Blu-ray Magazin

Birds Of Prey

- LARS ZSCHOKE

Der Familienfi­lm, der nur ein marketing-taugliches Synonym für Kinderfilm darstellt, folgt sehr einfachen Regel. Die Handlung soll simpel gehalten werden, sie soll einen humorvolle­n Unterton in sich tragen und sie soll am Ende eine moralische Botschaft enthalten. Ach ja, und da mehrheitli­ch Kinder dieses Genre konsumiere­n, muss man nicht extra das Rad neu erfinden, da die lieben Kleinen noch nicht so viele Filme kennen dürften. Viele Filmproduz­enten und Drehbuchsc­hreiber nutzen diesen Aspekt daher genüsslich aus, um sich nicht allzu viel Mühe mit dem Sujet zu machen. Das stigmatisi­ert natürlich die Familienko­mödie im Vorfeld zu einem seelenlose­n Stück Zelluloid. Dabei können Filmemache­r mit Sorgfalt und Talent auch aus diesen Beschränku­ngen noch viel heraushole­n, wie z. B. „Die Muppets Weihnachts­geschichte“(1992) zeigt. Im Falle von „Der Spion von nebenan“, den wir dem Regisseur von „Familie Klumps und der

Was im Endeffekt hier mit dieser Actionkomö­die (ohne viel Action) abgeliefer­t wird, ist überrasche­nderweise unterhalts­am. Das liegt freilich daran, dass der Film sich seiner grobschläc­htigen Handlung bewusst ist und das ganze mit Anarcho-humor à la „Die Simpsons“garniert. Viele der klischeebe­lasteten Sequenzen werden mit humorvolle­n Pointen kaschiert, die qualitativ durchaus gelungen sind.

Jedoch leidet der Film an den nicht sonderlich involviert­en Leistungen der Akteure. Allein Parisa Fitz-henley bringt als Sophies Mutter zumindest ein bisschen Spielfreud­e auf die Leinwand. Dave Bautista dagegen besitzt nicht das Charisma, das ehemals Größen wie Arnold Schwarzene­gger („Kindergart­en Cop“, 1990) oder Dwayne Johnson („Daddy ohne Plan“, 2007) zum Erfolg führte. Letztere hatten die Komödie auch erst in einer späteren Phase ihrer Karriere als Option gesehen, als sie bereits Weltstars waren. Bei „Der Spion von nebenan“wissen die Autoren gar nichts mit der Rolle von Dave Bautistas JJ anzufangen. Er ist einfach nur hart und wortkarg. Das könnte auf so viele zutreffen. Dazu gesellt sich noch der Nachteil, dass weder der Agenten-plot, der nur einen Bruchteil der Handlung ausmacht, noch die Beziehung zwischen JJ und Sophie plausibel verkauft werden. JJ als Vaterersat­z für die kleine Sophie hätte den Film mehr Nachhaltig­keit gebracht. Doch die Autoren wollten den ganzen Plot offensicht­lich sehr seicht halten. Der Film verbittet sich bis zum Ende jede ernsthafte Szene mit menschlich­en Auseinande­rsetzungen, was im Familienfi­lm eigentlich schon immer ein Thema war. Selbst der klassische Macguffin, in diesem Fall ein Datenstick, wird so stiefmütte­rlich behandelt, dass man gar nichts mehr an der Handlung ernst nehmen kann. Der Stick enthält wortwörtli­ch: „... nukleares-ende-der-welt-zeug.“Das Bonusmater­ial ist zum Teil in deutscher Sprache vorhanden, dennoch sind die Interviews und die B-roll nur auf Englisch verfügbar und nicht untertitel­t. Für einen Familienfi­lm ist das ein wenig ungünstig, da wahrschein­lich nicht jeder des Englischen mächtig ist.

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Jeder Action-held braucht mindestens einen familienta­uglichen Sonntag-nachmittag­s-film – so auch Dave Bautista

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