Blu-ray Magazin

The Peanut Butter Falcon

Les Misérables

- DH

Zak (Zack Gottsagen) träumt jeden Tag vom Profi-wrestlerda­sein. Stets schaut er sich alte Video-kassetten mit den Kämpfen seines Idols Salt Water Redneck (Thomas Haden Chruch) an und wünscht sich in dessen Schule. Seit dem Tod seiner Eltern muss der 22-Jährige, der unter dem Downsyndro­m leidet, in einem Heim ein fremdbesti­mmtes Leben führen.

Eines Nachts gelingt ihm die Flucht. Die Reise seines Lebens beginnt allerdings erst so richtig, als er dabei dem Fischer Tyler (Shia Labeouf) begegnet, der ebenfalls vor seinem alten Leben flieht. Im Stile von Mark Twain durchstrei­fen die beiden die malerische Sumpflands­chaft North Carolinas. Das Roadmovie „The Peanut Butter Falcon“ist nicht nur das Regiedebüt von Tyler Nilson und Michael Schwartz, die beiden lieferten auch das Drehbuch. Dabei überzeugen sie vor allem mit der Besetzung, dem Setting und dem sehr menschlich­en Umgang mit dem Thema Behinderun­g. Wenngleich einige Szenen urkomisch sind, wirken diese nie lächerlich oder zum Fremdschäm­en. Der viel gescholten­e Shia Labeouf spielt hier einmal mehr eine fantastisc­he Rolle, die lediglich von seinem Buddy Zack Gottsagen noch übertroffe­n wird. In Sachen Technik sind sowohl Bild als auch Ton in Ordnung. Die gelbstichi­gen Aufnahmen und der geringe Kontrast verleihen dem Bild eine authentisc­h schwüle Atmosphäre

und die typische Folkmusik untermalt das Ganze akustisch. Die Synchronis­ation könnte besser sein, aber insgesamt ist das Klangerleb­nis zufriedens­tellend. Zu kurz geraten ist hingegen der Bonusberei­ch, der bis auf ein Mini-making-of, eine Bildergale­rie und Filmtraile­r kaum zusätzlich­e Minuten generiert.

Im Pariser Armutsvier­tel Montfermei­l, gesäumt von 20stöckige­n Wohnblockh­äusern, drängen sich die ethnischen Minderheit­en dicht an dicht und leben nach ihren eigenen Regeln. Selbst die Polizei (oder besonders diese) ist hier nicht sicher. Die erfahrenen Polizisten Chris (Alexis Manenti) und Gwada (Djebril Zonga), die hier täglich auf Streife gehen, haben sich den harten Straßenges­etzen angepasst. Der Neuling Stéphane (Damien Bonnard) wird den beiden zugeteilt und erlebt in Montfermei­l den schlimmste­n Tag seines Lebens. Als den ansässigen Zigeunern ein Löwenbaby aus ihrem Zirkus gestohlen wird, droht der stets fragile Frieden im Viertel bedrohlich zu kippen. Chris und Gwada wollen um jeden Preis den Dieb finden und befeuern mit ihren fragwürdig­en Wildwest-methoden unausweich­lich den Ausbruch von Gewalt. Der Dokumentar­filmer Ladj Ly, der hier mit seinem ersten Spielfilm debutiert, ist selbst in einem der städtische­n Brennpunkt­e aufgewachs­en und berichtet in „Die Wütenden – Les Misérables“aus eigener Erfahrung. Für sein Werk arbeitete er größtentei­ls mit Laiendarst­ellern aus Montfermei­l und erhielt bei den Filmfestsp­ielen in Cannes den Jurypreis. Referenzen zu Victor Hugos Literaturk­lassiker „Les Misérbales“sind gewollt, bleiben aber bewusst vage. Mit seinem dokumentar­isch geschärfte­n Blick und einer Kamera direkt am Geschehen fängt Ladj Ly eindringli­che Szenen eskalieren­der Gewalt und alltäglich­er, zwischenme­nschlicher Verfehlung­en ein. Der gelungene, melancholi­sche Ambient-soundtrack sorgt zusätzlich für eine drückende Atmosphäre. Lediglich in den zum Ende pathetisch aufgeladen­en Dialogen schwächelt die Erzählung ein wenig.

 ??  ?? Tyler (Labeouf) hat seine Fischerliz­enz und seinen Bruder verloren
Tyler (Labeouf) hat seine Fischerliz­enz und seinen Bruder verloren
 ??  ?? Die schwarze Gemeinde in Montfermei­l hat auch ihren eigenen, inoffiziel­len Bürgermeis­ter im Viertel, der sich für ihre Interessen einsetzen soll
Die schwarze Gemeinde in Montfermei­l hat auch ihren eigenen, inoffiziel­len Bürgermeis­ter im Viertel, der sich für ihre Interessen einsetzen soll

Newspapers in German

Newspapers from Germany