A Place Further Than The Universe
Anime-drama
OT: Sora Yori Mo Tooi Basho L: JP J: 2018 V: KSM B: 1.78 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Atsuko Ishizuka S: Leonie Landa, Nicole Hise, Katrin Heß
LZ: 120 min FSK: 6 W-cover: ja
Kaum in der Oberschule erleidet Mari Tamaki auch schon ihre erste „Midlife-crisis“. Auf einmal wird ihr bewusst, wie brav und langweilig ihr bisheriges Leben verlaufen ist. Um das zu ändern, erstellt sie eine Liste mit Dingen, die ihren Alltag aufpeppen sollen. Ein Tagebuch zum Beispiel. Na gut, das geht noch besser. Sie will zum ersten Mal die Schule schwänzen. Einfach mal aufwachen, in den Zug steigen und an einen ihr unbekannten Ort fahren. Eine Stunde später sitzt sie dann aber doch brav an der Schulbank. Schließlich lernt sie die Außenseiterin Shirase Kobuchizawa kennen. Die will in die Antarktis reisen, seit ihre Mutter bei einer Expedition verschollen ist. Eine Oberschülerin an einem der gefährlichsten Orte der Welt? Das scheint so unmöglich, dass sie von ihren Mitschülerinnen ausgelacht und gemieden wird. Doch für Mari bietet sich plötzlich die perfekte Gelegenheit. Die beiden Mädchen freunden sich schnell an und beginnen, an ihrem gemeinsamen Traum zu arbeiten. Das sogar sprichwörtlich, denn für das nötige Geld muss Mari in einem kleinen Laden aushelfen. Dort lernt sie Hinata kennen, die ebenfalls arbeitet, dafür aber nichts mehr von ihrer Kindheit übrig hat. Sie wird zum dritten Mitglied der Expedition. Wie das Team vollständig wird, wie die Mädchen für den Trip trainieren müssen und welchen persönlichen Problemen sie dabei begegnen, verrät das erste von insgesamt drei Volumes in fünf herzerwärmenden Episoden.
Die Antarktis, unendliche Weiten
Mit dem gemeinsamen Traum von einer Reise ins Unbekannte, beschreiten die Vier nicht nur für sich neue Pfade, sondern auch für das Medium Anime. Denn egal, wie viele bunte Welten schon in japanischen Studios entstanden sind, ist der Südpol bisher doch ziemlich unverbraucht. Auch werden die Geschichten selten so sehr von den Charakteren und nicht der Handlung oder Action getragen. Die Serie mit dem langen Titel ist schließlich kein Lehrstück über den südlichen Kontinent, sondern eine „Coming-of-age“-geschichte, eine Erzählung vom Erwachsenwerden junger Mädchen mit Selbstfindungs-charakter. Daher geht es hier auch fast ausschließlich um weibliche Charaktere. Die wenigen Ausnahmen, wie Maris Vater, ziehen sich bei anstehenden Konflikten sofort zurück. Der Anime dürfte den „Bechdel-test“(der die Repräsentation von Frauen in Filmen messen soll) mit Leichtigkeit bestehen. Auch hinter den Kulissen agieren talentierte Frauen. Drehbuchschreiberin Jukki Hanada zeigte sich bisher für viele Titel, unter anderem „Steins;gate“und „Steins;gate: Zero“verantwortlich. Regie führte Atsuko Ishizuka, die im Westen eher durch „Supernatural: The Animation“, „No Game No Life“oder für das eindringliche Intro für „Persona 4: Golden“bekannt sein dürfte. Das sind aber nur wenige ihrer zahlreichen Arbeiten. Obwohl es immer wieder Probleme und zwischenmenschliche Dramen zu lösen gilt, wird kein Konflikt zu sehr in die Länge gezogen. Nicht selten sind Freundschaft und Vertrauen die Antwort. Sowieso punkten die Episode mehr dank vielen Comedy-momenten, die stets ein Gefühl fürs richtige Timing beweisen. Die positive Grundstimmung findet sich auch in den schönen Bildern wieder, die sehr farbenfroh und meist eher warm gehalten sind. Zudem scheint es geradezu unverzichtbar, dass immer etwas leuchtet und glänzt. Ob nun ein in rot gehüllter Sonnenuntergang, die vielen Reklamen der nächtlichen Großstadt oder die Sterne am Nachthimmel. Etwas gewöhnungsbedürftig wirkt das allerdings bei den Figuren, die in ihrem Glanz vor den Hintergründen wie ausgeschnitten wirken. Doch egal ob im Stil, in der Charakterzeichnung, in der lebhaften Musik oder dem Humor – sie alle tragen eine positive Botschaft nach außen und das mit vollem Erfolg. Dem ersten Volume liegen ein Aufnäher eine Din-a4-antarktis-karte und ein Schuber mit Platz für die restlichen zwei Volumes bei.