Blu-ray Magazin

A Score To Settle

Vom Mainstream kaum beachtet, haben sich im Schatten der großen Blockbuste­r weniger prestigetr­ächtige Produktion­en zu richtigen Filmreihen gemausert. Auch bei „Escape Plan“dürfen wir uns nun bereits auf den dritten Teil freuen. Doch ist Freude hier wirkli

- MARTIN GLEITSMANN

Nicolas-cage spielt in vielen seiner Streifen einen abgehalfte­rten Verlierer, der in einem früheren Leben mal ein geübter Killer war, seine Familie verlor oder einfach aufgrund von Festgefahr­enheit nach Rache strebt. Einen selbstzers­törerische­n Exzess nach dem anderen durchleben­d entdeckt er dann eine ihm zuvor verborgene Wahrheit, die den Zuschauer fassungslo­s zurück lassen soll (ohne es wirklich zu tun). Filme wie „Tokarev“, „Dying Of The Light“, „Dog Eat Dog“und „Between Worlds“sind nur einige Beispiele wie auch „A Score To Settle“. Erneut ist Rache das Kernthema. Frank (Nicolas Cage) saß 19 Jahre lang unschuldig im Gefängnis, um jemand anderes zu decken. Er will Rache für seine tote Frau und die verlorene Zeit mit seinem inzwischen erwachsene­n Sohn Joe (Noah Le Gros). Es entwickelt sich ein überrasche­nd nachdenkli­cher und melancholi­scher Vater-sohn-plot, der immer wieder aufzeigt, weshalb Franks Rachegedan­ken keinerlei Bedeutung mehr haben. Jede Bemühung in diese Richtung erscheint sinnlos, da nach so langer Zeit keiner der noch lebenden Schuldigen überhaupt an dem ganzen Gangster-mist interessie­rt ist. Einzig Frank bleibt gefangen in dem Schema, das er fast zwei Jahrzehnte lang mental immer wieder durchgespi­elt hat. Diesen an Insomnia und anfänglich­er Demenz leidenden, tragischen Helden darzustell­en, ist das Steckenpfe­rd des 65jährigen Oscar-gewinners. Den Rest rettet sein Co-star Noah Le Gros, der den desillusio­nierten, aber dennoch verzeihend­en Sohn geerdet und sehr glaubhaft gibt. Die Momente zwischen den beiden gehören definitiv zu den besten des Films. Das Ende entspricht dann wiederum ganz dem Nicolas-cage-genre …

Wenn Elefanten alt geworden sind, dann ziehen sie sich – so zumindest will es der Mythos – in sumpfige Gebiete zurück, wo weicheres Futtermate­rial wächst und sie in Frieden ihres Ablebens harren können. Üblicherwe­ise werden diese Areale als Elefantenf­riedhöfe bezeichnet, was zwar nicht ganz korrekt ist, aber dem Phänomen doch einen griffigen Namen beschert. Im Filmgeschä­ft gibt es ein Pendant zum Elefantenf­riedhof: Das 1998 gegründete und höchst umtriebige Hollywood-studio namens „Emmet/furla Films“(EFF). Hierher ziehen sich alt gewordene oder aus der Mode gekommene Mimen zurück, um ohne größere Anstrengun­gen das weiche Brot des B-movie-ruhms kauen und von besseren Zeiten träumen zu können. Der ungekrönte König dieses Zelluloid-elefantenf­riedhofs ist ohne Frage Bruce Willis, der seit „Setup“von 2011 häufig die Cover von direkt für den Heimkino-markt produziert­en „Eff“-produktion­en

wie „The Prince“, „Vice“oder „Reprisal“schmückt. Auch andere Schauspiel-granden wie Robert de Niro oder Gangsterra­pper 50 Cent bessern so gelegentli­ch ihre Rente auf.

Ein Sly für EFF

Inzwischen fühlt sich auch Action-opa Sylvester Stallone gut aufgehoben bei „Emmet/furla Films“, produziert­e das Studio doch sein filmisches Gipfeltref­fen mit dem langjährig­en Konkurrent­en Arnold Schwarzene­gger. Der futuristis­ch angehaucht­e Knast-actionfilm „Escape Plan“von 2013 ist eine der gelegentli­ch aufwändige­ren Kinoproduk­tionen der Firma. Doch obwohl man auf der Welle des „The Expendable­s“-erfolgs zu reiten glaubte, wollte im Westen nur ein kleines Publikum den durchaus unterhalts­amen Film se

hen. Anders sah die Situation in China aus, wo der Film sich eines achtbaren finanziell­en Erfolgs erfreute, was wiederum einheimisc­he Geldgeber auf den Plan rief, in eine Fortsetzun­g zu investiere­n, genau gesagt in zwei Fortsetzun­gen. Knapp ein Jahr nach Veröffentl­ichung von Teil 2 liegt nun mit „The Extractors“der dritte Teil vor. Und während beide Sequels in China im Kino starteten, erreicht uns auch „Escape Plan 3“wieder nur via Bildschirm. Dort – das muss man ganz klar sagen – gehört es auch hin, denn ganz offensicht­lich verfügt „The Extractors“nicht über des Budget des ersten, noch fürs Kino konzipiert­en Teils, sondern stellt eine typische „Emmet/ Furla“-produktion dar. Investiert wurde in einige bekannte Namen, darunter die „Emmet/furla“-veteranen 50 Cent (der auch schon bei den Vorgängern dabei war) und Dave Bautista, aber auch in eine prinzipiel­l hochwertig­e Produktion, die sich in gediegenem Look und wirkungsvo­ll abgemischt­em Sound manifestie­rt. Der nominelle Star der Reihe, Sylvester Stallone, ist dieses Mal auch wieder häufiger zu sehen als im direkten Vorgänger. Eigentlich­er Hauptdarst­eller ist aber erneut ein chinesisch­er Schauspiel­er, der Kampfsport-erfahrene Max Zhang, der Huang Xiao-ming aus Teil 2 ablöst und hierzuland­e zuletzt in „Master Z“zu erleben war. Für den Film erweist sich dieser Umstand durchaus als Segen, vermag „The Extractors“actiontech­nisch doch vor allem in seinen zahlreiche­n, ordentlich bis spektakulä­r inszeniert­en Kampfszene­n aufzutrump­fen. Diese benötigen keine Riesensets oder teuren Effekte und passen damit prima zu der eher bescheiden­en Produktion. Das begrenzte Budget macht sich erneut in den Schauplätz­en bemerkbar, allerdings gibt das lettische Gefängnis, in dem der Großteil der Handlung spielt, optisch etwas mehr her als die öden Korridore des Vorgängers. Gedreht wurde trotz des baltischen Szenarios erstaunlic­herweise nicht im günstigen Ostblock, sondern in den Vereinigte­n Staaten. Üblicherwe­ise läuft es bei solch preiswerte­n Filmen ja eher anders herum.

Knast-geschichte­n

John Herzfeld („15 Minuten“), der „Eff“-veteran Steven C. Miller („First Kill“, „Escape Plan 2“) als Regisseur ersetzte, hat die Inszenieru­ng gut im Griff und erzählt seine Geschichte schnörkell­os, wenn auch nicht gerade hochspanne­nd. Worum es überhaupt geht? Nun, die Story dreht sich um chinesisch­e Geschäftsl­eute, die in High-tech-gefängniss­e investiere­n, dazu wird noch eine entführte Millionärs­erbin und deren gedemütigt­er Bodyguard und Security-chef ins Spiel gebracht. Im Kern aber läuft die Handlung auf einen Racheplan hinaus, mittels dessen der Sohn des in Teil 1 geschasste­n, korrupten Geschäftsp­artners von Ray Breslin (Stallone) diesen und seine Kollegen in eine Falle, eben jenen osteuropäi­schen Knast, locken und so Vergeltung für den Tod des Vaters üben möchte. Die Geschichte hält die diversen Actionszen­en nicht übel zusammen und treibt das Geschehen zügig voran. Im Gegensatz zu verschiede­nen anderen „Eff“-filmen gibt es Action in reichliche­m Maße, auch wenn die Schusswech­sel und (eher kleinen) Explosione­n im Gegensatz zu den Kämpfen sicher niemanden vom Sessel hauen werden. Den Hauptdarst­ellern, insbesonde­re Stallone und Bautista, ist durchaus anzumerken, dass sie hier nicht um ihr Leben spielen, doch sind sie Profis genug, um auch mit Routine und Charisma zu überzeugen. Anders sieht das bei Max Zhang aus, der zwar bei der Action mit Eifer und Einsatz dabei ist, abseits davon aber wieder einmal völlig blass bleibt.

Ziehen wir ein kurzes Fazit: Der dritte „Escape Plan“-teil weiß, was er kann und was er will und liefert prominent besetzte, kompetent angerichte­te, Martial-arts-lastige Actionkost, die zwar mehr Abwechslun­g bei den Schauplätz­en hätte vertragen können, aus den Gegebenhei­ten aber das Beste macht. Kein Highlight, aber doch eine Steigerung zum Vorgänger.

 ??  ?? Kaum aus dem Gefängnis entlassen, versucht Frank (Nicolas Cage) die verlorene Zeit mit seinerer ausgebudde­lten Mafia-kohle aufzuholen – vergeblich
Kaum aus dem Gefängnis entlassen, versucht Frank (Nicolas Cage) die verlorene Zeit mit seinerer ausgebudde­lten Mafia-kohle aufzuholen – vergeblich
 ??  ?? Frank ist in der Gewaltspir­ale seiner Rachemanie gefangen
Frank ist in der Gewaltspir­ale seiner Rachemanie gefangen
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Shen (Max Zhang – links) muss die entführte Tochter eines chinesisch­en Geschäftsm­annes befreien
Shen (Max Zhang – links) muss die entführte Tochter eines chinesisch­en Geschäftsm­annes befreien
 ??  ?? Die Kidnapper kennen keine Gnade und verfolgen einen perfiden Racheplan
Die Kidnapper kennen keine Gnade und verfolgen einen perfiden Racheplan

Newspapers in German

Newspapers from Germany