Rocketman
Elton Johns selbstfinanziertes Biopic „Rocketman“versucht möglichst spektakulär zu sein und es wäre irritierend, sollte der Film keine Oscar-nominierung für das beste Kostümdesign erhalten. Aber abgesehen davon gibt es wenig Spektakuläres an dem Film. Kameraarbeit, Produktionsdesign, Besetzung und natürlich auch der Soundtrack sind durchaus solide, aber an Drehbuch und schauspielerischer Umsetzung hakt es. Bryce Dallas Howard, die Elton Johns Mutter spielt, fasst das Problem des Films darin sogar wörtlich zusammen: Der Protagonist hatte immer nur Glück, seit er das erste Mal als Kind an einem Klavier saß. Ihm flog alles zu, er musste nie wirklich für etwas kämpfen, jedenfalls nicht als Künstler. Er ist vom ersten Tag an enorm kreativ, produktiv und ein musikalisches Genie. Es mangelt ein wenig an Konflikt. Unerfüllte Sehnsüchte finden sich allein auf privater Ebene: Was Elton möchte, ist die Anerkennung seiner Eltern. Er will jemanden, der ihn liebt.
Aber alle, denen er sein Herz öffnet, scheinen zu verschwinden. Das ist als Grundkonflikt für eine Musikerbiografie, man muss es leider so sagen, etwas abgedroschen. Hier hätte sich Drehbuchautor Lee Hall mehr einfallen lassen müssen, damit „Rocketman“nicht wie eine Kopie von „Ray“, „Walk The Line“und „Bohemian Rhapsody“wirkt – notfalls indem man einen Konflikt ins Drehbuch schreibt, der nicht auf realen Tatsachen beruht. Ein anderes Problem des Films ist Hauptdarsteller Taron Egerton. Er sieht dem jungen Elton John zwar sehr ähnlich und seine Stimme klingt verblüffend wie die seiner überlebensgroßen Vorlage, aber immer wieder sieht man Egerton schauspielerisch an seine Grenzen kommen.