Der Überläufer
Wagon und die beiden kommen sich näher. Während eines Zustiegs von weiteren Soldaten muss sie wieder fliehen. Wegen eines Bombenanschlags auf den Zug kommt Walter jedoch nicht an seinem Bestimmungsort an, sondern strandet im polnischen Sumpf, wo er fortan an dem Bahnhofstützpunkt „Waldesruh“gegen die Partisanen kämpfen soll. Sein Befehlshaber Stehauf ist ein Nationalsozialist und Sadist, wie er im Buche steht und hat seinen Spaß daran, seine Untergebenen zu quälen. Besonders Walter und sein neuer Freund Wolfgang, der aufgrund seiner mageren Statur nur Milchbrötchen genannt wird, haben es dort nicht leicht, denn ihnen fällt es schwer, auf Unbewaffnete und Partisanen zu schießen. Und immer öfter spielen die beiden mit dem Gedanken, einfach wegzulaufen, sich den Partisanen oder der Roten Armee anzuschließen, um für eine gerechtere Sache zu kämpfen. Besonders die hübsche Wanda, die er wieder trifft, die jedoch auf der Seite der Partisanen kämpft, hat Walter den Kopf verdreht und spielt bei seinen Überlegungen eine Rolle. Während Walter noch schwankt, weil er seine Kameraden nicht im Stich lassen will, hat sich Wolfgang entschieden und flieht. Seine Unentschlossenheit wird Walter zum Verhängnis: Er wird von den Russen gefangen genommen und in ein Gefangenenlager gesperrt, wo ihn glücklicherweise Wolfgang, der sich den Russen angeschlossen hat, findet und rettet. Seinen Willen, tatsächlich die Seiten zu wechseln, muss er jedoch erst unter Beweis stellen. Zwischen Vertuschung, Verrat und einer Liebe, die weh tut, muss Walter seinen Weg finden, um mit seinen Taten fertig zu werden und ein neues Leben zu beginnen.
Ein verändertes Weltbild
Verräter, Fahnenflucht und Überläufer – kein Wunder also, dass das Buch 1952 für Aufsehen gesorgt hätte und den Verlagen zu heikel war. Heute wird in Deutschland niemand mehr hingerichtet, wenn er Fahnenflucht begeht. Allerdings ist unser Blick auf die Geschehnisse ein anderer, als jener der Soldaten vor 75 Jahren. Wo andere ehemalige Soldaten lieber schweigen und verdrängen, bereut Walter aufrichtig seine Taten. Er steht im krassen Gegensatz zu Wolfgang, bei dem der Zuschauer im Verlauf der Geschichte nicht mehr weiß, ob er Freund oder Feind ist. Alles in allem ist „Der Überläufer“ein gelungener Anti-kriegsfilm, der für den Pazifismus plädiert und aufzeigt, dass es im Krieg in den Armeen auf beiden Seiten nur Verlierer gibt, ob nun in militärischem oder moralischem Hinblick. Das Bild liefert mit der natürlichen Farbgebung und dem gelungenen Kontrast einen zufriedenstellender Rahmen, auch wenn die Landschaftsaufnahmen in ihrer Schärfe teils an Archivmaterial zu Zeiten des ersten Farbfilms erinnern. Atmosphärisch wird der „Der Überläufer“durch eine glasklare Soundqualität sowie eine angenehme Abmischung und Räumlichkeit umsäumt.