Blu-ray Magazin

Projekt: Antarktis

- TONY MENZEL

Für eine gute Abschlussa­rbeit ist so mancher Student bereit, sein Leben für ein halbes Jahr auf den Kopf zu stellen. Das bedeutet ganze Tage und Nächte in der Bibliothek oder wochenlang im eigenen Zimmer eingeschlo­ssen zu sein, nur um am Ende die perfekte Arbeit vorweisen zu können. Andere prokrastin­ieren für ein halbes Jahr und treten an den letzten drei Tagen den Endspurt an. Oder man macht es wie drei junge Dokumentar­filmer aus Bremerhave­n und fährt mal eben an den Südpol. Dass das kalte Wetter dabei noch die kleinste Schwierigk­eit werden würde, überrascht Vielreisen­de zwar prinzipiel­l erst einmal nicht, stellt letztendli­ch aber selbst die drei Abenteurer vor unerwartet­e Herausford­erungen. Und so wurde „Projekt: Antarktis“nicht nur ein Film über den entlegenst­en und einen der unwirtlich­sten Orte der Welt, sondern ebenso über Hinderniss­e in der Bürokratie und Erwartunge­n, die sich an der Realität beweisen müssen. Und noch viel wichtiger: über die Erfüllung eines Traumes über alle Hinderniss­e hinweg.

Der beste deutsche Film?

Dabei fühlt sich das Abenteuer durch die Linsen der drei Kameramänn­er und Regisseure so nah an, wie es nur selten einer Dokumentat­ion gelingt. Sie sprechen direkt zu ihren Zuschauern und Unterstütz­ern, wollen ihre Fans zu Hause nicht enttäusche­n. Dabei kann der Besitzer der Blu-ray bereits aufatmen, denn er sieht einen der schönsten und fasziniere­ndsten Dokumentar­filme des Jahres. Was Zuschauer nur am Rande mitbekomme­n, ist die lange Vorbereitu­ng, die das „Projekt: Antarktis“abverlangt­e. Sponsoren wurden gesucht, die sozialen Medien aktiviert, es gab Radioauftr­itte und natürlich musste teure Ausrüstung beschafft werden. So organisier­ten die drei eine U-boot-kamera, die es leider nie über den Zoll hinaus schaffte. Doch die Ambitionen sind groß und die Begeisteru­ng steckt an. Ganz nach dem Motto: „Man muss nicht immer in New York oder Los Angeles sein, um was zu starten“, loben und lieben die drei ihre Heimatstad­t Bremerhave­n, wo jeder dem anderen zur Hand gehe. Alles scheint perfekt, selbst die Tatsache, dass einer von ihnen kurz nach der geplanten Rückkehr Vater werden soll, bringt keinen aus dem Konzept. Erst durch den argentinis­chen Zoll droht das Projekt erstmals zu scheitern.

Erlebnis statt Naturdoku

Dem Film schadet das tatsächlic­h nicht, denn diese kleineren und größeren Hinderniss­en erzeugen eine natürliche, aber aufregende Spannungsk­urve. Auch die Erkundung der Antarktis stellt sich schwierige­r heraus als gedacht und es kommt mal zu Krankheit, mal zum Streit, aber immer ist der Zuschauer nah dabei, wenn die drei Freunde sich wieder auf- und zusammenra­ffen. „Projekt: Antarktis“ist keine klassische Naturdoku, liefert aber einige der schönsten Aufnahmen einer kaum berührten Landschaft und klärt nebenbei darüber auf, warum es hier niemals Ölbohrunge­n geben wird und weshalb der Klimawande­l eine Bedrohung ist. Auch hier gehen die drei Protagonis­ten mit Herz und Seele heran und stecken mit ihrer Abenteuerl­ust an.

Dass sie dabei etwas zu oft darüber reden, dass ihre Aufnahmen nichts werden und sie Angst haben, keinen ordentlich­en Kinofilm herauszube­kommen, kann stören, wenn man doch nebenbei die atemberaub­enden Aufnahmen zu sehen bekommt und weiß, dass all die Sorgen unbegründe­t sind. Gleichzeit­ig ist „Projekt: Antarktis“aber eben auch ein Film über das Filmemache­n selbst. Daher ist das längste Extra auf der Blu-ray das achtminüti­ge „Outtakes“-feature. Die anderen, kürzeren Extras zeigen Pinguin-aufnahmen, die South Shetlands und ein „Timelapse“-video. Die Aufmachung der Blu-ray trägt das Motto des Films weiter und präsentier­t eine Motivation­s-postkarte sowie ein kleines Booklet.

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„Projekt Antarktis“zeichnet vor allem den steinigen Weg der Filmemache­r auf ihrer Reise an den Südpol
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Diese friedliche­n Pinguine werden durch den Klimawande­l womöglich bald ihre Heimat verlieren

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