in die Traufe, denn er wird nach Afghanistan geschickt und erlebt dort als Militärgeistlicher die Brutalität und Verstörung des Krieges, die ihn psychisch schwer zeichnen.
Kain und Abel?
Aber auch der einstige Schützling Christian fällt in Ungnade, da er unter dem Druck, sein Doppelstudium in Theologie und BWL rasch zu beenden, seine Master-Arbeit plagiarisiert und statt mit einem Abschluss mit leeren Händen heimkehrt. Frustriert und deprimiert versucht er sich mit einer Reise ins Himalaya-Gebirge abzulenken. Doch ein Streit trennt ihn von seinem Reisefreund und er landet in der Obhut eines buddhistischen Klosters. Dort wird er mit Lebensfragen konfrontiert, die seinen Glauben zutiefst erschüttern. Die einstige Spaltung in der Familie ist zu einer fast unüberwindbaren Schlucht geworden und die zwei Brüder müssen nun um ihre eigene Zukunft und die ihrer gemeinsamen Familie kämpfen, denn Vater Johannes macht keine erkennbaren Anstalten, um das Familienheil zu richten.
Die Serie bietet sowohl eine anspruchsvolle Geschichte als auch eine visuelle Ästhetik, die fesselt und fasziniert. Allerdings sieht die rein technische Ebene weniger attraktiv aus. Zwar können Kontrast und Bildschärfe noch einigermaßen mit aktuellen vergleichbaren Produktionen mithalten, aber die Farbdarstellung und der Detailgrad fallen schon merklich zurück und insbesondere Körnung und der Schwarzwert fallen gelegentlich doch deutlich negativ auf. Im Bereich Tonqualität gibt es weder etwas zu beanstanden, noch zu loben. Ansonsten verspricht die dänische Fernsehproduktion ein modernes Familiendrama, das von Glauben, elterlicher Autorität, dem Erwachsenwerden und der Suche nach sich selbst handelt.