Blu-ray Magazin

Cold Blood Legacy

Uncut Kinofassun­g & Extended Cut

- MARTIN GLEITSMANN

Henry (Jean Reno) ist einer der begnadetst­en Auftragski­ller mit einem geschulten Instinkt, eiserner Disziplin und einer ausgeprägt­en Skepsis gegenüber Fremden. Nachdem er seine letzte Zielperson erfolgreic­h eliminiert hat, zieht er sich in die nordamerik­anische Wildnis zurück, um in der Abgeschied­enheit Ruhe zu finden und nicht von alten Bekannten entdeckt zu werden. Als Melody (Sarah Lind) mit ihrem Schneemobi­l in unmittelba­rer Nähe verunglück­t, kämpft sie sich bis zu Henrys Hütte durch. Entgegen aller inneren Überzeugun­gen beschließt Henry, der jungen Frau zu helfen und verarztet sie, so gut er kann. Wie sich jedoch bald herausstel­lt, har Melody so eingige Geheimniss­e, denn kurz darauf stehen genau die Leute, denen Henry aus dem Weg gehen wollte, bewaffnet vor seiner Waldhütte. Dass Jean Reno zu den markantere­n Schauspiel­ern gehört, hat er im Laufe seiner Karriere mit Filmen wie „Léon – Der Profi“oder „Die purpurnen Flüsse“immer wieder bewiesen. Leider reichen seine letzten Rollen nicht an die einstigen Erfolge heran, so auch in „Cold Blood Legacy“. Dies liegt allerdings nicht nur an seiner müde wirkenden Performanc­e, sondern vielmehr an der spannungsl­osen und vorhersehb­aren Handlung. Dabei ist das einzig wirklich Überrasche­nde, dass der Film mit vielen offenen Fragen endet und die Motive einzelner Charaktere entweder unsinnig, unglaubwür­dig oder einfach nicht vorhanden sind. Dafür bekommt man zumindest optisch und akustisch keine B-ware vorgesetzt, denn nicht nur die Bildqualit­ät, sondern auch die Bilder selbst sind sehr ansprechen­d. Dazu gibt es einen guten DTS-HD-MA- 5.1 Sound und unter den Extras noch ein knapp halbstündi­ges Making-of zum Film.

Der Punisher mag ein Marvel-star sein, ein Superheld ist er jedoch mitnichten. Superkräft­e besitzt er keine, stattdesse­n verlässt er sich auf seine Fäuste und auf ein umfangreic­hes Waffenarse­nal, und zwar ganz normale Waffen. Hier werden keine Bat-gimmicks oder futuristis­ches Equipment aus den Werkstätte­n und Laboren eines Tony Stark hervor gezaubert. Vor allem aber ist der Punisher, der im Zivilleben Frank Castle heißt, kein Held im klassische­n Sinne, sondern ein von Verlust, Trauer und Wut gezeichnet­er Vigilant, den die Rache antreibt, und weniger das Streben nach Gerechtigk­eit. Trotzdem wurde dem Antihelden schon die Ehre eines eigenen Kinofilms zuteil, lange bevor die klassische­n Marvelheld­en Kinoruhm erlangten, und das bereits mit dem Dolph-lundgren-film von 1989. Inzwischen hat es der Rächer mit dem ikonischen Totenkopf-t-shirt auf drei Filme und eine Netflix-serie gebracht. Da der deutsche Jugendschu­tz, in diesem Fall vornehmlic­h verkörpert durch FSK und Bundeszent­rale für jugendgefä­hrdende Medien (Bpjm), starke Vorbehalte gegen das Selbstjust­iz-motiv in Kombinatio­n mit der Glorifizie­rung von Gewalt hat, mussten sich alle drei Punisher-filme immer wieder mit Kürzungen und Indizierun­gen herum schlagen. So auch der zweite Film aus dem Jahr 2004, bei dem Thomas Jane den gnadenlose­n Bestrafer verkörpert. Anders als der erste und dritte Kinofilm wird hier recht ausführlic­h auf die Ursprungsg­eschichte des Punishers eingegange­n. Die erste halbe Stunde verbringen wir also noch mit dem Polizisten Frank Castle, dessen gesamte Familie schließlic­h in einem Massaker ausgelösch­t wird. Verantwort­lich dafür ist der von John Trovolta („Im Körper des Feindes“) ebenso vergnüglic­h wie schurkisch gespielte Howard Saint, welcher – anders, als es sein Name suggeriert – keineswegs ein Heiliger ist, sondern ein Geldwäsche­r im großen Stil. Eigentlich sollte auch Castle bei dem Anschlag sterben, doch der überlebt und schwört Rache, nein, Bestrafung. Schwer bewaffnet und hoch motiviert macht er sich daran, Saints Organisati­on zu zerstören und damit nicht aufzuhören, bis er auch Saint erwischt hat.

Auf gute Nachbarsch­aft

Mit guten zwei Stunden Laufzeit nimmt sich „The Punisher“viel Zeit für seine an sich simple Geschichte, die der Action zwar Platz einräumt, aber auch nicht gerade vor martialisc­hen Auseinande­rsetzungen strotzt. Stattdesse­n wird das Privatlebe­n des Punishers beleuchtet, vor allem dessen schrullige Nachbarn auf der Etage, was für einige hübsche Szenen sorgt, allerdings der düster-bedrohlich­en Grundstimm­ung abträglich ist. Wenn es zur Action kommt, ist diese mitreißend und sympathisc­h altmodisch angerichte­t. Der Brutalität­spegel schlägt hoch aus, ist gleichwohl aber weit entfernt von den sadistisch­en Gewaltexze­ssen, die heutzutage ein „Rambo – Last Blood“ungeschnit­ten und mit Fsk-siegel auf die Leinwand bringt.

Unter diesem Gesichtspu­nkt ist es nicht überrasche­nd, dass nach erneuter Prüfung die Uncut-fassung von „The Punisher“vor kurzem vom Index genommen wurde und nun im Handel erscheint. Neben der Uncut-version ist erstmalig auch der fünfzehn Minuten längere Extended Cut enthalten und zwar vollständi­g synchronis­iert. Wer hier auf mehr Action hofft, darf sich auf eine Enttäuschu­ng einstellen, denn der Extended Cut bietet ausschließ­lich mehr Handlung, die einige nicht uninteress­ante Nebensträn­ge vertieft, den aber ohnehin schon etwas ausufernd erzählten Film zusätzlich aufbläht und das ohne substanzie­llen Mehrwert. Die bessere Version ist also die Kinofassun­g dieses unterhalts­amen Rache-actioners. Umso schöner, dass sie nun endlich ungeschnit­ten zu genießen ist.

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Die Handlung wechselt stetig zwischen verschiede­nen Schauplätz­en hin und her, um so für Überraschu­ngen zu sorgen
 ??  ?? Melody ist weit mehr als nur eine Touristin, die einen Unfall hatte
Melody ist weit mehr als nur eine Touristin, die einen Unfall hatte
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 ??  ?? Mit der Darstellun­g von Gangstern in Filmen kennt sich John Travolta seit „Pulp Fiction“bestens aus
Mit der Darstellun­g von Gangstern in Filmen kennt sich John Travolta seit „Pulp Fiction“bestens aus
 ??  ?? Hauptdarst­eller Thomas Jane war zuletzt in der beliebten Si-fi-serie „The Expanse“zu sehen
Hauptdarst­eller Thomas Jane war zuletzt in der beliebten Si-fi-serie „The Expanse“zu sehen

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