Projekt: Antarktis
Für eine gute Abschlussarbeit ist so mancher Student bereit, sein Leben für ein halbes Jahr auf den Kopf zu stellen. Das bedeutet ganze Tage und Nächte in der Bibliothek oder wochenlang im eigenen Zimmer eingeschlossen zu sein, nur um am Ende die perfekte Arbeit vorweisen zu können. Andere prokrastinieren für ein halbes Jahr und treten an den letzten drei Tagen den Endspurt an. Oder man macht es wie drei junge Dokumentarfilmer aus Bremerhaven und fährt mal eben an den Südpol. Dass das kalte Wetter dabei noch die kleinste Schwierigkeit werden würde, überrascht Vielreisende zwar prinzipiell erst einmal nicht, stellt letztendlich aber selbst die drei Abenteurer vor unerwartete Herausforderungen. Und so wurde „Projekt: Antarktis“nicht nur ein Film über den entlegensten und einen der unwirtlichsten Orte der Welt, sondern ebenso über Hindernisse in der Bürokratie und Erwartungen, die sich an der Realität beweisen müssen. Und noch viel wichtiger: über die Erfüllung eines Traumes über alle Hindernisse hinweg.
Der beste deutsche Film?
Dabei fühlt sich das Abenteuer durch die Linsen der drei Kameramänner und Regisseure so nah an, wie es nur selten einer Dokumentation gelingt. Sie sprechen direkt zu ihren Zuschauern und Unterstützern, wollen ihre Fans zu Hause nicht enttäuschen. Dabei kann der Besitzer der Blu-ray bereits aufatmen, denn er sieht einen der schönsten und faszinierendsten Dokumentarfilme des Jahres. Was Zuschauer nur am Rande mitbekommen, ist die lange Vorbereitung, die das „Projekt: Antarktis“abverlangte. Sponsoren wurden gesucht, die sozialen Medien aktiviert, es gab Radioauftritte und natürlich musste teure Ausrüstung beschafft werden. So organisierten die drei eine U-boot-kamera, die es leider nie über den Zoll hinaus schaffte. Doch die Ambitionen sind groß und die Begeisterung steckt an. Ganz nach dem Motto: „Man muss nicht immer in New York oder Los Angeles sein, um was zu starten“, loben und lieben die drei ihre Heimatstadt Bremerhaven, wo jeder dem anderen zur Hand gehe. Alles scheint perfekt, selbst die Tatsache, dass einer von ihnen kurz nach der geplanten Rückkehr Vater werden soll, bringt keinen aus dem Konzept. Erst durch den argentinischen Zoll droht das Projekt erstmals zu scheitern.
Erlebnis statt Naturdoku
Dem Film schadet das tatsächlich nicht, denn diese kleineren und größeren Hindernissen erzeugen eine natürliche, aber aufregende Spannungskurve. Auch die Erkundung der Antarktis stellt sich schwieriger heraus als gedacht und es kommt mal zu Krankheit, mal zum Streit, aber immer ist der Zuschauer nah dabei, wenn die drei Freunde sich wieder auf- und zusammenraffen. „Projekt: Antarktis“ist keine klassische Naturdoku, liefert aber einige der schönsten Aufnahmen einer kaum berührten Landschaft und klärt nebenbei darüber auf, warum es hier niemals Ölbohrungen geben wird und weshalb der Klimawandel eine Bedrohung ist. Auch hier gehen die drei Protagonisten mit Herz und Seele heran und stecken mit ihrer Abenteuerlust an.
Dass sie dabei etwas zu oft darüber reden, dass ihre Aufnahmen nichts werden und sie Angst haben, keinen ordentlichen Kinofilm herauszubekommen, kann stören, wenn man doch nebenbei die atemberaubenden Aufnahmen zu sehen bekommt und weiß, dass all die Sorgen unbegründet sind. Gleichzeitig ist „Projekt: Antarktis“aber eben auch ein Film über das Filmemachen selbst. Daher ist das längste Extra auf der Blu-ray das achtminütige „Outtakes“-feature. Die anderen, kürzeren Extras zeigen Pinguin-aufnahmen, die South Shetlands und ein „Timelapse“-video. Die Aufmachung der Blu-ray trägt das Motto des Films weiter und präsentiert eine Motivations-postkarte sowie ein kleines Booklet.