ARCHIVE (VORSCHAU)
Neuere Filme wie „Ex Machina“und „Chappie“sowie Serien wie „Westworld“waren nicht die ersten, die die Konsequenzen eines echten künstlichen Menschen durchgespielt haben. Innerhalb des Science-fiction-genres gibt es hier nahezu unendliche Beispiele, darunter solche Klassiker wie „A.I“(2001), „The Terminator“(1984), „Der Blade Runner“(1982), „Frankenstein“(1931) „Metropolis“(1927) oder sogar „Der Golem“(1915), der eher dem allgemeineren Phantastik-genre zuzuordnen ist. Ein weiteres großes Science-fiction-thema ist das ewige Leben, das durch die digitale Technologie in greifbare Nähe gerückt zu sein scheint. Lässt sich der Geist eines Menschen vollkommen digitalisieren? Heutzutage können schließlich alle möglichen Daten über das Handy registriert und archiviert werden, angefangen bei den täglichen Wegen und Tätigkeiten bis hin zu den sozialen Kontakten und Interaktionen. Die aktuelle Relevanz dieses Themas ist also unbestreitbar da. Für sein regietechnisches Erstlingswerk nahm sich der Concept-künstler und Visual-effects-spezialist Gavin Rothery („Moon“) vermutlich genau deshalb solch einer Handlung an. Und vielleicht auch, weil er sich mit der Realisierung von Effekten besonders gut auskennt. Ein Wissenschaftler, der seine tote Frau mittels gespeicherter Daten, Robotik und KI wieder zum Leben erwecken möchte, ist zudem ein einfaches, aber auch sehr effektives Szenario, das auf mehreren Ebenen funktioniert.
Fausts Homunkulus
Zum einen ist da die Beziehung zwischen einem natürlich geborenen und einem künstlich geschaffenen Menschen. Sieht George Almore (Theo James) in seinen erschaffenen Androiden einfach einen Ersatz für seine Frau, sieht er eine Reinkarnation von ihr oder sieht er ein völlig neues Wesen darin, dem er trotz fremder Erinnerungen eine eigene Persönlichkeit zugesteht – darunter auch die Möglichkeit, ihn nicht zu lieben? Dann wäre da noch die KI, die in verschiedenen Körpern ein eigenes Selbstbewusstsein hat. Wie nehmen sie sich wahr und wie erschafft man überhaupt ein künstliches Selbstbewusstsein? Die Wissensgrundlage liegt im Menschen selbst verborgen. Man muss den Menschen erst vollständig verstehen, bevor man ein künstliches Pendant dazu erschaffen kann. Ist diese Erkenntnis überhaupt möglich? Was bedeutet eine echte KI für den Menschen? Hat er sich damit selbst in den Status eines Gottes erhoben? Zu guter letzt bleibt noch der Spannungsfaktor, der von außen in die traute Zweisamkeit eindringt. Irgendwer muss die Forschung schließlich finanzieren – und was könnte man mit all der Technik alles anfangen? Moralische bzw. gesellschaftsrelevante Fragen werden hier also genauso abgedeckt wie der Wunsch nach Thrill und leichter Action.
Wg-geschichten
Wer sich statt der Standard-blu-ray-edition für die 2-Disc Limited Collector‘s Edition im Mediabook (Blu-ray & DVD) entscheidet, erhält zusätzlich ein 28seitiges Booklet, dessen inhaltlicher Kern ein Interview mit dem Nachwuchsregisseur Gavin Rothery bildet.
Obwohl Rothery über allerlei Persönliches spricht, sich beispielsweise zu seinen Vorstellungen bezüglich der künstlichen Intelligenz, dem Gastauftritt seiner Tochter und auch seiner früheren Wohngemeinschaft mit Duncan Jones („Moon“) äußert, ist kein einziges Foto von ihm enthalten. Aber das lässt sich ja dann beim auf der Disc enthaltenen digitalen Bonusmaterial (Interviews mit Regisseur und den beiden Hauptdarstellern) nachholen. Geschmückt ist das Mediabook mit Filmbildern und computergenerierten Drahtgittermodellen von Georges Forschungseinrichtung sowie Entwürfen der künstlichen Frau.