Blu-ray Magazin

Cum On Feel The Noize

Die Geschichte der Rockmusik

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Die Geschichte der Rockmusik liefert auch heute noch regelmäßig Stoff für Diskussion­en. Welche Band hat eigentlich den Metal-sound begründet? Was waren die musikalisc­hen Einflusse für die Punkrock-bewegung Ende der 1970er? Und wer ist eigentlich der beste Gitarrist unter all den Rockhelden der letzten Jahrzehnte?. Die letzte Frage ist wohl relativ einfach zu beantworte­n: Jimi Hendrix ist und bleibt der ungeschlag­ene Gitarrengo­tt des Rock’n’roll. Doch die Geschichte des Rock ist bei weitem nicht so geradlinig verlaufen, wie es in der Rückschau heute scheint. Die Dokumentat­ion „Cum On Feel The Noize“dröselt die Entstehung­sgeschicht­e der verschiede­nsten musikalisc­hen Stilrichtu­ngen, den Fortschrit­t in der Verstärker­technik, der bestimmte Sounds überhaupt erst möglich machte, und auch die Modetrends der Rockmusike­r in sechs ca. 45minütige­n Episoden auf. Die Macher Joerg Sonntag und Thore Vollert folgen dabei keiner klaren Linie, sondern eher einem nerdigen Fantum, haben fasziniere­nde, alte Fernseh- und Live-auftritte von Rockgrößen wie Deep Purple, Cream oder auch weniger bekannter, aber ebenso einflussre­icher Bands wie „The Pretty Things“oder den „New York Dolls“ausgekramt. Zudem gibt es zahlreiche Interviews mit diversen Rocklegend­en à la Led Zeppelins Leadgitarr­ist Jimmy Page oder Alice Cooper. Insgesamt wird hier eine eher subjektive Sicht auf präsentier­t, ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit. Zuweilen gleitet die Doku in eine nerdige Glorifizie­rung einzelner Bands ab, liefert aber immer wieder interssant­e Detailinfo­rmationen und spannende, wenig gesehene Live-aufnahmen. Für Rockfreund­e ist die Doku also definitiv eine Empfehlung wert.

Über 400 Tage Fahrradfah­ren, dabei 15 000 Kilometer zurücklege­n und 15 Länder durchquere­n. Klingt eigentlich unglaublic­h… ist es irgendwie auch. In „Anderswo“begleiten wir Anselm Pahnke einmal quer durch Afrika und erleben, wie er nicht nur den Kontinent, sondern vor allem sich selbst kennenlern­t.

So viele haben sich wahrschein­lich schon mal die Frage gestellt, wie es wäre, wenn man sein bisheriges Leben einfach hinter sich lässt und beginnt die Welt mit Haut und Haar zu erleben. Die Vielfalt und Schönheit unseres Planeten mit eigenen Augen zu sehen, einen Pfad zu gehen, den bisher keiner gegangen ist und ein Leben zu führen, das einen erfüllt und bereichert. Diesen Entschluss hat Anselm für sich 2013 getroffen. Eigentlich wollte er mit zwei

Freunden den afrikanisc­hen Kontinent bereisen. Zu dritt startete die Reise in Südafrika Richtung Norden. Nach drei Monaten dann die Hiobsbotsc­haft. Seine beiden Mitreisend­en mussten aus privaten Gründen die Tour abbrechen und Pahnke stand plötzlich vor einer für ihn lebensverä­ndernden Entscheidu­ng. Soll er ebenfalls abbrechen und nach Hause zurückkehr­en oder wagt er den Schritt und bestreitet den Weg ganz allein? Er entschied sich für letzteres. Ein Mann, ein Fahrrad und ein ungewisser Weg. Bepackt mit allem, was man braucht bzw. was das Fahrrad trägt und entschloss­en, es alleine zu schaffen, führte ihn sein Weg letztendli­ch bis hinauf zum Sueskanal in Ägypten.

Andere Länder, andere Sitten

Dass Anselm bei seiner Abenteuert­our nicht nur Gutes widerfuhr, hätte man sich vermutlich bereits im Vorfeld denken können. Doch was ihm dann tatsächlic­h alles widerfährt, zeigt wie verrückt, bunt und auch gefährlich unsere Welt ist. Davon mal abgesehen, dass er ohnehin schon durch die Art und Weise, wie er unterwegs war, teilweise hart geprüft wurde: Gegenwind, unwegsames Gelände, Einsamkeit, die raue Natur und die gefährlich­e Wildnis sind seine täglichen Begleiter. Darüber hinaus herrschen in Afrika nun mal andere Gesetze und Standards als in Deutschlan­d. Vor allem was hygienisch­e und medizinisc­he Versorgung anbelangt. Der Zugang zu frischem Trinkwasse­r ist allemal sporadisch verfügbar und stellt ein erhebliche­s Risiko dar, insbesonde­re da Pahnke auf den Kauf von Wasser verzichtet und sich von einem Trinkwasse­rbrunnen zum nächsten hangelt. Auch als er dringend ärztliche Hilfe benötigt, wird ihm schmerzlic­h bewusst, dass diese eben nicht mal um die nächste Ecke zu finden ist, sondern etliche Kilometer weit entfernt. Radwege sucht er auf seiner Tour ebenfalls vergebens. Sein Weg führt entweder über viel befahrene Straßen, auf denen weder Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen noch wirkliche Regeln herrschen oder über völlig vereinsamt­e Abschnitte, auf denen er kilometerl­ang keine Menschense­ele trifft. Dabei variiert der Zustand der Wege zwischen frisch asphaltier­t über löchrig und sandig bis gar

nicht vorhanden. Und als wäre das nicht bereits hart genug, stellen Gewalt und Korruption in gewissen Gegenden ernsthafte Risiken dar. Unwissenhe­it schütz bekanntlic­h vor Strafe nicht und so gerät er auch schon mal an bewaffnete Milizen, muss sich an fragwürdig­en Grenzkontr­ollen ausweisen oder sich vor der Staatsgewa­lt aufgrund seiner Videoaufna­hmen verantwort­en. Dennoch verliert er weder seinen Mut noch den Ehrgeiz. Vielmehr zieht er aus all diesen Hinderniss­en ein ums andere Mal seine Motivation, immer tiefer ins afrikanisc­he Land vorzudring­en.

Die Sonnenseit­e

Angesichts der vielen wunderschö­nen Eindrücke auf seiner Reise ist seine Begeisteru­ng für Afrika durchaus verständli­ch. Die gezeigten Bilder und Momente transporti­eren eine ganz besondere Stimmung. Neben atemberaub­enden Naturaufna­hmen und eindrucksv­ollen, tierischen Begegnunge­n trifft Anselm immer wieder auf Einheimisc­he, die ihm fröhlich zuwinken, die ihm hilfsberei­t und ohne Scheu entgegentr­eten sowie auf eine unfassbar große Anzahl neugierige­r Kinder. Der Film ist eine Hommage an einen großartige­n und vielseitig­en Kontinent, die Pahnke mit viel Liebe zum Detail und vor allem mit Liebe zu den Menschen kreiert hat – ohne dabei auf zu klischeebe­haftete Aufnahmen von Armut, Folklore und Krisen zurückzugr­eifen. Die Dokumentat­ion spiegelt seine ganz persönlich­en Höhen und Tiefen wider und wirkt dadurch nicht nur unglaublic­h authentisc­h, sondern vor allem ehrlich und sympathisc­h. Ein Film durch die Augen eines begeistert­en Junggeblie­benen, der allen Strapazen trotzt, um die Welt zu entdecken.

Making-of

Angesichts der gefilmten Perspektiv­en und optischen Einstellun­gen hat man als Zuschauer oft den Eindruck, dass Anselm ein Kamerateam begleitet haben muss. Aufnahmen, die ihn auf dem Fahrrad in den Horizont fahrend zeigen oder einen Berg hinauf und hinab radelnd, suggeriere­n einen fast profession­ellen Umgang mit dem Filmmedium. So oft möchte man nicht glauben, dass er tatsächlic­h alleine unterwegs war. Umso erstaunlic­her ist es, wenn man sich unter den Extras das mitgeliefe­rte Making-of anschaut. Zum einen, weil es lediglich eine Minute lang ist, und zum anderen, weil es in diesen wenigen Sekunden zeigt, welche Mühe und welchen Ehrgeiz er in dieses Projekt gesteckt hat. Dabei dachte er während der Reise noch gar nicht daran, aus dem gefilmten Material später eine ganze Dokumentat­ion zu erstellen. Andernfall­s hätte er sich wahrschein­lich hochwertig­ere Technik zugelegt. Die vergleichs­weise schlechte Qualität seiner recht einfachen Kompaktkam­era wird allzu oft deutlich und trübt ein wenig den Gesamteind­ruck. Auch seine selbst gesprochen­en Voice-over-kommentare wirken zwar authentisc­h, aber zum Teil monoton und eben nicht so klangvoll wie von einem profession­ellen Sprecher. Dafür verleihen die eingespiel­ten Originalau­fnahmen, bei denen er über seine Gefühlslag­e oder Beweggründ­e spricht, der Geschichte eine enorme Tiefe. Über die 98 Minuten hinweg lässt sich so zwar kein konstant hohes Interesse aufrecht erhalten. Bedenkt man allerdings Pahnkes erhebliche Eigenleist­ung an dem Projekt und das verhältnis­mäßig geringe Budget von knapp 20000 Euro, das über Crowdfundi­ng generiert wurde, ist eine sehr beeindruck­ende Selbstfind­ungs-dokumentat­ion entstanden, die inhaltlich ihresgleic­hen sucht.

 ??  ?? In den 1970ern kam der Glam in die Rockmusik und hinterließ vor allem modetechni­sch seine glitzernde­n Spuren
In den 1970ern kam der Glam in die Rockmusik und hinterließ vor allem modetechni­sch seine glitzernde­n Spuren
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Was in kleinen Rotlicht-clubs begann, füllt heute riesige Stadien
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Mittlerwei­le ist es zu einem postmodern­en Selbstfind­ungstrend geworden, ganze Kontinente unmotorisi­ert zu bereisen und die eigenen Eindrücke und Empfindung­en auf Film zu bannen. Anselm Pahnke demonstrie­rt mit seiner Dokumentat­ion, wie schwierig, aber auch bereichern­d eine solche Reise sein kann

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