Das Ende der Wahrheit
Martin Behrens (Ronald Zehrfeld) arbeitet für den Bundesnachrichtendienst. Als er einen Flüchtling (Alireza Bayram) aus einer Krisenregion in Afghanistan verhört, stellt sich heraus, dass sein Schwager der persönliche Chauffeur eines militanten Islamisten ist, der Angriffe auf die westliche Welt angekündigt hat. Behrens zwingt ihn, die Telefonnummer seines Schwagers herauszugeben und verspricht im Gegenzug Asyl in Deutschland. Behrens bricht sein Versprechen jedoch – nachdem er die Telefonnummer an die Amerikaner weitergegeben hat, die daraufhin den Islamisten mit einer Drohne töten, lässt er den Informanten wieder ausweisen. Der Anschlag auf den Islamisten hat jedoch fatale Folgen: Als Reaktion wird ein Restaurant in München zusammengeschossen. Unter den Opfern ist auch eine junge Journalistin (Antje Traue), mit der Behrens ein Verhältnis hatte. Als wäre dieser Rückschlag nicht genug, kommt der Ermittler mit Hilfe eines verhassten neuen Kollegen (Alexander Fehling) einer Verschwörung auf die Spur, die zu seinem Vorgesetzten (Axel Prahl) führt: Der will nach seinem bevorstehenden Ausscheiden aus dem BND in den Vorstand einer Firma der Waffenlobby wechseln und sieht es gar nicht gern, dass Behrens bei seinen Nachforschungen herausfindet, dass eben jene Firma die Terroristen überhaupt erst ins Land geflogen hat.
Deutschland im Krimi-wahn
Die deutsche Film- und Fernsehlandschaft ist geprägt von Krimis. Zwischen 2006 und 2015 stieg die Zahl der Krimiserien im ARD von 20 auf 48 und die im ZDF von 54 auf 70. 1986 waren es bei beiden Sendern nur 14 gewesen. Auch unter jungen Leuten ist der sonntägliche „Tatort“noch immer fester Bestandteil der Wochenplanung. Angesichts der gewöhnlich eher durchwachsenen Qualität der Reihe stellt sich die Frage, weshalb Krimis, ob im Serienformat oder als alleinstehende Filme, noch immer so beliebt sind. „Das Ende der Wahrheit“spricht einen brisanten, gesellschaftspolitischen Punkt an: Den von einer Figur so genannten „Neuen Lobbyismus“, der darin besteht, dass Politiker und hohe Beamte schon zu ihren aktiven Zeiten Gesetze und rechtliche Auflagen im Sinne bestimmter Unternehmen durchschleusen oder anpassen und dann am Ende ihrer Amtszeit Vorstandsposten in eben jenen Unternehmen bekommen. Die dahinterstehende Problematik kann kaum unterschätzt werden, denn so sickert die Privatwirtschaft in deutlich höherem Maße in das politische Geschehen ein, als es für eine Demokratie gesund wäre. Das Thema wird jedoch in „Das Ende der Wahrheit“verschüttet unter einer völlig unzureichenden Hauptfigur, die so konturlos ist, dass sie nicht einmal unsympathisch wirken kann, und einem Spionage-plot, der unangenehm holprig erzählt ist. Höhepunkte sind die ganz gut gelungenen Action-elemente: Die Schießereien, Autounfälle und Explosionen sind ebenso kühl und leidenschaftslos erzählt wie in jedem „Tatort“, was die Gewalttätigkeiten eindrucksvoll den ruhigeren Szenen gegenüberstellt. Leider ist auch der restliche Film distanziert und kühl gehalten und gespickt mit Figuren, zu denen der Zuschauer keinerlei Beziehung aufbauen kann, weil sie viel zu eindimensional gehalten sind. Einzig die Figur des unleidlichen Kollegen Lemke erlaubt ein wenig Sympathie, die sich aus herzlicher Antipathie entwickelt und gerade deswegen unterhaltsam ist. An Bonusmaterial gibt es je ein 15minütiges Interview mit Hauptdarsteller Ronald Zehrfeld und Regisseur Philipp Leinemann sowie ein sehr kurzes Feature zu den Cgi-effekten, bei dem die tatsächlichen Aufnahmen den nachbearbeiteten Aufnahmen gegenübergestellt werden. Interessant ist das Interview mit Regisseur und Drehbuchautor Philipp Leinemann auch deshalb, weil er sich nicht scheut, über die miserablen Drehbedingungen zu sprechen.