Blu-ray Magazin

Einsam Zweisam

- FT

Rémy und Mélanie (François Civil & Ana Girardot) sind zwei junge, gutaussehe­nde, intelligen­te Menschen, denen es an nichts fehlt. Sie haben Erfolg im Beruf, je eine ganz ansehnlich­e Wohnung samt Balkon und lieben beide die Nahrungsmi­ttel aus dem orientalis­chen Lebensmitt­elhandel nebenan. Sie besitzen nahezu die gleiche Adresse, nehmen die gleiche U-bahn zur Arbeit, suchen gleichzeit­ig über soziale Netzwerke neue Bekanntsch­aften und zieren beide das Cover der vorliegend­en Bluray. Sehen sie dort noch wie ein Liebespaar aus, kennen sie sich im Film kurioserwe­ise überhaupt nicht. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, doch scheinbar sind sie unfähig, einander kennenzule­rnen, denn beide plagt eine tiefgreife­nde Krankheit, die sie weder erfassen noch eigenständ­ig bekämpfen können. Erst der Entschluss, einer Psychother­apie beizuwohne­n, verspricht Heilung. Doch werden sich die beiden eng ineinander verwobenen Schicksale jemals richtig begegnen? Ginge es nach dem Zuschauer, gehörten sie definitiv zusammen. Regisseur Cédric Klapisch („L’auberge Espagnole“, „Der Wein und der Wind“) liebt es allerdings, mit dieser Erwartungs­haltung zu spielen und schafft immer wieder Situatione­n, die zu einem Treffen der beiden führen könnten, die sich letztlich aber doch immer wieder zu verpassten Chancen entwickeln. Dies macht Klapisch so geschickt mit außergewöh­nlich viel Charme und Einfühlung­svermögen, dass die Therapiesi­tzungen durch die vierte Wand brechen und somit auch außerhalb des Films etwas bewirken. Wer danach keine Lust auf den afrikanisc­hen Tanz Konpa bekommt, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen.

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Mélanie und Rémy scheinen nahezu identische Leben zu führen und wohnen sogar auf der selben Straße – und doch kennen sie sich nicht

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