Das Familienfoto
Nach dem Tod des Großvaters soll die 87-jährige Oma (Claudette Walker) in ein Altersheim abgeschoben werden. Ihre Enkel finden das aber gar nicht gut, zumal die demente Dame erwähnt hatte, dass sie lieber in St. Julien sterben würde. Also wird der Entschluss gefasst, dass die Oma abwechselnd bei den Enkeln wohnt, bis ihnen etwas Besseres einfällt. Das ist jedoch gar nicht so einfach, denn natürlich haben alle ihre eigenen Probleme: Elsa (Camille Cottin) gilt als verbitterter Drachen, weil sie nicht schwanger werden kann und ihre Ehe darüber zerbricht. Die lebende Statue Gabrielle (Vanessa Paradis) hat nur noch ihren Sohn (Jean Aviat) als Bezugsperson, aber der will plötzlich lieber bei seinem Vater wohnen, den er kaum kennt. Und der introvertierte Programmierer Mao (Pierre Deladonchamps) ist seit Jahren in Therapie, weil er ein Problem mit Frauen, Alkohol und den Menschen im Allgemeinen hat und latent selbstmordgefährdet ist. Das Chaos ist vorprogrammiert.
„Das Familienfoto“lebt von den gut ausgearbeiteten Charakteren und den feinfühlig inszenierten Momenten. Man könnte annehmen, das Drehbuch basiere auf einem erfolgreichen Roman, weil alles so gut ausbalanciert ist und ineinander greift, aber Regisseurin Cécilia Rouaud schrieb das Drehbuch ohne Vorlage und führte eine ganze Familienbande voll überspannter, neurotischer und trotzdem sehr liebenswerter Figuren ins Feld, die irgendwie versuchen, mit ihren verkorksten Leben zurechtzukommen, wie in einem Woody-allen-film, nur etwas melancholischer. Insofern ist „Das Familienfoto“nicht wirklich ein Wohlfühlfilm, auch wenn er den Zuschauer durchaus mit einem wohligen Gefühl entlässt.