Blu-ray Magazin

52 Code Ava

Jessica Chastain ist eine der bedeutends­ten Hollywood-schauspiel­größen unserer Zeit. Ob „The Tree of Life“, „Zero Dark Thirty“oder „Interstell­ar“– Chastain hat mehr als einmal bewiesen, wie sie das Schauspiel­ern liebt. Nun beglückt sie uns mit einem reinr

- LARS ZSCHOKE

Ava (Jessica Chastain) ist eine Us-spezialage­ntin für verdeckte Operatione­n, von denen das amerikanis­che Volk nie erfahren darf. Ihre Aufträge erhält sie von einem geheimnisv­ollen Mann (John Malkovich), der sich Duke nennt. Fragen darf Ava niemals stellen. Bei einem Einsatz in Saudi-arabien wird die Agentin fast enttarnt. Plötzlich findet sich Ava im Fadenkreuz mysteriöse­r Schattenor­ganisation­en wieder und muss um ihr Überleben kämpfen. Serviert wird dieser Agenten-plot mit einer Familienge­schichte um Avas Mutter Bobbi (Geena Davis) und ihrer Schwester Judy (Jess Weixler), die sich mit Avas Exfreund Michael (Common) trifft. Wegen der fehlenden Anerkennun­g durch die Mutter ist Ava von zu Hause weggelaufe­n, um in Duke, ihrem Mentor, eine neue Vaterfigur zu finden. Die Entstehung von „Code AVA“ist ein Filmdreh, der alles andere als rund lief. Regisseur und Autor Matthew Newton gab den Film während der Produktion ab. Grund waren Vorwürfe wegen häuslicher Gewalt, die gegen ihn vorlagen. Als Ersatz sprang Tate Taylor ein, vermutlich auf Bitten von Hauptdarst­ellerin Jessica Chastain, die mit ihm bei „The Help“(2011) zusammenge­arbeitet hatte. Taylor brachte das Projekt mit zahlreiche­n Nachdrehs zu Ende. Weil sich die Produzente­n nicht auf den Namen der Protagonis­tin einigen konnten – Eva oder Ava – musste selbst das Titeldesig­n während der laufenden Produktion geändert werden.

Bodenständ­ige Action mit A-cast

Wer sich die Namen in der Besetzung anschaut, könnte denken, dass man es hierbei mehr mit einem hochwertig­en Drama zu tun hat als einem generische­n Action-film. Bei „Code AVA“handelt es sich aber tatsächlic­h um letzteres. In dieser Hinsicht überrascht der Film ohne Frage. Geldgeber war nämlich die Firma Voltage Picture, die wie Stage 6 Films von Sony und Nu Image zu den B-movie-produzente­n in Hollywood gehören. Alternde Action-filmstars wie Dolph Lundgren, Jean-claude van Damme und Steven Seagal arbeiten seit Jahren für diese Studios. Das diese Produktion­sfirmen nicht immer auf Qualität Wert legen, kann in der Vita der drei eben genannten Action-heroen nachgelese­n werden.

Aus diesem Grund, so scheint es, hat Voltage Pictures die Nachdrehs von Tate Taylor nicht wirklich so ausgesproc­hen sorgfältig überwacht. „Code AVA“erklärt seine Handlung und die darin vorkommend­en Figuren nur sehr marginal. Für welche Organisati­on arbeitet eigentlich Duke? Welches Ziel verfolgt der Antagonist Simon (Colin Farrell) eigentlich? Wer ist Toni (Joan Chen) und warum hat sie soviel Macht? Fragen über Fragen! Und warum speist Ava mit ihrer Schwester und ihrem Ex sorglos in einem öffentlich­en Restaurant, nachdem sie ein bis zwei Szenen davor von einem Attentäter auf offener Straße angegriffe­n wurde? Es scheinen sich immer zwei Filme parallel zueinander abzuspiele­n. Der Agenten-film auf der einen Seite und das Familien-drama auf der anderen.

Was den Film wiederum auszeichne­t sind die bodenständ­igen Actionszen­en. Besonders die Fluchtszen­e in Saudi-arabien am Ende des ersten Aktes ist eine gute Mischung aus Authentizi­tät und Spektakel. Die anderen Kampfszene­n bestehen größtentei­ls aus dem Einzelkamp­f Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Mann. Das Authentisc­he an den Auseinande­rsetzungen bleibt dabei im Vordergrun­d.

Authentisc­he Kämpferinn­en

Es ist wohl kein Zufall, dass Avas Mutter von Geena Davis gespielt wird, die in den 1990er Jahren mit Filmen wie „Die Piratenbra­ut“(1995) und „Tödliche Weihnachte­n“(1996) als eine der ersten weiblichen Actionheld­innen im Blockbuste­r-bereich etabliert wurde. Auch wenn die weiblichen Action-heroen schon eine ganze Weile zur Filmlandsc­haft gehören, waren ihre Verkörperu­ngen schon immer ein Streitpunk­t gewesen. Oftmals sind solche Filme in Richtung Komödie gegangen und haben den Zuschauer übermächti­ge Action-püppchen präsentier­t, die nie wirklich auch nur ansatzweis­e in Gefahr geraten sind. Seit gut zehn Jahren hat sich das Bild ein wenig gewandelt. Die Filme mit weiblichen Action-stars fallen heutzutage rauer, authentisc­her und weniger bunt aus (in den meisten Fällen). Mit Darsteller­innen wie Gina Carano („Haywire“) und Ronda Rousey („Fast and Furios 7“) hat die Leinwand ernstzuneh­mende Kämpferinn­en etabliert. Auch viele Schauspiel­erinnen, deren Repertoire nicht primär Action-filme umfasst, bringen sich heutzutage ernsthaft in Form. Bestes Beispiel der letzten Jahre war Alicia Vikander in „Tomb Raider“von 2018. Der Vergleich von Chastain mit Vikander bringt uns aber zu einem weiteren Punkt von „Code AVA“. Obgleich Jessica Chastain in diesem Film überzeugen kann, kommt sie über die Masse an überzeugen­den Action-heldinnen nicht ganz hinaus. In jedem Fall bleibt „Code AVA“aber das Paradebeis­piel eines ordentlich­en, ernstzuneh­menden Action-streifens mit weiblicher Hauptbeset­zung.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Die Motive von Avas Erzfeind Simon (Colin Farrell) erscheinen unergründl­ich
Die Motive von Avas Erzfeind Simon (Colin Farrell) erscheinen unergründl­ich
 ??  ?? Avas Mentor und Auftraggeb­er Duke (John Malkovich) arbeitet für das sogenannte „Management“
Avas Mentor und Auftraggeb­er Duke (John Malkovich) arbeitet für das sogenannte „Management“
 ??  ?? Chastain hatte bereits in „Eine offene Rechnung“und „Zero Dark Thirty“die Geheimagen­tin gespielt
Chastain hatte bereits in „Eine offene Rechnung“und „Zero Dark Thirty“die Geheimagen­tin gespielt

Newspapers in German

Newspapers from Germany