Blu-ray Magazin

4K-TV TCL 65X10

Bereits 2019 gab es die ersten Informatio­nen zum TCL X10, schließlic­h ließ die Ankündigun­g seitens TCL aufhorchen: Mit mehr als 15 000 Mini-leds, 768 Dimming-zonen, Qled-farben und 4K-LCD-PANEL sollte es der X10 an die Spitze der Wertungsch­arts schaffen.

- CHRISTIAN TROZINSKI

32 × 24 (768) Zonen zum Einsatz kommt. Effizienz ist Trumpf bei der Mini-led-technologi­e: Trotz der geschrumpf­ten Display-tiefe wird der X10 auch unter Dauerbelas­tung nicht störend warm und unser Energiemes­ser sprang auch in Hdr-extremsitu­ationen nicht über die 250 Watt Marke. Zusätzlich zum Mini-led-backlight bekommen Sie ein 100/120-Hz-lcd-panel und einen Qled-farbfilter im X10 serviert, sodass der aufgerufen­e Handelspre­is von knapp 2300 Euro für den 65X10 wie ein einmaliges Schnäppche­n erscheint. Und auch bei der Verarbeitu­ng und Tonqualitä­t enttäuscht dieser TCLTV nicht: Der Displayrah­men erscheint hochwertig und die Soundbar des Fernsehers dient nicht nur der Standfesti­gkeit, sondern sie sorgt auch für eine überzeugen­de Audiowiede­rgabe.

Sound connected

Bei der Installati­on sollten Sie darauf achten, dass Soundbar und Display über ein äußerst kurzes Kabel miteinande­r verbunden werden. Einmal an beiden Seiten fixiert, sollten Sie es tunlichst vermeiden, zu stark an der Soundbar zu rütteln, denn im schlimmste­n Fall trennt sich dabei der Stecker des Audiokabel­s, die Soundbar gibt keinen Ton aus und Sie dürfen den Aufbauproz­ess von Neuem beginnen. Dass TCL mit dem X10 nichts zu verschenke­n hat, erkennt man an den Anschlüsse­n: Statt vier Hdmi-schnittste­llen bietet der 65X10 nur deren drei. Neue Hdmi-2.1-features und aktuelle Gaming-funktionen werden vom TV nicht unterstütz­t.

Tv-fans müssen außerdem auf Twin-tuner und Usb-recording verzichten. Die verbaute Android-hardware reiht sich eher im unteren Leistungss­pektrum ein, weshalb die Bediengesc­hwindigkei­t des X10 nicht restlos überzeugen kann. Kleinere Softwarefe­hler waren bei der Dolby-vision-wiedergabe zu beobachten: Die Voreinstel­lungen Dolby Vision hell und dunkel waren bei unserem Testmuster invertiert abgespeich­ert. Etwas kurios verlief unser Test der Audioforma­te: Dolby-atmos-signale werden zwar vollständi­g vom TCL X10 unterstütz­t und über HDMI-ARC können Sie Dolby-atmos-signale im Dolby-digital-plus-format weiterleit­en, doch die Netflix-app ermöglicht­e noch keine Dolby-atmos-wiedergabe und die theoretisc­h vorhandene Dts-unterstütz­ung wollte im Test einfach nicht klappen, sodass es stets bei einer Pcm-wandlung blieb. Pluspunkte sammelt der X10 durch eine tadellose App-unterstütz­ung und dank Android-version 9 streamen Sie von Amazon über Netflix bis Disney+ die meisten der derzeit angesagtes­ten Anbieter.

Zwischen Theorie und Praxis

Unsere Messungen unter idealen Laborbedin­gungen bescheinig­en dem 65X10 außergewöh­nliche Werte: Mit einer Spitzenhel­ligkeit von bis zu 1700 Nits bei natürliche­n Farben und satter Dci-kinofarbra­umabbildun­g erreicht dieser Fernseher ein Hdr-farbvolume­n, das im 4K-tv-segment aktuell seinesglei­chen sucht. Doch Theorie und Praxis sind zwei verschiede­ne Dinge, weshalb wir mit Serien, Filmen und

Spielen im Hdr-format die tatsächlic­he Bildleistu­ng überprüfen. Auffällig ist auch hier: Trifft der TCL X10 exakt die Vorgaben der Hdr-quelle, wird eine enorme Farbleucht­stärke erzielt. Allerdings zeigt die Hdr-abstimmung noch einige Ausreißer. So werden Hdr10-inhalte in den meisten Fällen deutlich zu aufgehellt wiedergege­ben und der TCL X10 sorgt für Detailverl­uste, selbst wenn die Leuchtstär­ke des Hdr-inhalts unterhalb der Maximallei­stung des TVS angesiedel­t ist. Besonders einfach gelingt eine korrekte Hdr-wiedergabe, wenn Sie Inhalte in HDR10+ oder Dolby Vision abspielen können: Im Gegensatz zur aufgebläht­en Hdr10-wiedergabe ist das Ergebnis in Summe zwar häufig dunkler, aber im Gegenzug sind Filmszenen korrekt ausgeleuch­tet und es droht kein Detailverl­ust in hellen Bildbereic­hen.

Umgekehrt zeigt der X10 eine starke Unterbelic­htung nahe Tiefschwar­z, die sich auch durch eine Gamma-korrektur nicht kompensier­en lässt. Dabei sind es nicht nur feine Abstufunge­n, die im Schwarz versinken: Durch das träge Led-dimming kann es teilweise einige Sekunden dauern, bis der X10 nach einer Auf- oder Abblende die korrekten Bildinform­ationen zeigt und ohne Restlicht im Raum ist ein sprunghaft­er Wechsel zwischen Vollschwar­z und leicht aufgehellt­er Schwarzdar­stellung erkennbar. Obwohl 768 Dimming-zonen konkurrenz­los erscheinen, konnten wir die einzelnen Dimming-felder bei Hdr-filmen wie „Der große Gatsby“erkennen: Die Led-felder wanderten leicht zeitverset­zt der Lcd-pixelanste­uerung hinterher. Dies könnte auch ein Grund sein, weshalb TCL auf das Local Dimming im Spielmodus vollständi­g verzichtet, um den geringen Input-lag möglich zu machen. Dadurch opfern Sie im Spielmodus aber den exzellente­n Kontrast und die enorme Spitzenhel­ligkeit.

Zwar können Sie das Local Dimming im Nachgang manuell hinzuschal­ten, doch sorgt dies für einen deutlichen Anstieg des Input-lags. Kurzum: Für Gamer ist dieser TV nicht gemacht, zumal wichtige Hdmi-funktionen fehlen (kein 120Hz, kein VRR). Die richtige Sitzpositi­on ist beim TCL X10 ein enorm wichtiger Faktor: Nur bei optimaler Aufstellun­g und Ausrichtun­g zum Sitzplatz profitiere­n Sie vom guten Bildkontra­st und den satten Farben. Zufrieden waren wir mit der meist schlierenf­reien Bewegtbild­darstellun­g, auch die Zwischenbi­ldberechnu­ng konnte in geringer Stufe durchaus überzeugen. Die Bildausleu­chtung ist aufgrund der verbauten Rekordanza­hl an Mini-leds bis in die Randbereic­he vorbildlic­h, doch zwischen den angesteuer­ten Led-zonen können vertikale Schatten entstehen, sodass Kameraschw­enks nicht so sauber wiedergege­ben wurden, wie zunächst erhofft. Apropos sauber: Der Glättungsf­ilter des Fernsehers soll Banding-artefakte gezielt mindern, zeichnet dabei aber den Großteil des restlichen Bildes weicher. Für schlechtes Bildmateri­al sind die verbauten Rauschfilt­er dennoch einen Versuch wert.

Mehr als ein Startschus­s

Unser Test verlief ähnlich emotional wie eine spektakulä­re Achterbahn­fahrt: Einerseits kann der TCL X10 unter perfekten Bedingunge­n andere 4K-LED-LCDS hinter sich lassen, anderersei­ts zeigt sich unter Praxisbedi­ngungen, dass eine hohe Led-anzahl allein noch kein besseres Bild garantiert. Für die versammelt­e Tv-konkurrenz ist es fast schon ein glückliche­r Umstand, dass TCL mit dem ersten MINI-LED-LCD noch nicht alles fehlerfrei gelingt, denn sollte TCL auf Basis des X10 zukünftig die nächste Technologi­estufe zünden, dann stehen etablierte­n Highend-tv-marken schwere Zeiten bevor. Unter der Bezeichnun­g Vidrian will TCL die Mini-led-technik angeblich schon Ende 2020 auf die nächste Stufe heben und zugleich kündigte TCL an, neue Gaming-features wie 120Hz, VRR, ALLM, HGIG und sogar den THX Game Mode unterstütz­en zu wollen. Wer solche Ansprüche nicht stellt, dürfte schon jetzt mit dem 65X10 viel Freude haben. TCLS Mut, ein aufwändige­s Miniled-backlight im X10 zu integriere­n, belohnen wir mit einer guten Wertung.

 ??  ?? Preis: 2 299 Euro • Bildgröße: 65 Zoll • Maße: 145 × 93 × 8 cm (Panel-tiefe ca. 1,5 cm) • Gewicht: 37,4 kg • Bauweise: DIRECTLED-LCD • Auflösung: 3840×2160 Bildpunkte • Stromverbr­auch: ca. 50–235 Watt • Festplatte­naufnahme: nein • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: ja • Dolby Vision: ja • HDR10+: ja • Dolby Atmos: ja (Truehd und DD+ intern oder Weiterleit­ung in DD+, Dts-support im Test fehlerhaft) • Google-assistant • kompatibel zu Amazon-alexa-geräte
Preis: 2 299 Euro • Bildgröße: 65 Zoll • Maße: 145 × 93 × 8 cm (Panel-tiefe ca. 1,5 cm) • Gewicht: 37,4 kg • Bauweise: DIRECTLED-LCD • Auflösung: 3840×2160 Bildpunkte • Stromverbr­auch: ca. 50–235 Watt • Festplatte­naufnahme: nein • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: ja • Dolby Vision: ja • HDR10+: ja • Dolby Atmos: ja (Truehd und DD+ intern oder Weiterleit­ung in DD+, Dts-support im Test fehlerhaft) • Google-assistant • kompatibel zu Amazon-alexa-geräte

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